Jetzt spenden
Greenpeace-Schlauchboot auf der Nordsee – Taucher suchen vor Borkum nach verlorenen Containern der MSC Zoe.
Daniel Müller / Greenpeace

Greenpeace taucht vor Borkum nach den verlorenen Containern der MSC Zoe

Greenpeace ist in der Nordsee auf der Suche nach den verlorenen Containern der MSC Zoe. Die Haupterkenntnis: Wind und Strömung machen die Bergung noch schwieriger als gedacht.

Wassertemperaturen um die sechs Grad Celsius, die Luft bei Minusgraden, mäßiger bis starker Wind – um diese Jahreszeit in der Nordsee zu tauchen, ist kein entspannter Schnorchelausflug. Vier Greenpeace-Taucher sind am vergangenen Wochenende dennoch einige Kilometer nördlich von Borkum bis zu 20 Meter tief hinabgestiegen, um etwas zu suchen, was spektakulär verloren gegangen ist: Container von Bord des Frachtschiffs MSC Zoe, das in der Nacht zum 2. Januar in der Deutschen Bucht havarierte. 

Erst einmal erfolglos. Östlich des Windparks Riffgat vermutete Greenpeace einige der Container, gefunden haben die Taucher zunächst nichts. Am Freitag war der Seegang zu heftig, um von Bord zu gehen. Am Samstag hatte sich das Meer beruhigt, das brachte den Aktivisten aber kaum mehr Glück: Die Bedingungen unter Wasser sind ausgesprochen widrig, nicht nur aufgrund der Winterkälte. Der Meeresboden ist aufgewühlt, nach wenigen Metern liegt die Sichtweite bei null. „Das ist eine schwarze Wand“, sagt Manfred Santen, Greenpeace-Experte für Chemie, der die Tauchgänge vom Schlauchboot aus begleitete.

 

Doch noch ein Treffer

Am Sonntag erzielten die Crews der Schlauchboote und der Beluga, die sich der Suchaktion anschloss, dann den mittlerweile unvermuteten Treffer: Das Echolot schlug an einer Stelle aus, die ursprünglich gar nicht als Fundort in Betracht kam – Greenpeace vermutet, dass es sich bei dem Objekt um einen der über Bord gegangenen Frachtcontainer handelt. „Die vor einer Woche georteten Container haben sich durch Wind und Strömung fortbewegt“, erklärt Manfred Santen. Das hat Konsequenzen für das gesamte Bergungsprojekt: „In deutschen und niederländischen Gewässern werden die Ortungsfahrten vermutlich wiederholt werden müssen.“

Dass die Frachtstücke offenbar driften, zeigt, welche enormen Kräfte unter Wasser auf die tonnenschweren Verlustsachen wirken – und bekräftigt die Greenpeace-Forderung, Container mit riskantem Inhalt mit Peilsendern auszustatten. Von den zwei verlorenen Gefahrgut-Containern fehlt bislang jede Spur. Sicher ist jedoch, dass einer offen ist und Ladung verliert: Zwei Säcke mit gesundheitsschädlichen Phthalaten sind bereits auf der niederländischen Insel Schiermonnikoog angespült worden. Der andere Container hatte Lithium-Ionen-Akkus geladen – Lithium reagiert heftig mit Wasser und kann Schäden im Ökosystem der Nordsee anrichten. Dass die Box ihre Fracht behält, scheint nach den neusten Erkenntnissen immer unwahrscheinlicher.

Was ist noch in den Containern der MSC Zoe?

Greenpeace war in der Deutschen Bucht vor Ort, um Funde wie den von Sonntag zu dokumentieren; die Umweltschutzorganisation verspricht sich dadurch Aufschlüsse über die Ladung. Die verantwortliche Schweizer Reederei MSC hat bislang nicht offengelegt, was die Zoe geladen hatte und in welcher Menge – darum ist auch keineswegs klar, was sich in den über Bord gegangenen Containern befindet.

