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Fisch aus dem Supermarkt
Sabine Möller

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Jeder Deutsche verzehrt nach aktuellen Zahlen durchschnittlich 15,7 Kilogramm Fisch im Jahr. Umso wichtiger ist, welchen Fisch er im Handel angeboten bekommt. Fisch aus gefährdeten Beständen? Fisch aus Fangmethoden mit unverantwortlich hohem Beifang? Fisch, der bereits auszusterben droht? Solchen Fisch mag niemand kaufen.

Zum fünften Mal hat Greenpeace deshalb den Handel unter die Lupe genommen. Welchen Fisch kaufen deutsche Supermarktketten und Discounter ein? Welche Einkaufsrichtlinien haben sie sich selbst gesetzt? Wie kennzeichnen sie ihre Fischprodukte? Gespräche mit den Unternehmen, öffentliche Quellen und bundesweite Stichproben in den Filialen ergeben zusammen ein klares Bild.

Von den 15 untersuchten Unternehmen ist inzwischen keines mehr insgesamt im roten Bereich. Alle haben sich Richtlinien für einen nachhaltigen Fischeinkauf erarbeitet. Ein Fortschritt bei Nachhaltigkeit, Kennzeichnung und Transparenz ist deutlich sichtbar, sagt Meeresbiologin Iris Menn von Greenpeace. Allerdings: Es gibt noch kein Unternehmen mit einer grünen Gesamtnote. Insgesamt wurden nur 45 bis 61 Prozent der Gesamtpunktzahl erreicht.

Wer steht wo?

An der Spitze hat sich nichts geändert. Erneut führt Kaufland das Ranking an, gefolgt von Bünting und Norma. Deutliche Verbesserungen in der Gesamtbewertung zeigen sich bei Kaiser’s Tengelmann, Metro Cash & Carry, Aldi Süd und Aldi Nord. Netto Markendiscount ist das einzige Unternehmen, das seine Einkaufspolitik nicht öffentlich zugänglich macht. Bei allen anderen ist die Richtlinie für den Verbraucher im Internet zugänglich.

Keine Bestnote in der Gesamtwertung, doch die Greenpeace-Arbeit zeigt Erfolge

Dass sich Supermarktketten mit eigenen Einkaufsrichtlinien gegen Überfischung engagieren, geht auf die Arbeit von Greenpeace zurück. 2007 starteten wir mit dem ersten Ranking. Dabei ging es zunächst um die Grundlagen für eine nachhaltige Einkaufspraxis und Sortimentgestaltung. Besonders gefährdete Arten mussten aus den Fischtheken verschwinden, beispielsweise Aal, Rotbarsch, Blauflossenthun oder Dornhai (besser bekannt als Schillerlocke).

2010 sah Greenpeace sich die Einkaufsrichtlinien sowie deren Umsetzung genauer an. Dabei zeigten sich Schwachstellen: Es haperte bei der Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung der Produkte. Die Sortimentgestaltung und das Einhalten von Sozialstandards ließen zu wünschen übrig.

Die intensive Arbeit lohnt sich. 2007 sah das Ranking durch und durch rot aus. In den folgenden Jahren fächerte sich das Feld auf und wurde langsam bunter. Heute sind Nachhaltigkeit, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung der Produkte, Sozialstandards und Transparenz feste Bestandteile der supermarkteigenen Richtlinien. Orange setzt sich langsam durch, Grün leider noch nicht.

Der Handel reagiert schneller als die Politik

Das Engagement der Handelsunternehmen ist für den Schutz der Fischbestände immens wichtig. Das zeigt ein Blick auf die europäische Politik. Die EU-Kommission hat ihrer eigenen Fischereipolitik ein Versagen auf ganzer Linie bescheinigt. 2008 musste sie eingestehen, dass 88 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände in EU-Gewässern überfischt sind. Zu viele und zu große Fischereischiffe mitsamt ihren zerstörerischen Fangmethoden plündern die Meere.

Reformversuche scheitern bisher am Widerstand von EU-Mitgliedern wie Spanien und Frankreich. Greenpeace fordert daher, dass sich die Bundesregierung im Reformprozess für den Abbau der Flottenüberkapazitäten einsetzt und die positiven Maßnahmen des Handels unterstützt. Auch Verbraucher können zum Fortschritt beitragen: indem sie nichts kaufen, dessen Herkunft nicht eindeutig nachhaltig ist, und immer wieder nachfragen.

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