Jetzt spenden
Eine große Palmöl-Plantage mit jungen Ölpalmen
Markus Mauthe / Greenpeace

Zertifiziertes Palmöl kann aus Urwaldzerstörung stammen

Greenpeace nimmt Palmöl-Zertifikate unter die Lupe und findet Verstöße gegen die Auflagen: Trotz Verboten liegen viele Plantagen im geschützten National Forest Estate.

Palmöl ist das am häufigsten verwendete Pflanzenöl und eine günstige Zutat in vielen Lebensmitteln und Kosmetik-Produkten. Leider wird für den Anbau der Ölpalmen immer mehr Regenwald gerodet. Eigentlich sollten indonesische Gesetze und Palmöl-Zertifikate die Waldzerstörung eindämmen – mit wenig Erfolg.

Warum ist Palmöl für Waldzerstörung verantwortlich?

In Indonesien und Malaysia hat sich die Fläche für Palmöl-Plantagen zwischen 1990 und 2018 versechsfacht. Ein aktueller Report von Greenpeace Indonesien beschreibt das Ausmaß der Wald-Zerstörung für den Anbau von Ölpalmen, der dort in den letzten zwei Jahrzehnten die größte Ursache für die Waldzerstörung war. Noch immer rechnet sich der Ölpalmen-Anbau vor allem dann, wenn die Betreiber Regenwaldflächen in Plantagen umwandeln und die edlen Tropenhölzer verkaufen, bevor sie Ölpalmen auf dem gerodeten Gebiet pflanzen. Dadurch besteht wenig Interesse, Plantagen auf Brachland anzubauen.

Die Einrichtung geschützter Waldgebiete, des sogenannten “National Forest Estate”, sollte die Waldzerstörung mindern. Es umfasst Waldgebiete, die reine Wälder bleiben müssen und nicht gerodet werden dürfen, darunter Schutzgebiete, Nationalparks, aber auch Wälder mit eingeschränkter forstwirtschaftlicher Nutzung. 

Ölpalmen-Plantagen sind in den geschützten Waldgebieten verboten. Die von Greenpeace und TheTreeMap für diesen Bericht durchgeführte Analyse ergab jedoch, dass  bis Ende 2019 insgesamt 3,12 Millionen Hektar (Mha) Ölpalmen illegal auf dem indonesischen Forest Estate gepflanzt wurden – eine Fläche zwölfmal so groß wie das Saarland. Davon sind die Hälfte industrielle Palmöl-Plantagen, auf der anderen Hälfte findet kleinbäuerlicher Anbau statt.

Von den Ölpalmen-Anpflanzungen in Indonesien befanden sich demnach 19 Prozent innerhalb des National Forest Estates, sogar in Nationalparks und UNESCO-Weltnaturerbe-Gebieten in Sumatra, Kalimantan, Sulawesi und Papua.

Große Palmölplantagen-Konzerne, verarbeitende Betriebe sowie Palmöl-Händler blieben straffrei. Und das, obwohl es ein Gesetz gegen den Handel mit Rohstoffen gibt, die aus illegalen Anpflanzungen aus den geschützten Waldgebieten stammen. 

Stattdessen erließ die Regierung zwischen 2012 und 2020 drei Amnestien, durch die illegale Rodungen der Unternehmen innerhalb des National Forest Estate nachträglich legalisiert wurden.

Greenpeace schätzt, dass die für Plantagen gerodeten Primärwälder zwischen 2001 und 2019 ca. 382 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt haben. Waldzerstörung wie diese trägt am meisten zu den Emissionen Indonesiens bei. Das Ziel, die Emissionen um 29 Prozent im Vergleich zum „Business-as-usual“-Szenario bis 2030 zu reduzieren, ist schwer erreichbar, wenn sich die Strafverfolgung nicht ändert.

Mehr zu Palmöl

Junger Sumatra-Orang-Utan isst ein Blatt und krault sich unter der Achsel

Raubbau für Palmöl

Hintergrund

Palmöl findet sich in etwa jedem zweiten Produkt im Supermarkt. Doch unser Ressourcenhunger vernichtet die letzten Regenwälder Südostasiens.

mehr erfahren über Raubbau für Palmöl
Affenhand und Menschenhand

Kein Palmöl aus Regenwald

Hintergrund

Raubbau: Durch den weltweiten Bedarf an Palmöl wird der Regenwald in Indonesien zerstört. 2010 reagiert Nestlé auf eine Greenpeace-Kampagne und will fortan kein Palmöl mehr aus Urwaldzerstörung beziehen.

mehr erfahren über Kein Palmöl aus Regenwald

Wie gut ist zertifiziertes Palmöl?

