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Unterwasserinstallation: Klimawandel und Meeresspiegelanstieg sind reale Gefahren. 12/05/2010
Jason deCaires Taylor / Greenpeace

IPCC-Bericht 2013: Der Klimawandel macht keine Pause

Nächste Woche wird der sogenannte IPCC-Bericht in Schweden vorgestellt. 800 Wissenschaftler haben daran gearbeitet. 1000 Seiten aktuelle Klimaforschung sind das Ergebnis. Alle wichtigen Klimaexperten der Welt werden die Ergebnisse und den Stand der Klimaforschung in Stockholm diskutieren. Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid erklärt, was IPCC bedeutet und was er von dem Gipfeltreffen der Klimaexperten erwartet.

Online-Redaktion: Was ist der IPCC?

Karsten Smid: Im Weltklimarat IPCC (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) finden sich Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammen, die den aktuellen Wissensstand zur Klimaforschung zusammentragen und bewerten. Er wurde im November 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) als zwischenstaatliche Institution gegründet. Der IPCC betreibt selbst keine Forschung, sondern trägt die Ergebnisse der Forschungen in den verschiedenen Disziplinen zusammen. Er wurde 2007, gemeinsam mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Was genau wird in Stockholm besprochen?

Karsten Smid: Jetzt soll der erste Teil (Arbeitsgruppe I) veröffentlicht werden, der sich mit den vergangenen, sowie zukünftig zu erwartenden Klimaänderungen befasst und die Klimamodelle überprüft - die wissenschaftlichen Grundlagen sozusagen. Ende März 2014 wird dann der Bericht zu Klimafolgen, sowie zur Verwundbarkeit in den einzelnen Regionen der Erde und die Möglichkeiten zur Anpassung veröffentlicht. Und dann folgt im April der dritte Bericht zu den Vermeidungsstrategien und Möglichkeiten zum Klimaschutz.

Welche Rolle spielt Deutschland im IPCC?

Karsten Smid: Es gibt viele deutsche Wissenschaftler, von den Universitäten und Klimaforschungsinstituten, die als federführende Autoren an dem Bericht mitgearbeitet haben - dazu gehört das Max Planck Institut für Meteorologie oder das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Welches Ergebnis erwartet Greenpeace?

Karsten Smid: Letztlich geht es um Details. Dass sich die Erde in Folge der menschgemachten Treibhausgase erwärmt, wissen wir schon lange. Die zentrale Frage ist: Können wir eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindern, was haben wir zu erwarten und was müssen wir tun. Es geht um den Anstieg des Meeresspiegels, die Versauerung der Meere und um den Trend der globalen Temperaturerhöhung.

 Macht der Klimawandel denn eine Pause wie die Kritiker behaupten?

Karsten Smid: Das letzte Jahrzehnt war das Wärmste seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Zahlreiche Klima-Katastrophen wie "Super-Storms" und Hochwasser sprechen für sich. Allerdings hat sich der rasante Anstieg der globalen Mitteltemperatur in den letzten 15 Jahren nicht fortgesetzt und die Klimasimulationen haben dies bisher nicht sauber wiedergegeben. Die Temperatur hat sich sozusagen auf einem hohen Niveau stabilisiert. Wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass jahrzehntelange Schwankungen der Ozeane bei der Wärmeaufnahme eine wesentliche und bisher unterschätzte Rolle spielen. Aber auch Aerosole, also Schwebeteilchen, die zum Beispiel in Autoabgasen stecken, und Vulkanaktivitäten spielen eine Rolle. Genau mit den Fragen beschäftigt sich auch der neue Report.

 Also doch etwas Neues?

Karsten Smid: Ja, natürlich. Das ist ja gerade seine Stärke. Die Wissenschaftler führen heiße Debatten über einzelne hochspezifische Details. Es ist wichtig, dass sie mit Skepsis die eigenen Methoden und Klimamodelle hinterfragen. Die Grundaussagen der Klimawissenschaft stehen allerdings keineswegs zur Disposition.

Wieso hat man derzeit den Eindruck, dass die Klimaskeptiker Oberwasser haben?

Karsten Smid: 97 Prozent der Wissenschaftler sind sich einig: 10.000 wissenschaftliche Veröffentlichungen zeigen, der Klimawandel ist real und menschengemacht. Da gibt es ein paar Spinner, Krawallmacher, Energie-Lobbyisten, eine Menge Selbstdarsteller und einige Verschwörungstheoretiker, die das Gegenteil behaupten. Sie streuen Zweifel und nutzen jede Gelegenheit, um auf die etablierte Wissenschaft draufzuhauen. Einige von Ihnen behaupten, CO2 sei gar kein Treibhausgas, andere üben sich in Zweckoptimismus und behaupten, es wird wohl nicht so schlimm kommen. Viele der Klimaskeptiker sind aber auch entschiedene Gegner der Energiewende und wollen auf Teufel komm raus an der Verbrennung von fossilen Energien festhalten.

Wer muss denn nun als Erster auf den Klimawandel reagieren?

Karsten Smid: Aus den Ergebnissen der Wissenschaftler ergibt sich in erster Linie ein Handlungsauftrag für die Politik. Die Wissenschaft liefert die fundierten Grundlagen - entscheiden müssen die Politiker. Und da macht mir der Stillstand der internationalen Klimapolitik viel mehr Sorgen als die Stagnation der Temperatur in den letzten Jahren. Der neueste Sachstand der Klimawissenschaft muss auch dazu genutzt werden wieder Bewegung in die Klimaverhandlungen zu bringen. Da ist natürlich auch besonders die Bundesregierung gefragt.

 

Online-Mitmachaktion

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