Behörden prüfen Falschkennzeichnung
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Und sie bewegen sich doch! Greenpeace hat mit dem erneuten Protest gegen die Falschkennzeichnung von Futtermitteln die Räder in den baden-württembergischen Behörden in Gang gesetzt. Der zuständige Referatsleiter im Staatsministerium teilte mit, dass man nun prüfe, ob gegen die Futtermittelgesetze verstoßen werde oder sogar ein Fall unlauteren Wettbewerbs vorliege.
Stein des Anstoßes: Die Firma Bunge Deutschland GmbH verkauft als gentechnisch verändert gekennzeichnetes Sojaschrot von gentechnikfreien Sojabohnen und täuscht so Landwirte und Landwirtinnen sowie Verbraucher:innen. Das Schrot stammt aus einer Ölmühle in Mannheim, die Bunge gehört. Damit die Kontrollbehörden in Baden-Württemberg endlich tätig werden, haben am Montag 15 Aktivistinnen und Aktivisten dem Staatsministerium einen Besuch abgestattet.
Die Greenpeace Aktiven luden rund drei Tonnen Sojaschrot aus Mannheim vor dem Minsterium ab und forderten auf einem Transparent: Stoppt Verbrauchertäuschung!. Laut Lieferschein ist das Sojaschrot genmanipuliert. Aktuelle Labortests belegen jedoch, dass das Tierfutter gentechnikfrei ist. Das trifft auch auf zwölf Proben zu, die Greenpeace vergangenen Freitag vor der Ölmühle von LKW-Ladungen nehmen durfte.
"Ministerpräsident Erwin Teufel darf diese Verbrauchertäuschung nicht durchgehen lassen", sagt Carmen Ulmen, Gentechniksprecherin von Greenpeace. "Die Futtermittelindustrie unterläuft die Kennzeichnungsgesetze. Damit gibt es für Landwirte und Verbraucher keine Transparenz und keine Wahlfreiheit."
Diese Strategie darf aber nicht aufgehen, warnt Ulmen. Landwirte und Landwirtinnen müssen erfahren, was sie an ihre Tiere verfüttern. Verbraucher:innen wollen wissen, ob bei der Herstellung von Milch, Eiern und Fleisch Gentechnik im Spiel war.
Weitere Folge der unzutreffenden Kennzeichnung durch das Unternehmen Bunge: Die gentechnikfreie Ware wird am Markt künstlich verknappt und verteuert. Die wirtschaftlich unter Druck stehenden Landwirte und Landwirtinnen steigen dann auf Gen-Futter um. Das liefert dann der Gentechnikindustrie den Beleg dafür, dass die Nachfrage steigt, also weltweit noch mehr Gen-Pflanzen angebaut werden müssen.
Bunge ist kein Einzelfall
Die Überwachungsbehörde in Stuttgart blieb nicht nur bei der Bunge-Ölmühle untätig. Wir erfuhren, dass neben Bunge weitere Unternehmen falsch deklarierten. Stichproben ergaben, dass die Futtermittelfirma Hemo (Heilbronn) ihr Futterschrot ebenfalls fälschlich als genmanipuliert kennzeichnet. Falsch deklariertes Futter fanden wir auch in anderen Bundesländern, so bei der Firma Deuka (Worms/Rheinland-Pfalz) und der Raiffeisen-Warenzentrale (Wiesbaden/Hessen).
Greenpeace fordert von den Behörden, für eine richtige Kennzeichnung der gentechnikfreien Ware zu sorgen. Zudem müssen alle Bundesländer prüfen, welche Firmen falsch kennzeichnen.
Mit/ohne Gentechnik aus derselben Bohne?
Für die falsch gekennzeichneten drei Tonnen Sojaschrot der Mannheimer Ölmühle hat Greenpeace einen Abnehmer gefunden: Eine Erzeugergemeinschaft in der Nähe von Schwäbisch-Hall vertraut den wissenschaftlichen Laborergebnissen mehr als den irreführenden Angaben des Produzenten.
Die von Bunge verarbeiteten Sojabohnen stammen aus Nordbrasilien, das bislang als frei von Gen-Soja gilt. Einer der Gründe, warum Bunge allen Lebensmittelherstellern garantiert, dass das aus den Bohnen gewonnene Öl gentechnikfrei ist. Die gleiche Garantie könnte dann doch auch der Futtermittelindustrie gegeben werden. Schließlich stammt das Schrot aus denselben Sojabohnen.