Kindermode im Discountercheck: Chemie im Sonderangebot
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Niedrige Preise, niedrige Standards: Greenpeace testete Schuhe und Textilien aus Discountern - mehr als die Hälfte enthalten gefährliche Chemie. Zeit zu entgiften für Aldi, Lidl und Co.
Auf den Riemen der lilafarbenen Kinderschuhe glänzen Sterne, die Sohle blinkt. Kleine Kinder, drei, vier Jahre alt, lieben solche Schuhe. Für die Eltern sind sie ein Schnäppchen, denn die „Walkx Schuhe mit Blinkfunktion“ kosten nur 9,90 Euro. Was die Eltern nicht wissen: Im Preis sind auch Chemikalien wie Dimethylformamid (DMF) inbegriffen. Das ist eine Substanz, die akut giftig ist und die Fortpflanzung schädigt – beim Test fand Greenpeace DMF in Schuhen und Textilien aus Discount-Märkten.
Kinderschuhe besonders belastet
Anfang des Jahres untersuchte Greenpeace bereits Chemikalien in Kinderkleidung und Artikeln von Luxusmarken, nun standen die großen Niedrigpreis-Ketten im Fokus. Denn Aldi, Lidl und Tchibo gehören zu den zehn größten Textilvermarktern in Deutschland; ihr Umsatz beträgt je etwa eine Milliarde Euro pro Jahr. Insgesamt 26 Produkte dieser Discounter testete Greenpeace, vor allem Sandalen, Stiefel und Clogs für Kinder und Jugendliche.
Zwei unabhängige Labore fanden in allen getesteten Schuhen schädliche Stoffe, darunter auch potenziell krebserregende: Naphthalin aus der Gruppe der PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) etwa; es wurde in Kinder-Gummistiefeln von Tchibo nachgewiesen. Alle Lidl-Kinderschuhe wiesen einen stechenden Geruch auf - Indiz für weitere gesundheitsschädliche Substanzen.
Chemikalien in Supermarkt-Kleidung - Ergebnisse und Methoden 2014-10
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HerunterladenBillig muss nicht giftig sein
Greenpeace-Textilexpertin Kirsten Brodde versteht, warum Eltern zu diesen Produkten greifen: „Man will Butter und Milch kaufen und plötzlich hat man auch noch neue Klamotten für die Kinder im Einkaufskorb. Einfach, weil es so günstig ist.“
„Aber giftfreie Mode darf kein Privileg Besserverdienender sein“, fordert Brodde, „auch wer seine Kleidung im Discounter kauft, muss Produkte ohne giftige Chemikalien bekommen.“ Dass das möglich ist, beweisen Ketten wie Coop in der Schweiz und Marks&Spencer in England. Sie haben sich im Rahmen der Greenpeace-Detox-Kampagne bereits zu sauberer Produktion verpflichtet.
Weitreichende Folgen für die Umwelt
Doch die Gefahren für Verbraucher hierzulande sind nur ein Teil des Problems. Die Ergebnisse der Greenpeace-Proben zeigen vor allem: Deutsche Discounter tragen zu Missständen in den Produktionsländern bei. Dort müssen Menschen die Chemikalien verarbeiten; Gifte gelangen in die Flüsse und verseuchen das Trinkwasser.
Brodde sieht die Niedrigpreis-Ketten in der Pflicht: „Die Discounter müssen ihre Marktmacht jetzt nutzen, um saubere Produktionsstandards durchsetzen.“
Orientierung für Kunden
Allerdings sei es für Kunden schwierig zu erkennen, welche Produkte ökologisch und sozial einwandfrei sind, weiß Brodde. Deshalb hat Greenpeace jetzt einen Einkaufsratgeber zusammengestellt, der die Nachhaltigkeit der einzelnen Discounter bewertet. Besonders schlecht haben dabei Aldi-Nord und Aldi-Süd abgeschnitten, die als „miserabel“ eingestuft wurden, dicht gefolgt von Lidl mit dem Fazit „schlecht“. Keine der untersuchten Ketten ist giftfrei.
Deshalb ist die Arbeit von Textilexpertin Brodde noch längst nicht zu Ende. „Unser Ziel haben wir erst erreicht, wenn unsere gesamte Kleidung sauber und recyclingfähig produziert ist.“
Hinweis: Die Discounter Aldi, Tchibo, Lidl und die Rewe-Tochter Penny haben sich inzwischen verpflichtet, gefährliche Chemikalien aus ihrer Textilproduktion zu verbannen. Aktuellere Infos finden Sie hier.