Das Palmöl-Zertifikat RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) soll für nachhaltige Palmölproduktion stehen. Der RSPO ist ein freiwilliger, internationaler Zusammenschluss von Palmölproduzenten, Palmölhändlern, Industrieunternehmen, Banken und Nichtregierungsorganisationen. Ähnlich verhält es sich mit dem ISPO-Zertifikat (Indonesian Sustainable Palm Oil). Nach einer aktuellen Analyse von Greenpeace haben allerdings auch zahlreiche RSPO- und ISPO-zertifizierte Unternehmen die Möglichkeit, illegale Rodungen rückwirkend zu legalisieren. 
Die Plantagen-Unternehmen der RSPO-Mitglieder verfügen über insgesamt 283.000 ha Ölpalmen im geschützten Waldgebiet, umgerechnet rund 400.000 Fußballfelder. ISPO-zertifizierte Unternehmen haben eine ähnlich große Fläche im National Forest Estate angepflanzt.
Dabei verlangen beide Zertifikate die vollständige Einhaltung aller geltenden nationalen Gesetze und Vorschriften. Die ISPO-Zertifizierung verlangt von den Auditor:innen insbesondere, auf illegale Plantagen im Waldgut zu prüfen. Dennoch haben 10 % der ISPO-zertifizierten Betriebe Pflanzungen im geschützten Waldgebiet.


"Die Studie aus Indonesien zeigt, dass diese Zertifizierungen den Regenwald nicht vor weiterer Zerstörung schützen. Zum Schutz der Wälder brauchen wir konsequente, strafrechtliche Verfolgung von Verstößen, starke Lieferkettengesetze und eine deutliche Reduzierung des Palmöl-Einsatzes in allen Bereichen." erklärt Greenpeace-Wald-Experte Christoph Thies.

Report über Waldzerstörung durch Palmölplantagen in Indonesien

Report über Waldzerstörung durch Palmölplantagen in Indonesien

Anzahl Seiten: 82

Dateigröße: 32.35 MB

Herunterladen

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/waelder-weltweit

Waldzerstörung stoppen!

Überall auf der Welt werden Wälder zerstört und damit der Lebensraum von Menschen und Tieren. Zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt müssen wir diese Zerstörung stoppen. Fordern Sie die Bundesregierung auf, sich für ein Ende der Waldzerstörung stark zu machen!

Unterschreiben Sie jetzt die Petition
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%

Mehr zum Thema

Greenpeace-Mitarbeitende reden mit Kayapó Indigenem

Reportage: Auf den Spuren des Giftgolds

Tief im Herzen des Amazonasgebiets stoßen wir auf zerstörte Natur – und auf Menschen, die sie mit aller Kraft verteidigen. Eine Reise zu Goldminen und den Kayapó-Indigenen.

mehr erfahren über Reportage: Auf den Spuren des Giftgolds
Illegal Road and Machinery in the Yanomami Indigenous Land in the Amazon

Wie können wir sinnvoll mit Gold umgehen?

Seit ewigen Zeiten fasziniert Gold die Menschen. Doch das Edelmetall steht auch für massive Umweltprobleme. Was wir alle tun können.

mehr erfahren über Wie können wir sinnvoll mit Gold umgehen?
Fish in Brazilian Rainforest

10 faszinierende Fische im Amazonas

Schon gewusst, dass es im Amazonas neben Piranhas und Neonfischen sogar Haie gibt? Fakten über zehn spannende Fische des größten Flusses der Erde.

mehr erfahren über 10 faszinierende Fische im Amazonas
Montage: Goldbarren und zerstörter Regenwald

Greenpeace-Recherche: Vergifteter Regenwald

Nach wochenlanger Recherche schlägt Greenpeace Alarm: Illegale Goldgräber:innen haben in nur zwei Jahren über 4.000  Hektar Regenwald in indigenen Gebieten vernichtet.

mehr erfahren über Greenpeace-Recherche: Vergifteter Regenwald
Manicoré-Fluss im Amazonasregenwald, Luftbild

Der Amazonas-Regenwald

Der Amazonas-Regenwald ist einer der wichtigsten, aber bedrohtesten Wälder der Welt. Warum 2025 entscheidend für seinen Schutz ist.

mehr erfahren über Der Amazonas-Regenwald
Mit einem Korb voller “giftiger” Südfrüchte, Schutzanzügen und Gasmasken zeigt ein Greenpeace-Aktivist die Gefahren des Handelsabkommens EU-Mercosur. Der Giftpakt soll europäischen Agro-Chemie-Konzernen ermöglichen, noch mehr gesundheitsschädigende Pestizide in Südamerika zu verkaufen. Mit importiertem Obst wie Papayas oder Melonen landen diese Gifte wiederum bei uns auf den Tellern (03/2023 Wien).

Der Giftvertrag EU-Mercosur

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen hat Ende 2024 die Verhandlungen zum EU-Mercosur-Abkommen abgeschlossen. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen.

mehr erfahren über Der Giftvertrag EU-Mercosur