Meilensteine für den Regenwald
- Hintergrund
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Durch den weltweiten Bedarf an Palmöl wird der Regenwald in Indonesien zerstört. Doch der jahrelange Protest von Umweltschützenden zeigt Wirkung: Viele große Firmen haben sich vom Raubbau an den Regenwäldern distanziert.
Die Abholzung hat schwere Folgen für das Ökosystem im indonesischen Regenwald. Der Sumatra-Tiger ist durch die Zerstörung seines Lebensraumes nahezu ausgestorben: In freier Wildbahn existieren noch rund 400 Exemplare. Ähnlich verheerend sieht es bei den heimischen Orang-Utans aus: Der Bestand der rothaarigen Menschenaffen ist seit 1900 um 91 Prozent geschrumpft.
Die Lage ist also dramatisch – aber nicht ohne Hoffnung. Dank des Einsatzes von Greenpeace und etlicher Unterstützer wurde bereits viel für den Schutz des Regenwalds erreicht. Die wichtigsten Meilensteine haben wir in einer Chronik festgehalten.
Mai 2010:
Kein Palmöl aus Urwaldzerstörung: Ein Riesenerfolg für die Greenpeace-Nestlé-Kampagne zum Schutz des indonesischen Regenwaldes: Nestlé verspricht, zukünftig kein Palmöl aus Regenwaldzerstörung mehr bei seinen Lieferanten zu dulden. Greenpeace-Büros in 24 Ländern arbeiteten daran, Nestlé zum Handeln zu bewegen. "Nestlé, give the Orang Utan a break" ist eine der bisher erfolgreichsten Online-Kampagnen und hat in der Social-Media-Welt für einiges Aufsehen gesorgt. Dem Aktionsaufruf folgten rund 250.000 Menschen. (Chronologie)
Februar 2011:
Ein weiterer Meilenstein: Indonesiens berüchtigter Palmölgigant Sinar Mas verspricht einen Stopp der Regenwaldzerstörung. Golden Agri Resources (GAR) – die Palmöl-Tochterfirma des verzweigten Sinar-Mas Konzerns – stellt einen ambitionierten Plan zum Schutz des Regenwaldes vor. Wälder, die mehr als 35 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichern, sind zukünftig für den Plantagenanbau tabu.
Mai 2011:
Der indonesische Präsident beschließt ein Moratorium, also einen befristeten Einschlagstopp: die Rodung in bisher unberührten Urwälder und Torfmooren. Dies ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch geht nicht weit genug. Es muss auf alle verbleibenden Regenwälder, auch in bereits vergebenen Einschlagskonzessionen, ausgedehnt werden.
November 2011:
Der indonesische Papierkonzern Asia Pulp and Paper (APP) hat ein Problem: Ihm laufen die Kunden davon. So haben in Deutschland auch Tchibo und Montblanc nach Gesprächen mit Greenpeace beschlossen, auf den Kauf von APP-Papier zu verzichten, weil der Konzern für seine Papierproduktion Regenwälder auf der indonesischen Insel Sumatra abholzt.
Februar 2013:
APP stellt den Einschlag in den letzten Regenwäldern Indonesiens mit sofortiger Wirkung ein. APP ist einer der größten Zellstoff- und Papierproduzenten der Welt und die Nummer eins in Asien. Der Konzern exportiert aus Indonesien und China Papier für Zeitschriften oder Verpackungen, Kopierpapier und Toilettenpapier in alle Welt.
Mai 2013:
Indonesien verlängert das Moratorium auf Einschlag in Primärwäldern. Wichtig für den Erhalt dieser ökologisch wertvollen Waldgebiete – aber immer noch nicht genug. Denn große Palmölkonzerne sind immer noch in die Zerstörung indonesischer Regenwälder verwickelt.
Juni 2013:
Die Palmoil Innovation Group, eine Gruppe von Palmölproduzenten und NGOs – darunter auch Greenpeace –, wird gegründet. Die Produzenten verpflichten sich, strenge Kriterien für die Palmölproduktion einzuhalten.
