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Brasilien hat in den siebziger Jahren einen Vertrag über den Bau von acht Reaktoren mit der Siemens-Tochter Kraftwerksunion (KWU) abgeschlossen. Davon ging jedoch - nach einer Bauzeit von 25 Jahren - lediglich Angra 2 in Betrieb, Angra 3 gilt offiziell als im Bau, de facto liegt das Projekt auf Eis. Über den Bau der sechs weiteren geplanten Reaktoren im Bundesstaat São Paulo wird schon lange nicht mehr debattiert.
Lobbyarbeit für den Bau des Reaktors betreiben derzeit vor allem die französische Regierung und Framatome, mit denen Siemens die Atomaktivitäten vor einigen Jahren zusammengelegt hat. Das Geld für den Bau des Reaktors könnte dabei noch überwiegend aus Deutschland kommen. Könnte, denn Eletronuclear, der Betreiber der Anlagen, ist bereits überschuldet und müsste erst saniert werden, bevor neue Kredite aus dem Ausland fließen dürften. Die Dresdner Bank und die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie die französische Société Generale stehen zur Finanzierung bereit.
Luiz Pinguelli Rosa ist Geschäftsführer von Eletrobras, der Muttergesellschaft von Eletronuclear. Er hat schon einen Plan, wie die Entschuldung des Unternehmens gelingen könnte. Pinguelli wünscht sich, dass alle Stromkunden im Süden und Südosten Brasiliens in Zukunft 0,38 Prozent ihrer Stromrechnung an Eletronuclear zahlen. Abgeguckt hat er das wahrscheinlich in Deutschland - hier wurde bis 1995 der Kohlepfennig fällig, ein Aufschlag von knapp 10 Prozent auf die Stromrechnung zugunsten der deutschen Steinkohleindustrie. (hol)