Jetzt spenden
Allerorten im Wendland: Zeichen des Castor-Protests 01.10.2010
Bente Stachowske / Greenpeace

Geringere Sicherheitsanforderungen für Atommüll-Endlager

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Es ist skandalös! Schon wieder werden zu Atomfragen geheime Verhandlungen geführt, schon wieder wird das Parlament umgangen, sagt Mathias Edler, Atomexperte von Greenpeace. Und schon wieder zieht Gerald Hennenhöfer, Cheflobbyist der Atomkonzerne im Bundesumweltministerium, dabei die Strippen. Der ehemalige E.ON-Manager ist der wichtigste Brückenkopf der Atomindustrie in der Regierung. Er hat schon bei den Geheimverhandlungen zu den Laufzeitverlängerungen der Regierung die Feder geführt.

Der Länderausschuss für Atomenergie besteht ausschließlich aus Vertretern der fünf schwarz-gelb regierten Atom-Bundesländer. Als Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium leitet Hennenhöfer das Gremium. Das Ministerium gab die Änderung der Sicherheitskriterien am Montag auf seiner Webseite bekannt.

Die auffälligste Änderung ist, dass für ein Endlager nun kein nachvollziehbar dokumentiertes Auswahlverfahren nach wissenschaftlichen Kriterien mehr nötig sein soll. Greenpeace hatte im April nachgewiesen, dass die Entscheidung für Gorleben aus politischen statt aus wissenschaftlichen Gründen getroffen wurde. Da nun kein nachvollziehbares Auswahlverfahren mehr gefordert ist, legitimiert der Länderausschuss mit dieser Änderung die Wahl Gorlebens nachträglich.

Weiterhin wurde eine Passage so geändert, dass Gorleben nun komplett ausgebaut werden kann, ohne dass die Öffentlichkeit ein Mitspracherecht hat. Erst bei Beginn der Einlagerung von Atommüll muss sie beteiligt werden. An anderer Stelle wurde der Begriff des Risikos eines Gesundheitsschadens durch radioaktive Stoffe durch Strahlendosiswerte ersetzt. Damit fallen andere langlebige chemisch-toxische Gefahren unter den Tisch.

Nicht zuletzt hat der Länderausschuss auch die Haftbarkeit der Atomkonzerne reduziert: Für Verpackung und Deklaration atomarer Abfälle soll in Zukunft ein Ablieferungspflichtiger verantwortlich sein statt wie bisher der Abfallverursacher. Dies verlagert die finanzielle Verantwortung für Schadensersatzforderungen auf staatliche Entsorgungsfirmen und damit auf den Steuerzahler.

Sieht Minister Röttgen eigentlich nicht, was hier passiert, oder deckt er seinen Abteilungsleiter?, fragt Greenpeace-Experte Edler. Es scheint, Röttgen läuft jetzt gänzlich an der Leine der Atomkonzerne - und das mit einem Maulkorb seiner Kanzlerin!

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Projektion zum Atomausstieg am AKW Isar 2
  • 16.08.2024

Atomkraft ist nicht nur riskant, sondern auch keine Lösung für die Energiekrise. Am 15. April 2023 wurden die deutschen Atomkraftwerke darum endgültig abgeschaltet, nun wurden Kühltürme gesprengt.

mehr erfahren
Atommeiler in Cattenom
  • 19.06.2024

Atomenergie ist ein volkswirtschaftliches Risiko, so eine aktuelle Greenpeace-Studie. Die Rechnung für unkontrollierte Kostensteigerungen und massive Verzögerungen begleichen die Steuerzahlenden.

mehr erfahren
Nuclear Action at EnBW in Germany
  • 24.05.2024

Tausende von Jahren sollte das „Versuchsendlager“ im ehemaligen Salzbergwerk Asse II sicher sein. Knapp vier Jahrzehnte später säuft es durch Wassereinbrüche ab, die Schachtanlage droht einzustürzen.

mehr erfahren
In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.
  • 26.04.2024

Am 26. April 1986 erschüttert eine Explosion das Atomkraftwerk Tschornobyl. Eine radioaktive Wolke verseucht die Region und zieht über Europa. Ursache sind menschliches Versagen und technische Mängel.

mehr erfahren
Greenpeace and BUND Naturschutz Celebrate Nuclear Phase-out in Munich
  • 12.04.2024

Vor einem Jahr ging das letzte AKW in Bayern vom Netz. Strom aus erneuerbaren Energien hat deutschlandweit Atomstrom ersetzt. Nur der Freistaat hinkt hinterher. Warum ist das so?

mehr erfahren
Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht
  • 09.04.2024

Happy Birthday, Atomausstieg! Auch wenn ein Jahr nach dem deutschen Ausstieg vielerorts eine “Renaissance der Atomkraft” herbeigeredet wird, laut einer aktuellen Studie sprechen die Fakten dagegen.

mehr erfahren