Vor WTO: Protest gegen Monsanto
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Wie stellt man die Methoden dar, mit denen ein US-Gentechnikkonzern auf einem widerspenstigen Weltmarkt seine Produkte durchzusetzen versucht? Zum Beispiel, indem man vor der WTO-Zentrale in Genf eine Monsanto-Dampfwalze aufstellt, einen US-amerikanischen Regierungsvertreter daraufsetzt und die WTO/USA/Monsanto-Walze über eine Landkarte mit gentechnikfreien europäischen Produkten rollen lässt.
So die Aktion, mit der Greenpeace-Aktive am Donnerstag anlässlich der WTO-Hauptversammlung in Genf für Verbraucherrechte und gegen Gentechnik demonstrierte. Greenpeace-Sprecher Daniel Mittler forderte die Regierungen auf, der arroganten Schikane der USA entschieden entgegenzutreten: Die USA benutzen die WTO, um der Welt im Namen des freien Handels die Interessen der Gentechnikindustrie aufzudrücken.
Hintergrund des Greenpeace-Protests in Genf ist eine Klage der USA gegen die EU bei der WTO, um die Handelsinteressen von Monsanto durchzusetzen. Der US-Konzern drängt mit aller Macht mit seinen Gen-Produkten auf den Weltmarkt. 90 Prozent aller weltweit angebauten Gen-Pflanzen stammen derzeit von Monsanto.
Auf dem europäischen Markt hat der Multi allerdings wenig Chancen: In der EU ist die Zulassung genmanipulierter Pflanzen weitgehend eingeschränkt, nationale Verbote übertreffen zum Teil noch die EU-Regelungen. Der weitaus größte Teil der europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher lehnt genmanipulierte Bestandteile in der Nahrung ab.
Die EU-Kommission war schon dabei einzuknicken: Sie forderte die EU-Mitgliedsstaaten auf, dem Druck der WTO nachzugeben und ihre Verbote aufzuheben. Eine klare Mehrheit der Länder wies dieses Ansinnen im Juni 2005 zurück. Der Ausgang des Handelskriegs ist ungewiss. Die WTO wollte ihre vorläufige Beurteilung des Falles allen Beteiligten Anfang August vorlegen. Dieser Termin ist kurzfristig auf Oktober 2005 verschoben worden.
Die Klage der USA zielt letztlich auf alle Länder, die den Einsatz der grünen Gentechnik beschränken wollen: Bist du nicht willig, so rufe ich die WTO. Besonders Entwicklungsländer haben kaum die Mittel, sich einem solchen Druck zu widersetzen. Damit wird auch ein internationales Abkommen wie das Cartagena-Protokoll über Biologische Sicherheit unterminiert. Es regelt seit September 2003 völkerrechtlich verbindlich den grenzüberschreitenden Handel mit lebenden gentechnisch veränderten Organismen.
Daniel Mittler: Die Zukunft unserer Ernährung darf nicht in den Händen von Handelsexperten an einem heimlichtuerischen WTO-Gerichtshof liegen. Die Regierungen müssen die Macht der WTO beschneiden. Sonst wird sie auch in Zukunft benutzt werden, um Umweltgesetze und Menschenrechte zu bedrohen.
725 Organisationen aus aller Welt haben sich in der Bite back (Beiß zurück)-Initiative zusammengeschlossen, um die Gentechnik-Walze aufzuhalten. Sie stehen für mehr als 55 Millionen Menschen - Landwirte und Verbraucher, die selber entscheiden wollen, was sie anbauen und was sie essen. Den Link auf die Bite back-Website finden Sie unten auf dieser Seite.