Jetzt spenden
Greenpeace entnimmt Wasserproben vor der Förderplattform Elgin im April 2012
Jörg Modrow / Greenpeace

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Am Montag untersuchten die Greenpeacer entlang der Sperrzone um die havarierte Gasplattform, wie stark die Umwelt nach dem Unfall belastet ist. Sie konnten dabei eine großflächige Ölverschmutzung des Oberflächenwassers feststellen. Mit einer Mittelwellen-Infrarotkamera haben die Umweltschützer nach der Austrittsstelle des klimaschädlichen Methan-Gases gesucht. Zusätzlich hat ein Chemie-Experte mittels großer Luftsäcke Proben aus der Atmosphäre genommen.

Total hat am Montag bekanntgegeben, dass trotz Explosionsgefahr ein Expertenteam mit Spezialausrüstung auf die Plattform geschickt werden solle, um das Leck zu stopfen. Am Freitag hat Total erklärt, dass Arbeiter auf der Elgin bereits seit über einem Monat mit Problemen zu kämpfen hatten. Man habe bis zur Evakuierung am vergangenen Sonntag jedoch versucht, die Schwierigkeiten unter Kontrolle zu bringen.

Am Samstag hat die Betreiberfirma Total bestätigt, dass eine zuletzt noch brennende Fackel auf der Plattform von selbst erloschen sei. Es war befürchtet worden, dass die austretende Gaswolke an der Fackel, die normalerweise überschüssiges Gas verbrennt, explodieren könnte. Das Leck will Total auf der Plattform selbst lokalisiert haben - also über dem Meeresspiegel. Vor Ort wurde eine Sperrzone, sowohl im Wasser als auch in der Luft, errichtet. Damit kann momentan niemand nah an die Plattform heran - auch nicht die Fachkräfte, die das Problem beheben sollen.

Greenpeace-Mitarbeiter waren bereits mit einem FLugzeug vor Ort, um sich die Situation selbst anzuschauen. Wir sind nicht nah genug herangekommen, sagt Greenpeace-Sprecher Kai Britt. Die Mitarbeiter hatten von dem Flugzeug aus Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera und mit Spezialkameras zur Gaserkennung gemacht. Zu sehen war allerdings nur, dass es einen Gasaustritt gibt. Kai Britt vermutet, dass es sich um Methan handelt.

Notfallszenarien von Ölkonzernen werden der Realität nicht gerecht

Laut Angaben der Betreiberfirma Total ist noch unklar, wie das Problem gelöst werden soll. Möglich ist eine sogenannte Entlastungsbohrung. Um die durchzuführen, können aber sechs Monate ins Land gehen. In dieser Zeit würden umgerechnet 800.000 Tonnen CO2-Äquivalente entstehen. Das entpricht ungefähr der Menge an CO2, die 400.000 Autos pro Jahr ausstoßen. Die Zahl basiert auf einer Rechnung, die vom Ausstoß von zwei Kilogramm Methan pro Sekunde am Leck der Plattform ausgeht.

Eine weitere Möglichkeit, das Problem in der Nordsee in den Griff zu bekommen, ist, das Leck mithilfe von Schlamm zu verschließen. Am liebsten aber wäre es dem Ölkonzern, wenn das Gas von selbst versiegt. Dass die Realität nicht so einfach ist wie in Notfallszenarien der Ölkonzerne oftmals dargestellt, wird in der jetzigen Situation einmal mehr klar. Trotzdem gehen die Konzerne auf ihrer Jagd nach mehr Profit bei der Gas- und Ölgewinnung immer größere Risiken ein.

Für mehr Profit nehmen Ölkonzerne die Zerstörung wertvoller Ökosysteme in Kauf

{image_r}Greenpeace hat in der Vergangenheit bei Flügen über der Nordsee dokumentiert, dass auch im normalen Betrieb - ohne Zwischenfall - Öl austritt. Die durch Öl- und Gasplattformen verursachte Verschmutzung ist aus der Luft deutlich in Form von Ölteppichen sichtbar. Bei der Förderung eines Gemischs aus Öl, Gas und Wasser bleibt das sogenannte Produktionswasser übrig. Dieses Wasser wird ins Meer geleitet - mitsamt der Restmengen an Öl. Die enthaltenen Schadstoffe können so in die Nahrungskette gelangen und sich in Meereslebewesen anreichern.

Shells Pläne, in der Arktis nach Öl zu bohren, sind ein weiteres Beispiel dafür, dass die Konzerne trotz zahlreicher Unfälle in der Vergangenheit noch immer so tun, als ob die Risiken kalkulierbar seien. Ein Ölunfall in dieser Region hätte katastrophale Folgen für das hochsensible und einzigartige Ökosystem. Greenpeace hat bereits mit Aktionen Ende Februar und Mitte März gegen Shells Pläne protestiert.

