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Tatsächlich ist im Primärkreislauf eines AKW auch ein kleines Leck keine Kleinigkeit. Das Leck lässt sich weder mit Ventilen absperren noch im laufenden Betrieb reparieren. Solange Druck auf dem System ist, bleibt die Leckage bestehen.
Dass der Betreiber RWE das AKW bis zum Revisionstermin im Januar mit Leck weiterlaufen lassen will, zeigt wieder einmal, dass von 'besonders zuverlässigen Betreibern' und 'besonders sicheren' deutschen Atomkraftwerken keine Rede sein kann, so Atomexperte Mathias Edler von Greenpeace.
Es ist nichts Neues, dass Vorkommnisse in Atomkraftwerken kleingeredet werden. Derzeit passen solche Vorkommnisse besonders wenig in die Pläne der AKW-Betreiber. Die Atomlobby hofft auf einen Regierungswechsel und bereitet den Ausstieg aus dem Atomausstieg vor. Um den Bürgern die Rückwärtswende schmackhaft zu machen, wird die Atomkraft als Retter gepriesen: vor dem Klimawandel, vor der Versorgungslücke, vor hohen Strompreisen, neuerdings auch vor dem Gasnotstand.
Auch RWE-Chef Jürgen Grossmann weiß die Gunst der Stunde zu nutzen. Am 18. Januar forderte er im Handelsblatt angesichts des russisch-ukrainischen Gaststreits Investitionen in die Atomkraft in Deutschland.
Der erneute Vorfall in seinem Pannenreaktor Biblis beweist, was von einem Weiterbetrieb der alten Atommeiler zu halten ist und welches Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung damit verbunden ist. Biblis B gehört heute trotz aller Nachrüstungen zu den gefährlichsten deutschen Atomkraftwerken. Von 1976 bis 2007 gab es in dem Reaktor über 380 sogenannte meldepflichtige Ereignisse.
In der Greenpeace-Studie Risiko Restlaufzeit liegt Biblis B hinter den AKW Brunsbüttel und Biblis A an dritter Stelle der riskantesten Atomkraftwerke in Deutschland. Die Studie wurde mit Hilfe eines Betriebsindikators erstellt. Dieser beschreibt die Gefahren, die von einem Atomkraftwerk ausgehen.
Die Reaktion von RWE auf das Leck im deutschen Pannenreaktor Biblis B zeigt, dass Grossmann auf Teufel komm raus mit alten AKW Geld in die RWE-Kassen spülen will. Das Sauberste wäre gewesen, den Reaktor sofort herunterzufahren und das Leck zu reparieren - egal, wie groß die Leckage ist, sagt Edler.