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Greenpeace Attends Kosmos Festival in Chemnitz
© Jan Zappner / Greenpeace

Roland Hipp: Lebensziel Energiewende

„Bei der Energiewende am Ball bleiben“, das ist eines der obersten Ziele, die sich Roland Hipp, einer der beiden Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, gesteckt hat.

Energie ist sein Thema, und er selbst scheint davon unbegrenzt zur Verfügung zu haben. „Das liegt an meinem besonderen Beruf. Er kostet Kraft, aber noch mehr Kraft gibt er mir“, erklärt Roland Hipp. Seit 33 Jahren ist er bei Greenpeace, ab 2002 war er Kampagnen-Geschäftsführer. Am 1. Juli 2016 löste Roland Hipp Brigitte Behrens als erster Geschäftsführer der Umweltschutzorganisation ab; aktuell führt er gemeinsam mit Martin Kaiser Greenpeace Deutschland.

Der gebürtige Baden-Württemberger und gelernte Industriekaufmann begann 1983 als Mitglied der Greenpeace-Gruppe Stuttgart ehrenamtlich für die Organisation zu arbeiten. Damals hatte er eine TV-Sendung über Greenpeace gesehen mit dem Titel „Helden oder Spinner“. Gezeigt wurden Aktionen gegen die Dünnsäure-Verklappung in der Nordsee, gegen Walfang und Atomversuche. Für Roland Hipp war klar, das sind Helden: „Die reden nicht nur, die tun was! Das wollte ich auch.“ Und er tat es.

Mit Feuereifer gegen Atomkraft

Eine Bekannte nahm ihn mit zu einer Anti-Atom-Demo in Heilbronn, wo Atommüll von der Straße auf die Schiene umgeladen werden sollte: „Ich stand an einer Bushaltestelle, neben ganz vielen Schulkindern, als die Atommüll-Laster mit einem Höllentempo an uns vorbeifuhren. Ich dachte: Wie kann es sein, dass eine Industrie Menschen einer so unglaublichen Gefahr aussetzen darf?“ Das war die Initialzündung. Er erklärte das Thema zu seiner Herzensangelegenheit und begann, Informationen über die Atomtransporte zu sammeln.

Auf den Experten in Punkto Atomfracht aufmerksam geworden, heuerte ihn die Greenpeace-Zentrale 1991 in Hamburg an – erst als Energie-Kampaigner, dann als Bereichsleiter Energie. Für Aktionen und Strahlenmessungen reiste Roland Hipp zu den Wiederaufarbeitungsanlagen ins französische La Hague und nach Sellafield in England. Er untersuchte die Strahlung im Meer, in Böden, Pflanzen, auch in den Häusern der Anwohner: „Wir haben Plutonium im Staubsaugerbeutel gefunden und auf dem Teller“, so Hipp. „Wir bekamen das Leid der Menschen hautnah mit.“

1995 wurde Roland Hipp Aktionskoordinator und leitete unter anderem die Kampagne gegen die ausgediente Ölplattform Brent Spar. Seit 2002 war er stellvertretender Geschäftsführer sowie Kampagnen-Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland; in dieser Funktion verantwortete er alle Projekte, die das deutsche Team entwickelte und umsetzte. Seit 2012 ist Hipp zudem stellvertretender Leiter der europäischen Kampagnenarbeit von Greenpeace und stimmt damit die Themen- und Kampagnenplanung europäisch und weltweit ab. Das Themenspektrum ist breit, es reicht von Atomkraft über Klima und Gentechnik bis hin zu Wälder und Meere.

Wer ihn kennt, schätzt seine geradlinige, verbindliche Art, auch seine Offenheit. „Ich arbeite sehr transparent. Das erwarte ich auch von anderen. Ich mag es nicht, wenn jemand trickst oder nur die Halbwahrheit erzählt“, so Hipp. Er tauscht sich mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern intensiv aus, bevor er entscheidet. Debatten auf Augenhöhe findet er wichtig und weiterführend.

