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Die EU will Ende Februar über die Treibstoff-Qualitätsrichtlinie abstimmen lassen, die die komplette Klimabilanz eines Treibstoffs erheben will. Es soll also nicht nur berechnet werden, was aus dem Auspuff eines Autos rauskommt, sondern auch, wie viele schädliche Treibhausgase bei der Herstellung entstehen.
Das wäre schlecht für BP und Shell, die maßgeblich Teersand ausbeuten. Denn das Öl wird unter enormem Einsatz von Energie, Wasser und Chemie aus ölhaltigem Sand gewaschen. Treibstoffe aus Teersand werden mit höheren klimaschädlichen CO2-Werten produziert, das würde in die Bewertung der Zulassung mit eingehen. Damit hätte Teersand Schwierigkeiten, auf den EU-Markt zu gelangen. Denn die EU hat sich das Ziel gesetzt, die Treibhausgasintensität von Benzin und Diesel bis 2020 um sechs Prozent zu verringern.
Das Bundesumweltministerium folgt der Argumentation der EU, dass dieses EU-Ziel nur zu erreichen sei, wenn der gesamte Produktionsprozess einbezogen würde. Das FDP-geführte Wirtschaftsministerium schießt dagegen und will die Treibstoff-Qualitätsrichtlinie nicht. Das ist unverantwortlich, kritisiert Greenpeace-Sprecher Christoph von Lieven. Klimaschutz muss Vorrang haben vor dem dreckigen Geschäft mit Teersand.
Auf Antrag der Grünen soll nun diese Woche der Umweltausschuss des Bundestages über die Richtlinie abstimmen. Gerüchteweise hört man, dass selbst Teile der Regierungskoalition dem Antrag der Grünen im Umweltausschuss folgen wollen, sagt von Lieven. Wir hoffen, dass sich hier nicht die rein finanzorientierte Wirtschaftsfraktion mit einem Koalitionszwang durchsetzt. Das wäre ein klarer Auftrag an die Bundesregierung, nicht nur vom Klimaschutz zu reden, sondern endlich aktiv zu werden.
Der dreckige Abbau von Teersand
Bislang spielen Treibstoffe aus Teersand in Europa keine große Rolle. Das kann sich allerdings bei steigenden Ölpreisen und schwindenden Ressourcen ändern. Dabei bereitet schon jetzt die Ausbeutung von Teersandfeldern in Kanada große ökologische Probleme mit enormen negativen Auswirkungen für Mensch und Tier.
Um das zähe Öl zu gewinnen, wird Teersand mit Dampf aus dem Sand-Lehmboden gelöst. Das Öl wird verflüssigt und kann abgepumpt werden, während Sand, Lehm und die freiwerdenden giftigen Chemikalien im Boden bleiben. Dabei wird nicht nur immens viel Energie, sondern auch Wasser und Chemikalien eingesetzt. Das verseuchte Wasser gelangt in Kanada in den Athabasca River - seitdem häufen sich Krebs- und Autoimmunkrankheiten in einigen flussabwärts gelegenen Orten.