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Tom Clements ist Vorsitzender der Bürgerinitiative Savannah River Site Watch in South Carolina/USA: " Wir haben die Organisation gegründet, weil wir irgendwann sagten, das Problem ist so groß, dass es dringend notwendig ist eine eigene NGO zu gründen, die sich mit den regionalen Problemen von Atommüll beschäftigt. Anfang 2014 legten wir dann den Fokus auf die riesige Atomanlage Savannah River Site."
Vorher hat Clements unter anderem 15 Jahre bei Greenpeace International für die Atomkampagne gearbeitet, und auch lange Zeit bei der Umweltschutzorganisation Friends of the Earth in diesem Bereich mitgewirkt.
Savannah River Site ist ursprünglich eine Anlage für das amerikanische Atomwaffenprogramm. Kannst du beschreiben, wie es dort aussieht und was genau dort geschieht?
Die Atomindustrie ist riesig in den USA, und ein bedeutender Teil davon ist die Atomwaffenprdouktion. Savannah River Site ist eine der größten Anlagen, sie umfasst 800 Quadratkilometer.
[Anm. der Redaktion: Etwa die Fläche des Bundeslandes Berlin und ca. 100-mal größer als die Fläche der großen Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague in Frankreich oder Sellafield in England.]
Es gibt dort fünf Reaktoren, die Plutonium für Atomwaffen produzierten. Und das heißt wiederum, es gibt eine riesige Menge Atommüll in dieser Anlage, die darauf wartet entsorgt zu werden. Und wie immer weiß niemand so genau, was mit dem Atommüll passieren soll. Hinzukommt, dass die Tanks in denen der radioaktive Müll gelagert wird, teilweise undicht sind. Vor allem die Bürger sind sehr besorgt über diesen ungewissen Zustand.
Was ist das Problematische bei der Anlage? Es wird behauptet, dass es die kontaminierteste Atomanlage der Welt sei.
Dort lagert eine riesige Menge radioaktiven Materials noch aus den Zeiten des Kalten Krieges. Derzeit befinden sich dort noch über 100 Millionen Liter hochradioaktiven flüssigen Atommülls. Er lagert in Tanks, die über 50 Jahre alt sind. 51 dieser Tanks sind undicht und werden von der Gesundheits- und Umweltbehörde von South Carolina (South Carolina Department of Health & Environmental Control) als das größte Umweltproblem von South Carolina bezeichnet.
Der Atommüll aus Deutschland würde ebenfalls wieder aufgearbeitet werden, das heißt, die Brennelemente werden in Säure aufgelöst und das große Problem des hochradioaktiven flüssigen Atommülls noch weiter verschärfen.
Warum ist Savannah River Site nicht geeignet für die Lagerung von Atommüll? Und was gibt es in den USA für Lösungen für den Atommüll?
Die USA hat noch immer keinen konkreten Plan, was mit dem radioaktiven Müll passieren soll, dennoch werden immer noch Atomkraftwerke weiter betrieben. Es konnte bislang aber noch keine geeignete geologische Lagerstätte gefunden werden und der Suchprozess ist zum Stillstand gekommen ohne irgendwelche Anzeichen, ihn wieder aufzunehmen. Das macht die Situation mindestens genauso aussichtslos wie in Deutschland. Das ist eine sehr traurige aber auch gefährliche Angelegenheit.
Und jetzt will Deutschland seinen Atommüll aus Jülich in die USA bringen. Wie hast du davon erfahren, dass es diese Transportpläne gibt?
In Savannah River Site lagert mehr atomarer Müll als in allen anderen Anlagen in den USA. Aus diesem Grund wird hier viel über dieses Thema gesprochen. Das Absurde dabei ist: Während die amerikanische Bevölkerung darüber diskutiert wie man mit dem strahlenden Müll umgehen soll, wird in Deutschland beschlossen, noch mehr Müll in die USA zu schicken.
Über diese Pläne haben mich 2013 deutsche Aktivisten informiert und ich habe das dann in den USA öffentlich gemacht. Denn die amerikanische Regierung sprach nicht offen über die Pläne. Erst ein Jahr später, im Mai 2014, hat man zugegeben, dass es das Vorhaben eines solchen Transports gibt. Das ist nochmal ein eindeutiger Beweis dafür, dass wir Bürger selbst aktiv sein und uns wehren müssen.
Ein Rechtsgutachten von Greenpeace hat jetzt aufgezeigt, dass der Transport nach deutschem Recht illegal wäre. Was ist das Problem der Verlagerung und was ist von Seiten der USA dabei besonders bedenklich?
Während meines Aufenthalts in Deutschland habe ich noch einmal genauer erfahren, dass es in jedem Fall illegal ist den Müll zu verschiffen. Es wäre rechtswidrig ihn nach Savannah zu bringen, denn dort soll ein Teil wieder aufbereitet werden, da es sich aber in Jülich um einen Leistungs – und nicht um einen Forschungsreaktor handelt, ist das gesetzlich verboten. Savannah ist weder geeignet für den hochradioaktiven Atommüll wie diese Brennelementkugeln noch ist es ein Endlager.
Wir befürchten auch, dass dieser Fall eine Tür öffnen könnte für viele weitere Länder, die dann mit ihrem strahlenden Müll hier ankommen. Aber die USA ist keine internationale Müllhalte für Atommüll aus Deutschland und der ganzen Welt.
Glaubst du, dass der Transport des deutschen Atommülls in die USA noch aufzuhalten ist? Die beiden Länder haben ja bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet.
Ich glaube wir schaffen das. Ich hoffe, dass das Gericht in Deutschland diese Pläne nicht durchgehen lässt. Auch in den USA hat der Fall bereits eine große Medienaufmerksamkeit bekommen. Es gibt viele negative Stimmen, ein Großteil der amerikanischen Bevölkerung und ein Teil der lokalen Politiker haben sich gegen dieses hochgefährliche Unterfangen ausgesprochen.
Nur Deutschland will die Castoren und somit auch die Probleme loswerden und in den USA gibt es die privaten Betreiber der Atomanlage, die darauf spekulieren, damit eine große Menge Geld verdienen zu können. Doch ich denke, falls es so weit kommen sollte, werden sich deutsche und amerikanische Bürgerinitiativen zur Wehr setzten und protestieren. Wir müssen nur zusammenhalten und mit unserer Arbeit gegen diesen Transport weitermachen.
Vielen Dank für das Gespräch.