Oktober 2013:
APP meint es ernst mit dem Regenwaldschutz: In einem Fortschrittsbericht kommt Greenpeace zu der vorläufigen Einschätzung, dass das Unternehmen die Umsetzung durchaus ernst nimmt.
November 2013:
Ein dreifacher Erfolg: Unilever, Ferrero und Mondelēz steigen aus dem schmutzigen Geschäft mit Palmöl aus. Ferreros Pläne sind am ehrgeizigsten, der Konzern will bis 2015 auf nachhaltiges Palmöl umsteigen. Unilever und Mondelēz sind weniger ambitioniert und planen den Umstieg bis 2020.
Dezember 2013:
Endlich lenkt auch Wilmar International ein. Der weltgrößte Palmölhändler hat sich am 5. Dezember öffentlich verpflichtet, zukünftig keine Regenwälder und Torfmoore mehr zu zerstören oder mit schmutzigem Palmöl zu handeln.
Januar 2014:
L’Oreal zieht nach: Der weltweit größte Konzern für Beauty- und Kosmetikprodukte hat sich ehrgeizigere Ziele beim Waldschutz gesetzt. Bis zum Jahr 2020 will L’Oreal nicht-nachhaltiges Palmöl aus all seinen Produkten verbannt haben. Die neue Palmölstrategie ist ein guter Schritt, aber wir drängen darauf, dass L’Oreal die Beine in die Hand nimmt und diese deutlich vor 2020 vollständig umsetzt.
Februar 2014:
Der in Belgien ansässige internationale Einzelhändler „Delhaize Group“ ist die erste Supermarktkette der Welt, die sich verpflichtet hat, zukünftig kein Palmöl aus Regenwaldzerstörung in ihren Produkten zu verwenden. Auch die vollständige Rückverfolgbarkeit des Palmöls soll gewährleistet werden. Der Entscheidung von Delhaize war wochenlanger öffentlicher Druck von Greenpeace mit der Kampagne zum Schutz des indonesischen Regenwaldes vorausgegangen.
März 2014:
Der norwegische Lebensmittelkonzern "Orkla" hat sich dazu verpflichtet, schmutziges Palmöl aus seiner Lieferkette zu verbannen. Neben Skandinavien zählt auch Indien zu den Hauptabsatzmärkten des Konzerns, der den dort bekannten Lebensmittelhersteller "MTR Foods" aufgekauft hat. Damit stellt erstmals ein in Indien agierender Großkonzern seine Palmöl-Politik um – aufstrebende Länder wie der indische Subkontinent bilden ein Einfallstor für billiges, nicht-nachhaltiges Palmöl. Bis 2015 will Orkla die volle Rückverfolgbarkeit bis zur Ölpalmplantage sicherstellen, bis 2017 auf den Kauf von Palmöl aus Regenwald- und Torfmoorzerstörung vollständig verzichten und bei seinen Zulieferern die Einhaltung von Menschenrechten und Rechte lokaler Gemeinden einfordern.
Der zweite Erfolg im März: Der internationale Konsumgüterhersteller Colgate-Palmolive verschärft seine Waldschutz-Policy. Die neuen Leitlinien gelten nicht nur für den Bezug von Palmöl, sondern auch von Papier, Soja und Talg. Colgate will bis 2015 eine vollständige Rückverfolgbarkeit des verwendeten Palmöls sicherstellen und über die bisherigen RSPO-Kriterien hinaus bis 2020 seinen Lieferanten strenge Auflagen an den Schutz von Wäldern und Torfmooren, sowie die Einhaltung von Landrechten auferlegen. Greenpeace fordert von Colgate, diese Schritte deutlich früher umzusetzen.