Gas- und Ölbohrungen können nie sicher sein, sagt Kai Britt, Sprecher von Greenpeace. Es gibt immer die Gefahr einer Katastrophe, sowohl für Arbeiter als auch für die Umwelt.

  • Die havarierte Plattform Elgin, April 2012

    Ölfilm auf dem Wasser

    Überspringe die Bildergalerie
  • Aus der Elgin-Gasplattform austretendes Gas, aufgenommen mit Infrarotkamera, Februar 2012

    Die Elgin-Gasplattform

    Überspringe die Bildergalerie
  • Ölverschmutzte Nordsee nach Elgin-Unfall

    Ölverschmutzung

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Experte entnimmt Wasserproben vor der Förderplattform Elgin im April 2012

    Wasserproben

    Überspringe die Bildergalerie
  • Greenpeace-Chemieexperte Manfred Santen nimmt Luftproben an der Elgin-Sperrzone

    Sperrzone an der Elgin

    Überspringe die Bildergalerie
  • Das gechartete Greenpeace Schiff auf dem Weg zur Total Gasplattform im April 2012.

    Die "Königin Juliana"

    Überspringe die Bildergalerie
  • Die Gasförderplattform Elgin in der Nordsee umgeben von Nebel, März 2012

    Im dichten Nebel

    Überspringe die Bildergalerie
  • Die Gasförderplattform Elgin in der Nordsee östlich von Aberdeen/Schottland, März 2012.

    Elgin Wellhead

    Überspringe die Bildergalerie
  • Infrarotaufnahme von der Gasplattform Elgin, Februar 2012

    Infrarotaufnahme

    Überspringe die Bildergalerie
  • Kai Britt und der Pilot vor dem Abflug zur Gasförderplattform Elgin im März 2012

    Vor dem Abflug

    Überspringe die Bildergalerie
  • Die Gasförderplattform Elgin in der Nordsee östlich von Aberdeen/Schottland, März 2012.

    Gasförderplattform Elgin

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Datum
Rally against Corporations Trying to Sue Critics into Silence in Oakland

Mehr zum Thema

zwei Schlauchboote mit Aktivist:innen auf der Ostsee, im Hintergrund das Schiff
  • 25.10.2024

Gefahr durch Schattenflotte: Warnemünde, Fehmarn und Damp wären im Falle einer Ölpest bedroht. Greenpeace-Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralteten Tankern.

mehr erfahren
Brennender Tanker "Annika" von oben
  • 11.10.2024

Am Freitagmorgen geriet der Öltanker "Annika" vor der Ostseeküste in Brand, es drohte eine Umweltkatastrophe. Dieser Brand verdeutlicht einmal mehr, wie sehr Tanker die sensiblen Ökosysteme bedrohen.

mehr erfahren
Nach der Havarie des Öltankers Prestige vor der galicischen Küste Spaniens

Öltanker transportieren mehr als die Hälfte des geförderten Rohöls über die Weltmeere. Obwohl die Schiffe seit 2010 Doppelhüllen haben müssen, passieren immer wieder Unfälle.

mehr erfahren
Rally against Corporations Trying to Sue Critics into Silence in Oakland
  • 04.09.2024

Die Geschichte der SLAPP-Klage von Energy Transfer gegen Greenpeace in den USA - und welche Rolle sie weltweit spielt

mehr erfahren
In einem letzten Gefecht kletterten die Demonstranten auf den 125 m langen Fackelausleger der Plattform und schwenkten ein Transparent mit der Aufschrift „Bohren stoppen“. Fangen Sie an zu bezahlen.“ Unterdessen segelten fünf weitere Aktivisten unter der Leitung von Yeb Saño, Executive Director von Greenpeace Südostasien, an Bord des 8 Meter langen Tanker Tracker-Bootes von Greenpeace Nordic aus, um das 51.000 Tonnen schwere White Marlin-Schiff abzufangen, das von Shell unter Vertrag genommen wurde, als es
  • 09.11.2023

Vergangenen Februar protestierten Greenpeace-Aktivist:innen friedlich auf einer Shell-Ölplattfrom gegen Umweltzerstörung. Shell legt nun Einschüchterungsklage vor.

mehr erfahren
Canadian Activists Want 'Arctic 30' Home for the Holidays

2013 werden 28 Greenpeace-Aktivist:innen und zwei freie Journalisten für ihren friedlichen Protest gegen Ölbohrungen vor der Küste Russlands wochenlang inhaftiert. "Zu unrecht", urteilt die EU 2023.

mehr erfahren