Alte AKW, tickende Zeitbomben
Das Greenpeace-Schiff „Beluga II“ ist auf Protestfahrt gegen alternde Atommeiler in Europa. Ziel: die Menschen vor Ort über die Risiken der Atomkolosse aufzuklären.
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Genau achtundzwanzig Jahre liegt die Atomkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl zurück. Anlässlich des Jahrestages protestieren Greenpeace-Aktivisten auf der „Beluga II“ vor Frankreichs Uralt-AKW Fessenheim. „Die Erinnerung an Tschernobyl führt uns die Katastrophe vor Augen, die ein schwerer Atomunfall verursacht“, so Susanne Neubronner, Atomexpertin von Greenpeace. „Das Risiko wächst mit dem Alter der Atomanlagen. Europa muss die Erneuerbaren Energien rasch ausbauen, um sich sicher und unabhängig mit Energie versorgen zu können.“
„Acht Wochen lang wird die „Beluga II“ auf Rhein und Mosel unterwegs sein und die Regionen mit alten AKW in Deutschland, Frankreich, Luxemburg und der Schweiz besuchen. Weitere Stationen sind unter anderem Basel, Straßbourg, Remich, Trier und Köln. In insgesamt 14 Städten wird das Greenpeace-Schiff Halt machen. Besucher dürfen gerne an Bord kommen. In einer Ausstellung können sie sich über die Risiken durch alternde Atommeiler informieren und am Protest gegen die europäische Energiepolitik teilnehmen.
Lage in Tschernobyl weiter ungelöst
Ein neuer Greenpeace-Report beschreibt die Situation im havarierten AKW Tschernobyl. Bei dem katastrophalen Nuklearunfall im Jahr 1986 explodierte Block vier des ukrainischen Atommeilers. Der radioaktive Fallout verseuchte weite Teile Europas. Der Bau einer neuen Schutzhülle um die havarierte Anlage herum ist bereits zwölf Jahre im Verzug. Wegen der angespannten Situation in der Ukraine verzögert sich der Bau jetzt erneut. Gleichzeitig wird der provisorische Sarkophag, der die austretende Strahlung zurückhalten soll, immer brüchiger.
Kein Ende in Sicht
Rund 1,5 Milliarden Euro haben die EU und 41 Länder schon bereitgestellt. Die ursprünglich veranschlagten Kosten haben sich verdreifacht und werden weiter steigen. Ungelöst ist auch noch immer die Bergung der brennstoffhaltigen, hochradioaktiven Massen im Reaktor. Deren Kosten in Milliardenhöhe sind bisher nicht berücksichtigt. Ob der explodierte Reaktor unter den gegebenen technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen jemals in ein ökologisch sicheres System überführt werden kann, ist zweifelhaft. „Fukushima und Tschernobyl machen deutlich, dass wir aus dieser gefährlichen Dinosauriertechnologie aussteigen müssen“, sagt Susanne Neubronner. Greenpeace fordert die Bundesregierung daher auf, sich europaweit für ein ehrgeiziges Ausbauziel der Erneuerbaren Energien von 45 Prozent bis zum Jahr 2030 einzusetzen.
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