Deutschland ist erneuerbar

„Ich habe einen großen Traum“, erzählt er. „Dass ich nicht nur erlebe, wie das letzte Atomkraftwerk, sondern auch wie das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland abgeschaltet wird.“ Zwar wird es absehbar noch bis 2022 dauern, bis das letzte deutsche AKW vom Netz geht. Aber Roland Hipp hat einen langen Atem. Klar, dass ihm der geplante Atomausstieg nicht schnell genug geht, und dass ihn weiterhin die ungelöste Endlagerung der Atomabfälle umtreibt.

„Wir brauchen keinen Strom aus gefährlicher Atomkraft oder dreckiger Kohleverbrennung“, weiß er. „Wind und Sonne, in Teilen auch Biomasse, Wasserkraft und Geothermie haben mehr Potenzial als wir brauchen. Wir müssen diese Energien nur klug und sinnvoll nutzen.“ Daran hat Roland Hipp schon in den 80er Jahren geglaubt. Zu sehen, wie weit diese Gedanken heute schon Realität geworden sind, erfüllt ihn stets mit Freude und Hoffnung.

Neue Herausforderungen

Für die Aufgabe, die vor ihm liegt – Geschäftsführung des deutschen Büros –  setzt sich Hipp vor allem drei Ziele: Das erste – wen wundert es: „Bei der Energiewende weiter am Ball bleiben“. Zudem möchte er, dass Greenpeace Deutschland sich noch mehr als bisher in der internationalen Arbeit der Organisation  engagiert. Und drittens will er die Organisation zeitgemäßer aufstellen: in der sich verändernden Welt, in der gigantische Internetfirmen und Globalisierung den Ton angeben.

Der Spruch „Wir wollen die Welt für unsere Kinder erhalten“ hat für Hipp vor einiger Zeit eine ganz persönliche Bedeutung bekommen, als seine Tochter auf die Welt kam. Nebenbei ist der Greenpeace-Chef Hobby-Imker. „Bienen verdienen mehr Respekt“, sagt er; ihn fasziniert auch ihre hochkomplexe Gesellschaftsform: „Sie arbeiten fleißig zusammen, um die Gesellschaft zu erhalten und weiterzubringen.“

Lebenslauf Roland Hipp

 

  • 1960                      Am 21. Juni wird Roland Hipp in Albstadt-Ebingen geboren
  • 1976-1979             Ausbildung zum Industriekaufmann
  • 1979-1983             Wehrdienst
  • 1984                       Fachhochschulreife
  • 1984                       Hochschule Reutlingen, Studium Betriebswirtschaft (BWL)
  • 1985                       Betriebsleiter einer Textilfirma, zeitgleich Engagement in der Anti-Atomkraftbewegung
  • 1983-1991              ehrenamtliche Mitarbeit bei Greenpeace, Aufbau von Gruppen in Süddeutschland
  • 1991-1994              Festanstellung als Kampaigner im Energiebereich, Schwerpunkt Atomkraft, Atomtransporte, Wiederaufbereitung
  • 1996-1997              Messungen an und Aktionen gegen die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague
  • 1998                       Messungen an und Aktionen gegen die Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield
  • 1995-1998              Aktionskoordinator im Aktionsbereich, unter anderem Projektleiter „Brent Spar“- und „Mururoa“-Kampagnen
  • 1998-2002              Bereichsleiter des Energiebereichs
  • 2000-2007              Gründungsmitglied und Vorstand von Greenpeace Energy eG
  • 2002-2016              Kampagnen-Geschäftsführer des Greenpeace e.V. Hamburg
  • Juli 2016                 erster Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland
  • Nov. 2017               Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland gemeinsam mit Sweelin Heuss und Martin Kaiser
  • Seit Feb. 2019        Geschäftsführender Vorstand

 

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