Jetzt spenden
Ein Fußballspieler tritt den WM Ball mit einem Adidas-Schuh weg,2014
Daniel Müller / Greenpeace

Adidas: Gift im WM-Schuh

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

In gut drei Wochen beginnt das Sportereignis des Jahres - die Fußballweltmeisterschaft. Längst werden Fußballschuhe, Bälle, Handschuhe und Trikots zum Einstimmen auf die WM verkauft. Mit sauberem Fußball haben diese Produkte aber wenig gemein, das zeigt eine neue Greenpeace-Untersuchung von 33 WM-Produkten.

PFOA: firmeneigener Grenzwert weit überschritten

Unabhängige Labore haben in Proben von Adidas, Nike und Puma Schadstoffe wie perfluorierte Chemikalien (PFC) gefunden. Einige der Stoffe stören das Hormonsystem, schädigen die Fruchtbarkeit oder können sogar das Tumorwachstum fördern. Vor allem Adidas Schuhe und Handschuhe schnitten schlecht ab - der PFC-Wert des Schuhmodels „Predator“ lag vierzehnfach über dem firmeneigenen Grenzwert.

Siebzehn von einundzwanzig getesteten Fußballschuhen enthielten PFC. Im Adidas Schuh „Predator“ wurden 14,5 Mikrogramm pro Quadratmeter der besonders gefährlichen PFC-Substanz PFOA nachgewiesen. Diese Substanz ist in Deutschland noch nicht reguliert. In Norwegen gilt ab Juni 2014 aber ein Grenzwert von 1 Mikrogramm pro Quadratmeter. Auch im Nike Schuh „Tiempo“ wurden hohe Konzentrationen PFC nachgewiesen: 5,9 Mikrogramm PFOA pro Quadratmeter.

PFOA ist eine besonders gefährliche PFC-Substanz, die das Immunsystem und das Fortpflanzungssystem schädigen kann. Auch eine Erkrankung der Schilddrüse kann eine Folge des Stoffes sein.

Das Tragen dieser Kleidungsstücke führt nicht unmittelbar zur Gesundheitsschädigung für den Verbraucher. Anders sieht es in den Produktionsländern aus. Besonders dramatisch ist der Weg, den die Chemikalien dort nehmen. Durch die Produkte und Fabriken gelangen die gefährlichen Stoffe in die Umwelt und Nahrungskette. Besonders betroffen sind die Menschen in Asien: Etwa zwei Drittel der chinesischen Gewässer sind mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien verunreinigt.

Milliardenumsatz auf Kosten der Umwelt

Während Adidas ein Milliarden-Geschäft erwartet, bekommen Fans giftig produzierte Produkte untergejubelt: "Adidas erwartet Rekordumsätze von zwei Milliarden Euro mit WM-Produkten. Was die Firma den Fans nicht sagt: Viele Schuhe und Handschuhe sind noch immer mit gesundheitsschädlichen Chemikalien belastet. Sie vergiften die Gewässer in den Produktionsländern. Es ist Zeit für eine rote Karte für Adidas – die Firma muss jetzt handeln", sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace.

Leere Versprechungen statt Entgiftung

Der Konzern hat, ebenso wie Nike und Puma, im Rahmen der Detox-Kampagne von Greenpeace zugesichert, bis zum Jahr 2020 giftfrei zu produzieren. Greenpeace-Untersuchungen zeigen aber immer wieder, dass Adidas und Nike sich hinter Papierversprechen des Branchenverbandes „Zero Discharge of Hazardous Chemicals Group“ (ZDHC) verstecken.

Firmen wie H&M oder Mango haben bereits mit der Entgiftung begonnen. Diesem Weg muss Adidas folgen. Es kann kein faires Fußballspiel geben, wenn die Sporthersteller derart foulen:  "Im Namen der Fans und der betroffenen Menschen fordern wir Adidas und Nike auf, einen genauen PFC-Ausstiegsplan festzulegen sowie alle gefährlichen Chemikalien offenzulegen, " sagt Santen.
 

Rote Karte für Sportmarken

Rote Karte für Sportmarken

32 | DIN A4

3.31 MB

Herunterladen
  • Adidas Kleidung wird im Labor auf gefährliche Chemikalien geprüft, 29.01.2012

    Im Labor

    Überspringe die Bildergalerie
  • Ein Adidas Schuh der aktuellen WM Kollektion, 30.04.2014

    Giftige Chemie im Schuh

    Überspringe die Bildergalerie
  • Chemikalien färben den Tullahan Fluss auf den Philippinen pink, 11.05.2012

    Ein Fluss trägt pink

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Das Bild einer mit Plastikmüll bedeckten Weltkugel, projiziert von Greenpeace Andino im Rahmen der Kampagne "Chile sin Plastics" (Chile ohne Plastik).
  • 01.08.2024

Am Erdüberlastungstag hat der Mensch sämtliche Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. Wie schaffen wir es wieder aus den Miesen?

mehr erfahren
Detox Gruppenaktionstag zu Zara in Berlin im November 2012
  • 09.07.2024

Fast Fashion, also schnelle Mode, was ist das? Wer steckt dahinter und warum ist sie problematisch? Hier gibt es Antworten – auch zu den Alternativen.

mehr erfahren
2010 World Cup in South Africa
  • 18.06.2024

Die Fußball-Europameisterschaft ist gestartet. 5 Tipps, wie wir die EM umweltfreundlich feiern können.

mehr erfahren
Aktivist:innen vorm Bundeskanzleramt
  • 24.05.2024

Das europäische Lieferkettengesetz wurde beschlossen, auch trotz der Enthaltung Deutschlands. Die EU hat damit gezeigt: Menschenrechte und Klimaschutz sind wichtiger als Profite von Unternehmen.

mehr erfahren
Pärchen, auf der Handfläche die Welt als Herz
  • 02.05.2024

Deutschland hat seine Ressourcen für 2024 verbraucht. Für jeden weiteren Konsum, zahlen kommende Generationen und andere Länder die Zeche.

mehr erfahren
Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 30.04.2024

Eine historische Chance: Die Vereinten Nationen verhandeln über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung.

mehr erfahren