Jetzt spenden
Habeck mit Flaschenpost
Fred Dott / Greenpeace

Schleswig-Holsteins Umweltminister Habeck wird Ölbohrungen im Wattenmeer ablehnen

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Eine lange Hängepartie schien sich abzuzeichnen: Auch wenn die vom Erdölkonzern Dea beabsichtigten Probebohrungen im schleswig-holsteinischen Wattenmeer unsinnig und riskant sind, sah es bislang nicht nach einer schnellen Entscheidung in der Sache aus. Eine Verträglichkeitsprüfung, wie sie in einem solchen Fall vorgesehen ist, kann Jahre dauern. Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Rechtsexpertise Anfang Dezember befand jedoch: Der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen) könnte die Pläne umgehend ablehnen.

Damit nicht genug: Der Minister hat sein eigenes Gutachten erstellen lassen – und das kommt zum gleichen Ergebnis. Die Berliner Kanzlei GGSC teilt in ihrem 65 Seiten langen Schriftstück die Einschätzung von Greenpeace: Eine „naturschutzfachliche Bewertung“, so das Gutachten, sei für die Einschätzung „hilfreich; (…) aber entbehrlich“. Denn ein sogenannter „atypischer Fall“, der für eine Ausnahmegenehmigung im Nationalpark nötig wäre, läge hier nicht vor. Alle rechtlichen Grundlagen, das Vorhaben auf Eis zu legen, sind bereits gegeben, weil mit „erheblichen Beeinträchtigungen“ für das Wattenmeer zu rechnen sei.

Das heißt: Die Pläne sind vom Tisch. „Minister Habeck wird den Antrag auf Probebohrungen ablehnen“, sagt Jörg Feddern, Greenpeace-Experte für Öl. „Das ist das Aus für die Pläne von Dea, mitten im Nationalpark Wattenmeer nach Öl zu bohren.“

Was lange währt…

Schon seit 1987 fördert der Ölkonzern Dea (damals noch RWE Dea) im Wattenmeer Öl, mit der nach dem Ölfeld benannten Plattform Mittelplate. Möglich ist diese Förderung, weil die Genehmigung und Erschließung des Ölfeldes vor der Einrichtung des Nationalparks stattgefunden hat. Es wird aber wohl die Ausnahme bleiben.

Heute Nachmittag stellte Minister Habeck das Gutachten in einer Sitzung des Umwelt- und Agrarausschusses des Landestages vor. Der Minister hat es nun schriftlich und in zweifacher Ausführung: Dea hat nicht das Recht, im Wattenmeer nach Öl zu bohren – er kann dem verantwortungslosen Handeln im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer endlich einen Riegel vorschieben.

Monatelange Überzeugungsarbeit

Greenpeace ließ den grünen Umweltminister im vergangenen Jahr nicht vom Haken: Den Sommer über hatten Greenpeace-Aktivisten mehrfach auf die Problematik von Ölbohrungen hingewiesen, unter anderem mit einer Informationstour des Schiffs Beluga II entlang der Nordseeküste sowie einem Protest direkt an einer der geplanten Bohrstellen im Nationalpark. Im November überreichte Greenpeace ihm in Kiel rund 24.000 Unterschriften von Touristen und Küstenbewohnern gegen die geplanten Ölbohrungen im Wattenmeer. 

  • SH-Umweltminister Robert Habeck und Greenpeace-Ölexperte Jörg Feddern

    Ein Wort mit dem Minister

    Überspringe die Bildergalerie
  • Beluga II mit Banner: "Dea - Keine neuen Ölbohrungen im Wattenmeer"

    Mahnung zwischen zwei Masten

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Datum
Rally against Corporations Trying to Sue Critics into Silence in Oakland

Mehr zum Thema

zwei Schlauchboote mit Aktivist:innen auf der Ostsee, im Hintergrund das Schiff
  • 25.10.2024

Gefahr durch Schattenflotte: Warnemünde, Fehmarn und Damp wären im Falle einer Ölpest bedroht. Greenpeace-Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralteten Tankern.

mehr erfahren
Brennender Tanker "Annika" von oben
  • 11.10.2024

Am Freitagmorgen geriet der Öltanker "Annika" vor der Ostseeküste in Brand, es drohte eine Umweltkatastrophe. Dieser Brand verdeutlicht einmal mehr, wie sehr Tanker die sensiblen Ökosysteme bedrohen.

mehr erfahren
Nach der Havarie des Öltankers Prestige vor der galicischen Küste Spaniens

Öltanker transportieren mehr als die Hälfte des geförderten Rohöls über die Weltmeere. Obwohl die Schiffe seit 2010 Doppelhüllen haben müssen, passieren immer wieder Unfälle.

mehr erfahren
Rally against Corporations Trying to Sue Critics into Silence in Oakland
  • 04.09.2024

Die Geschichte der SLAPP-Klage von Energy Transfer gegen Greenpeace in den USA - und welche Rolle sie weltweit spielt

mehr erfahren
In einem letzten Gefecht kletterten die Demonstranten auf den 125 m langen Fackelausleger der Plattform und schwenkten ein Transparent mit der Aufschrift „Bohren stoppen“. Fangen Sie an zu bezahlen.“ Unterdessen segelten fünf weitere Aktivisten unter der Leitung von Yeb Saño, Executive Director von Greenpeace Südostasien, an Bord des 8 Meter langen Tanker Tracker-Bootes von Greenpeace Nordic aus, um das 51.000 Tonnen schwere White Marlin-Schiff abzufangen, das von Shell unter Vertrag genommen wurde, als es
  • 09.11.2023

Vergangenen Februar protestierten Greenpeace-Aktivist:innen friedlich auf einer Shell-Ölplattfrom gegen Umweltzerstörung. Shell legt nun Einschüchterungsklage vor.

mehr erfahren
Canadian Activists Want 'Arctic 30' Home for the Holidays

2013 werden 28 Greenpeace-Aktivist:innen und zwei freie Journalisten für ihren friedlichen Protest gegen Ölbohrungen vor der Küste Russlands wochenlang inhaftiert. "Zu unrecht", urteilt die EU 2023.

mehr erfahren