Jetzt spenden
Baby nuckelt an einer Milchflasche
photocase.com

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Allein in Italien wurden 30 Millionen Liter Milch der Marken Mio und Nidina beschlagnahmt. Für deutsche Säuglingsmilch gibt es dagegen Entwarnung: Nestlé teilte mit, dass die Milch für den deutschen Markt in Verpackungen abgefüllt wird, in denen die Chemikalie ITX nicht enthalten ist.

Babymilch sollte die Kleinen groß und stark machen und sie nicht mit einer Extraportion Chemikalien versorgen. Dass die Behörden nicht wissen, ob die in der Milch gefundene Verpackungs-Chemikalie ITX giftig ist, zeigt, wie dringend wir eine starke EU-Chemikalienreform REACH brauchen. Denn mit einem starken REACH müsste ITX genauso wie 100.000 weitere Chemikalien in Kosmetik, T-Shirts oder Kinderspielzeug getestet werden, erklärt Ulrike Kallee, Chemieexpertin bei Greenpeace.

Die Chemikalie ist in die Milch gelangt, weil sich der Farbstoff, in dem ITX enthalten ist, von der Verpackung gelöst hat. Laut Nestlé geht von den gefundenen Substanzspuren keine Gesundheitsgefahr für die Säuglinge aus. Der Produzent der Verpackungsfarbe betont dagegen in seinen Sicherheitshinweisen, dass beim Arbeiten mit der Substanz der Kontakt mit Haut und Augen vermieden werden sollte. Dem Hersteller zufolge birgt die Chemikalie demnach Gesundheitsrisiken.

Giftig oder nicht? Die Unsicherheit ist groß, denn nur von einem Bruchteil aller Chemikalien wissen wir, ob sie für den Verbraucher gesundheitsschädlich sind, oder ob sie der Umwelt schaden, erklärt Kallee. Doch leider soll die Chemieindustrie nach dem Willen des Europaparlamentes vergangene Woche nur zehn Prozent der Chemikalien testen. Und die neue Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im Schlepptau von BASF und Bayer angekündigt, dies weiter abzuschwächen.

REACH ist in seiner heutigen Form schon ein sehr weit gehender Kompromiss zugunsten der chemischen Industrie. Wesentliche Elemente der ursprünglichen Kommissionsvorschläge wurden gestrichen oder stark abgeschwächt. So gilt die Chemikalienverordnung inzwischen nur noch für rund ein Drittel aller bekannten Chemikalien.

Mit einer umfassenden Verordnung könnten Vorfälle wie heute in Zukunft vermieden werden - und davon würden nicht nur Konsumenten profitieren. Die Leidtragenden sind neben den Verbrauchern auch Firmen wie jetzt Nestlé mit seiner Babymilch-Verpackung. Denn Nestlé steht am Ende einer langen Produktionskette, trägt aber den Imageschaden. Mit einem starken REACH wüsste die Industrie endlich selbst, mit welchen Schadstoffen sie es zu tun hat. Und sie könnte sie vermeiden und Imageschäden vorbeugen, erklärt Kallee. (Autorin: Nadine Behrens)

Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 25.11.2024

Eine historische Chance: Die Vereinten Nationen verhandeln über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung.

mehr erfahren
Robert Heigl im Gespräch vor einem Kasten mit NICHTS
  • 20.11.2024

Im November locken Black Friday und Cyber Monday mit Schnäppchen. Doch wie wäre es, sich NICHTS zu gönnen? Interview mit dem Künstler Robert Heigl über einen ungewöhnlichen Verkaufsraum.

mehr erfahren
Organic Vegetables at Market in Hamburg
  • 25.10.2024

Entdecken Sie sieben kreative Halloween-Ideen, die gruselig und nachhaltig zugleich sind. Von umweltfreundlicher Deko bis hin zu regionalen Snacks – feiern Sie Halloween ohne Kompromisse für die Umwelt!

mehr erfahren
Julios Kontchou untersucht Wasserproben
  • 18.09.2024

Wer verschmutzt den Rhein mit Mikroplastik? Erneut weist Greenpeace in Wasserproben Plastik nach – die Verschmutzung hat sogar zugenommen.

mehr erfahren
Das Bild einer mit Plastikmüll bedeckten Weltkugel, projiziert von Greenpeace Andino im Rahmen der Kampagne "Chile sin Plastics" (Chile ohne Plastik).
  • 01.08.2024

Am Erdüberlastungstag hat der Mensch sämtliche Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. Wie schaffen wir es wieder aus den Miesen?

mehr erfahren
Detox Gruppenaktionstag zu Zara in Berlin im November 2012
  • 09.07.2024

Fast Fashion, also schnelle Mode, was ist das? Wer steckt dahinter und warum ist sie problematisch? Hier gibt es Antworten – auch zu den Alternativen.

mehr erfahren