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Blauwal an der Meeresoberfläche im Pazifik
© NOAA

Wale durch drohenden Tiefseebergbau in Gefahr

Eine neue Studie zeigt: Geplante Tiefseebergbau-Gebiete überschneiden sich mit dem Verbreitungsgebiet von etwa 30 Walarten.

Die Gefahren des diesjährig drohenden Startes von Tiefseebergbau machen auch vor Walen nicht halt. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler:innen der Universität Exeter und der Greenpeace Research Laboratories in einer neuen und von Expert:innen begutachteten Studie. Die am 14.02.2023 veröffentlichte Studie zeigt, dass sich das Verbreitungsgebiet von etwa 30 Walarten (wie Blauwalen, Buckelwalen, Zwergpottwalen und Rundkopfdelfinen) mit den geplanten Abbaugebieten für Tiefseebergbau, insbesondere im Pazifik, überschneidet. Weiterhin würden die Abbauarbeiten selbst, durch Maschinen schwerer als ein Blauwal, die Meeressäuger auf vielfältige Weise bedrohen. Gefahren sind unter anderem Lärm, Lebensraumzerstörung und Abnahme ihrer Beutetiere. Der Studie zufolge sind dringend weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Gefahren für Wale besser zu bewerten, insbesondere die Lärmbelästigung durch die geplanten Bergbauarbeiten.

Deutschland will Pause für den Tiefseebergbau

Die verantwortliche Internationale Meeresbodenbehörde ISA mit Sitz auf Jamaika verhandelt seit einigen Monaten über den Start von Tiefseebergbau. Je nach Ergebnis der Verhandlungen innerhalb der ISA könnte der Tiefseebergbau bereits im Juli 2023 starten. Das nordamerikanische Bergbauunternehmen “The Metals Company” reichte mit dem pazifischen Inselstaat Nauru im Sommer 2021 einen entsprechenden Antrag ein.

„Es ist eine gute Nachricht, dass die Bundesregierung eine Vorsorgende Pause für die Tiefsee einfordert”, so Till Seidensticker, Meeresexperte bei Greenpeace Deutschland.  “Die Bundesregierung muss diese Position bei den anstehenden Verhandlungen allerdings auch stark vertreten, um die drohenden Gefahren für Wale und das gesamte Ökosystem abzuwenden.”

Wissenschaftler:innen warnen, dass Dutzende Arten in der Tiefsee vom Aussterben bedroht sind. So ließ die Queen's University Belfast nach Untersuchungen an Hydrothermalquellen 184 Lebewesen der Tiefsee auf die sogenannte Rote Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) setzen. Die Metalle und Seltenen Erden, auf die sich das wirtschaftliche Interesse in der Tiefsee richtet, sollen unter anderem an Hydrothermalquellen abgebaut werden. 

 

  • Aktivist:innen entrollen ein Banner mit der Aufschrift "KEIN TIEFSEEBERGBAU"

    Greenpeace Aktivist:innen aus Belgien, den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz vor dem Bergbauschiff Hidden Gem im Waalhavener Hafen von Rotterdam

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  • Aktivist:innen entrollen ein Banner mit der Aufschrift "KEIN TIEFSEEBERGBAU"

    Greenpeace Aktivist:innen aus Belgien, den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz vor dem Bergbauschiff Hidden Gem im Waalhavener Hafen von Rotterdam

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  • Protest against Deep Sea Mining Vessel in Mexico

    Protest von Greenpeace Mexico vor dem Tiefsee-Bergbauschiff Hidden Gem im November 2022

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Greenpeace protestiert gegen Zerstörung der Tiefsee

Gegen den drohenden Start von Tiefseebergbau protestierten im November 2022 Greenpeace-Aktivist:innen in Mexiko gegen das Schiff “Hidden Gem”, das in Zukunft im großen Stil Metalle und Seltene Erden in der Tiefsee abbauen soll und von Pilot-Abbauarbeiten im Pazifik zurückkehrte. Sie konfrontierten das Schiff mit Kajaks und Bannern, auf denen “Stop Deep Sea Mining” (“Stoppt Tiefseebergbau”) stand. 

Die Crew der Hidden Gem führte von Oktober bis November 2022 in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im Pazifik in bis zu 4.000 Metern Tiefe den industriellen Abbau von polymetallischen Knollen (Manganknollen) durch.

„In den Tiefen der Meere herrscht eine weitgehend unergründete Artenvielfalt, und auch die Rolle der Tiefsee für das Klima ist unerforscht. Deswegen braucht die Tiefsee dringend Schutz”, so Greenpeace-Meeresexperte Till Seidensticker. „Trotz Biodiversitätskrise geraten Teile der Weltmeere ins Visier von Regierungen und Rohstoffkonzernen.” Durch Tiefseebergbau werden nicht nur diese Ökosysteme bedroht, sondern auch die Existenzgrundlage der Küstenbevölkerung im Pazifik gefährdet. „Der Ressourcenfrage sollte durch echten Wandel im Recycling und Produktdesign gelöst werden, nicht  durch die Erschließung neuer Rohstoffquellen in der Tiefsee. Unsere Ozeane sind für uns alle überlebenswichtig, sie sind das gemeinsame Erbe der Menschheit.“

Greenpeace fordert von Wirtschafts- und Klimaminister Habeck starken Schutz der Tiefsee 

Deutschland besitzt Explorationslizenzen für den Abbau von Manganknollen und Massivsulfiden im Pazifischen und Indischen Ozean. Die Regierung investierte in den vergangenen zehn Jahren bereits 50 Millionen Euro in die Vorbereitung. Im Kontrast dazu wurde im Koalitionsvertrag  der Schutz der Artenvielfalt als eines der zentralen Zukunftsfelder benannt. Greenpeace fordere trotz des Kurswechsels weiter einen engagierten Einsatz  auf  internationaler Ebene, so Seidensticker: “Die Artenvielfalt in der Tiefsee ist wichtiger als wirtschaftliche und geopolitische Interessen, der geplante Tiefseebergbau darf nicht Realität werden”.

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