Das anspruchsvolle Aufspüren der Fracht ist keine Frage der Neugier, sondern der Risikobewertung. „Wir wollen uns selbst ein Bild machen. Nur wenn wir wissen, woraus die Ladung besteht, können wir die Folgen für die Umwelt abschätzen“, sagt Santen. Seit dem Frachterunglück, bei dem nach jetzigem Kenntnisstand 291 zum Teil beschädigte Container im Meer verloren gingen, leiden die niederländischen und deutschen Nordseeinseln unter den Folgen. Greenpeace-Freiwillige helfen seit Wochen den Borkumern bei der Säuberung ihres Strandes. Spielwaren und Dekoartikel wurden dort über die vergangenen Tage angespült, zuletzt nur schwer vom Strand zu entfernendes Plastikgranulat. Was die Ladung der MSC Zoe noch an bösen Überraschungen bereithalten könnte, bleibt der Öffentlichkeit bislang vorenthalten.

  • Schlauchboot auf der Nordsee

    Auf der Suche nach versunkenen Gütern

    Überspringe die Bildergalerie
  • Taucher im Schlauchboot, Blick auf Bildschirm

    Blick auf die Karte

    Überspringe die Bildergalerie
  • Taucher im Wasser

    Riskante Aktion

    Überspringe die Bildergalerie
  • Beluga im Gegenlicht

    Die Beluga vor Ort

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/protestmail-sos-aus-der-arktis

SOS aus der Arktis: Stoppt den Tiefseebergbau!

Die norwegische Regierung will in der Arktis als erstes Land der Welt mit dem Tiefseebergbau starten. Damit gefährdet sie das Wohlergehen der Meere und der Lebewesen, die dort leben. Wir müssen die Zerstörung der Tiefsee zur Ausbeutung des Meeresbodens verhindern, bevor es zu spät ist.

Protestmail senden
Walroß auf Eisscholle in der Arktis

Mehr zum Thema

Sampling and Analysing Sea Foam for PFAS on Sylt

Erhöhte PFAS-Werte im Meeresschaum

Der Meeresschaum an deutschen Stränden ist stark mit PFAS belastet. Das zeigen Greenpeace-Messungen. Deutschland muss den Umgang mit diesen gesundheitsgefährlichen Chemikalien besser regulieren.

mehr erfahren über Erhöhte PFAS-Werte im Meeresschaum
Beach on the island of Borkum

Meerespolitik 2025: Eine Zukunft für Meer und Mensch

Internationale Abkommen fordern den Schutz der Meere und der Biodiversität. Deutschland trägt Verantwortung für Umwelt, Gerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft für alle.

mehr erfahren über Meerespolitik 2025: Eine Zukunft für Meer und Mensch
Ein Hai wird von der Besatzung eines unter iranischer Flagge fahrenden Schiffes, das im nördlichen Indischen Ozean Thunfisch fängt, als Beifang an Bord geholt.

Der stille Raub an unseren Ozeanen

Die Tiefseefischerei zerstört mit riesigen Schleppnetzen Fischbestände, Korallenriffe und ganze Ökosysteme. Sie bedroht die Artenvielfalt, hinterlässt bleibende Schäden und bleibt oft unsichtbar – 10 Fakten dazu.

mehr erfahren über Der stille Raub an unseren Ozeanen
The Marine Biodiversity of Batu Rufus Dive Site, Raja Ampat

Korallen – Ein tropisches Farbenparadies stirbt

Die prächtige Welt der Korallenriffe ist bedroht: Durch die Erderhitzung kollabieren die empfindlichen Riffe. Mit ihnen verschwindet ein unverzichtbares Ökosystem.

mehr erfahren über Korallen – Ein tropisches Farbenparadies stirbt
Greenpeace projiziert Botschaften von Menschen aus aller Welt auf den Svea-Gletscher in Spitzbergen. Mit Videos fordern Prominente wie der schwedische Schauspieler Gustaf Skarsgård und die südafrikanische Schauspielerin Amanda du-Pont den norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre auf, die Pläne für den Tiefseebergbau in den arktischen Gewässern Norwegens zu stoppen.

Tiefseebergbau in der Arktis?

Norwegen legt Tiefseepläne auf Eis – doch die Bedrohung ist noch nicht vorbei

mehr erfahren über Tiefseebergbau in der Arktis?
Night confrontation with a deep-sea mining ship in the at-risk Pacific region

Erfolg: Klage erneut zurückgewiesen

Im November 2023 protestierten Greenpeace-Aktive gegen den Tiefseebergbau. Eine Klage dagegen ist nun abgewiesen worden.

mehr erfahren über Erfolg: Klage erneut zurückgewiesen