April 2014:
Fast 400.000 Unterstützer der Greenpeace-Kampagne hatten seit Februar Procter & Gamble mit einer Protestemail aufgefordert, schmutziges Palmöl aus den Produkten zu verbannen – im April reagiert Procter & Gamble und veröffentlicht eine neue Waldschutz-Richtlinie. Darin verpflichtet sich der Konzern, bis Ende 2015 sicherzustellen, dass die Lieferkette für Palmöl bis zur Mühle zurückverfolgt werden kann. Bis zum Jahr 2020 will der Konzern dann seine Produkte vollständig ohne schmutziges Palmöl bzw. Palmkernöl herstellen.
September 2014:
Fünf der weltgrößten Palmölproduzenten kündigen an, die Zerstörung der indonesischen Regenwälder in ihren Konzessionen auszusetzen. Der Einschlag soll ruhen, während die Unternehmen – Sime Darby, IOI, KLK, Musim Mas und Asian Agri - eine Prüfung besonders schützenswerter Waldgebiete durchführen. Die Palmölproduzenten müssen die Ankündigung nun ambitioniert umsetzen. Dazu gehört auch, die Zusagen auf ihre komplette Lieferkette auszudehnen, um sicherzustellen, dass sie nicht weiter mit Regenwald- und Torfmoorzerstörung sowie sozialen Konflikten in Verbindung stehen.
Ein weiteres wichtiges Zeichen setzt – ebenfalls im September 2014 – die indonesische Handelskammer (KADIN) auf dem Klimagipfel in New York: Sie fordert erstmalig Gesetzesinitiativen für einen dauerhaften Schutz von Regenwäldern und Torfmooren in Indonesien. Auch große Palmölkonzerne wie GAR und Wilmar schließen sich der Forderung an.
November 2014:
Konsumgüterhersteller und Einzelhändler sprechen ihre Unterstützung für die Ziele der Palmoil Innovation Group (POIG) aus. In Deutschland zählen die REWE Gruppe und Edeka zu den Unterstützern der POIG.
Februar 2015:
Kahlschlag-Kredite gestoppt: Die spanische Bank Banco Santander finanzierte den zerstörerisch agierenden Papierkonzern April mit Krediten in zweistelliger Millionenhöhe; im Februar 2015 stellte das Finanzunternehmen diese Kreditzahlungen ein. Zuvor protestierten rund 150.000 Menschen gegen die Kreditvergabe des Unternehmens und unterschrieben eine internationale Greenpeace-Petition.
Juni 2015:
Jahrelang agierten Greenpeace und andere Umweltschutzorganisationen gegen den zweitgrößten indonesischen Papier- und Zellstoffkonzern April – im Juni 2015 lenkte das Unternehmen ein: April verkündete, mit sofortiger Wirkung keine weiteren Regenwälder in Indonesien zu roden. Diese Selbstverpflichtung ist Teil einer weiterführenden Waldschutz-Richtlinie. Auch die Muttergesellschaft, die Royal-Golden-Eagle-Gruppe (RGE), hat neue Selbstverpflichtungen angekündigt. Diese müssen von allen anderen Papier- und Zellstofffirmen der Gruppe implementiert werden.
Dezember 2015:
Auf dem Klimagipfel in Paris haben Greenpeace-Aktivisten die Gelegenheit genutzt, Indonesiens Präsident Joko Widodo persönlich zu konkreten Maßnahmen für den Waldschutz zu ermahnen. Mit ihrem Anliegen stehen sie nicht alleine – die beiden forderten dies im Namen der mehr als 250.000 Menschen, die in den Wochen zuvor eine Greenpeace-Petition zum Schutz von Indonesiens Wäldern unterzeichnet hatten.
Februar 2017:
Das britische Finanzunternehmen HSBC hat nach Gesprächen mit Greenpeace und dem öffentlichen Druck der internationalen Palmöl-Kampagne eingelenkt: Die größte europäische Bank sagt zu, Wälder und Torfmoore zerstörende Palmölfirmen nicht länger zu finanzieren. Sie verschärft dafür ihre eigenen Richtlinien für die Zusammenarbeit mit Unternehmen.