Was wächst denn da? - Illegal angebauter Gen-Mais!
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Update vom 22.06.2007
Am Freitag hat der Gen-Bauer Jörg Piprek begonnen, den illegal angebauten Gen-Mais auf seinem rund 27 Hektar großen Acker zu zerstören. Allerdings blieben auf einem Teilstück Pflanzen stehen. Noch am Vortag hatten 15 Greenpeace-Aktivisten das Feld in der Nähe von Strausberg/Brandenburg als Tatort Gen-Acker gekennzeichnet, weil dort Gen-Pflanzen angebaut wurden, ohne dass das den Behörden gemeldet worden war. Das ist laut Gentechnikgesetz verboten. Deswegen hatten die Aktivisten bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt Oder Strafanzeige gestellt.
Nun kommt Piprek der Forderung von Greenpeace nach, den Gen-Mais noch vor der Blüte unschädlich zu machen. Er hatte den umstrittenen Gen-Mais MON810 angebaut, wie Analysen von Blattgewebeproben ergaben. Das Vernichten der Gen-Pflanzen kommentiert Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin von Greenpeace:
Gestern noch hatte der Gen-Mais-Bauer Jörg Piprek gegenüber Greenpeace jegliche Schuld abgestritten. Doch offenbar hat er die Angelegenheit über Nacht überdacht und versucht jetzt alle Spuren zu verwischen. Piprek muss nun zügig auch den noch auf der Ackerfläche verbliebenen Gen-Mais und den im Naturschutzgebiet Ruhlsdorfer Bruch entsorgen. Dort baut Piprek entgegen behördlicher Anweisung ebenfalls Gen-Mais an.
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Artikel vom 21.06.2007
Erneut haben Greenpeace-Aktive einen Fall von illegalem Gen-Maisanbau entdeckt. Sie markierten ein Feld nahe dem brandenburgischen Ort Hohenstein östlich von Berlin mit Absperrband und steckten Gen-Maisfratzen zwischen die Maissprößlinge auf dem Acker. Zugleich errichteten sie einen rund sieben Meter hohen Stahlturm mit einer Fahne an der Spitze und machten das Feld so weithin sichtbar.
Die Maßnahmen sollten darauf aufmerksam machen, dass dort widerrechtlich Gen-Mais angebaut wird. Sie stießen bei einem Ökobäcker und einem Bio-Bauern aus der Gegend auf viel Sympathie. Der Pächter selbst rief die Polizei.
Der Landwirt und Pächter des Ackers, Jörg Piprek, hatte den genmanipulierten Mais ausgebracht, ohne die Fläche den Behörden zu melden. Das sieht das das Gentechnikgesetz aber vor. Dabei ist es unerheblich, ob die Gen-Maisvariante zugelassen ist oder nicht. Die Aktivisten haben deswegen bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt Oder Strafanzeige erstattet.
Greenpeace fordert den Landwirt auf, die genmanipulierten Pflanzen sofort unterzupflügen. Denn laut Risikobewertung des Bundesministeriums für Verbraucherschutz und Landwirtschaft (BVL) besteht bei dem hier angebauten Gen-Mais MON810 ein berechtigter Grund zu der Annahme, dass dieser eine Gefahr für die Umwelt darstellt.
"Es ist der reinste Irrsinn: keiner kann mehr mit Gewissheit sagen, wo überall Gen-Mais wächst", sagt Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace. "Wenn Landwirte einfach Gen-Pflanzen anbauen, ohne der Meldepflicht nachzukommen, können die genmanipulierten Pflanzen überall auftauchen. Von einem kontrollierten Anbau in Deutschland kann so keine Rede sein."
Landeigentümer untersagt den Anbau von Gen-Pflanzen
Brendel weist in diesem Fall auf einen weiteren Verantwortlichen hin: Landwirtschaftsminister Seehofer hat versäumt dafür zu sorgen, dass die Gesetze eingehalten und kontrolliert werden. Zudem will der Minister das Gentechnikgesetz verschlechtern und die Transparenz des Anbaus drastisch einschränken. Das Chaos ist dann vorprogrammiert.
Der Bauer verstößt aber nicht nur gegen das Gentechnikgesetz. Auch der Eigentümer eines der betroffenen Flurstücke fordert vom Pächter, den Gen-Mais unverzüglich abzuernten. Er hatte bereits vor der Aussaat im März 2007 Piprek den Anbau von Gen-Mais explizit untersagt.
Gen-Mais schadet Schmetterlingen
Dieser Gen-Acker ist kein Einzelfall: Nur wenige Kilometer entfernt wächst Gen-Mais in einem Naturschutzgebiet, dem Ruhlsdorfer Bruch. Dort leben gefährdete Schmetterlingsarten. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das von dem Gen-Mais produzierte Bt-Gift auf zahlreiche Tiere, darunter Schmetterlinge, negativ auswirkt.
Zwar hat der Landkreis Märkisch-Oderland verfügt, dass der Gen-Mais im und in unmittelbarer Nähe des Naturschutzgebietes umgebrochen wird. Doch Gen-Bauer Piprek hat dagegen Widerspruch eingelegt. Brendel: Diese Fälle zeigen, dass der Anbau genmanipulierter Pflanzen nicht zu kontrollieren ist. Selbst bestehende Gesetze greifen nicht. Und dies ist vermutlich erst die Spitze des Eisberges.