Hitachi soll Mitverantwortung für Fukushima übernehmen
- Ein Artikel von Danijela Milosevic
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Hersteller und Zulieferer von Atomkraftwerken sind im Gegensatz zu anderen Industriesektoren von jeglicher Haftung ausgenommen, wenn es zu einem atomaren Unfall kommt. Deshalb protestierten Greenpeace-Aktivist:innen am 7. März an der Europazentrale von Hitachi-Power.
Greenpeace-Aktivist:innen haben die Fassade von Hitachi-Power in Duisburg mit der Botschaft "Don´t let Hitachi walk away from the Fukushima disaster" (sinngemäß: Hitachi muss Verantwortung für Fukushima übernehmen) beschriftet. Hitachi ist eine Zulieferfirma des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi und somit mitverantwortlich dafür, dass die Technologie versagt hat.
"Hitachi macht Profit mit der Atomkraft, während die Menschen das gesundheitliche und ökonomische Risiko tragen müssen. In Fukushima werden die Geschädigten derzeit mit Almosen abgespeist", sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace.
Smital hat in der vergangenen Woche als Leiter einer Greenpeace-Expedition die verstrahlte Zone um das Atomkraftwerk Fukushima besucht. In Gesprächen mit Betroffenen vor Ort und durch eigene Messungen der Strahlung hat sich die Expedition ein umfassendes Bild von der Situation gemacht. Knapp zwei Jahre seit Beginn der Katastrophe, erhalten die Opfer noch immer keinen oder kaum Schadenersatz. Der Betreiber der Reaktoren, Tepco, wurde inzwischen verstaatlicht, um einen drohenden Bankrott des Unternehmens aufgrund der hohen Kosten durch den Unfall zu vermeiden. Der Schaden für das Unglück von Rund 185 Milliarden Euro soll nun großteils aus Steuergeldern gezahlt werden.
Die sechs Reaktoren des Atomkraftwerks von Fukushima Daiichi wurden von Hitachi, General Electric und Toshiba gebaut. Hitachi lieferte den Reaktor 4. Aufgrund der geltenden Gesetze gaben die Hersteller mit der Übergabe des Reaktors an den Betreiber auch jegliches Risiko ab. "Die Rechte der Opfer von Atomunfällen müssen gestärkt werden. Die Atomkatastrophe von Fukushima offenbart auf dramatische Weise die Ungerechtigkeit des Rechtssystems", sagt Smital.
Eine Mitte Februar 2013 veröffentlichte Greenpeace-Studie setzt sich mit dem Haftungsrecht der Atomindustrie und den Folgen der Reaktorkatastrophe in Fukushima auseinander. Die Studie zeigt auf, dass bis heute keiner der Betroffenen vollständig für seinen Verlust von Haus und Besitz entschädigt wurde. Infolge der Reaktorkatastrophe sind 160.000 Menschen evakuiert worden und zehntausende freiwillig vor der atomaren Bedrohung geflüchtet.