10 Jahre Ozeaneum in Stralsund: Greenpeace gratuliert
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Das Ozeaneum in Stralsund feiert Geburtstag. Seit 2008 macht sich das Museum für den Meeresschutz stark – und war von Anfang an ein großartiger Kooperationspartner für Greenpeace.
An einer Meerenge der Ostsee, zwischen historischen Fassaden, spiegelt weiß getünchter Schiffstahl das Sonnenlicht: Wie ein Fremdkörper wirkt das Ozeaneum am Hafen von Stralsund. Aber das ist selbstverständlich gewollt, denn das Museum bringt Besuchern die Welt der Meere über und unter Wasser nah. Für so viel (Segel-)Tuchfühlung muss man sich normalerweise auf ein Schiff begeben. Das steht in diesem Fall eben – zumindest angedeutet – auf dem Festland, und das seit nunmehr zehn Jahren. Heute feiert das Museum seinen Geburtstag, angemessen mit Shantychor und einer riesigen Torte. Am Kai hat das Greenpeace-Schiff Beluga angelegt. Auch das hat seinen Grund.
An der Erfolgsgeschichte am Strelasund hat Greenpeace nämlich kräftig mitgeschrieben. Ein Meeresmuseum hatte Stralsund bereits, mit verschiedenen Zweigstellen zu unterschiedlichen Schwerpunkten. Zu Natureum und Nautineum kam 2008 das Ozeaneum. Während das ursprüngliche Meeresmuseum in der Stralsunder Altstadt den Besucher auf eine Reise durch die Weltmeere mitnimmt, bleibt das Ozeaneum thematisch in den kalten Gewässern der Nordhalbkugel. Wie die Ausstellung die Meere abbildet, ist dabei sehr besonders.
Mensch und Meer
Das Ozeaneum zeigt keine idealisierte, unberührte Unterwasserwelt. Gerade die Wechselwirkungen mit dem Menschen sind es, die hier interessieren. Und die sind selten zum Vorteil der Meeresbewohner. Ein Zählwerk in der von Greenpeace konzipierten Ausstellung „1:1 Riesen der Meere“ gibt einen niederschmetternden Eindruck davon: Es zählt die als Beifang und durch Geisternetze verendeten Meeressäuger seit Eröffnung des Ozeaneums im Sommer 2008 – der Counter steht inzwischen bei über vier Millionen. Ein Wal, ein Delfin oder eine Robbe pro Minute.
Seinen Bildungsauftrag versteht das Ozeaneum nicht bloß als Wissensvermittlung über Fische und Meeressäuger. Der Museumsleiter Dr. Harald Benke, von Beginn an dabei, will Menschen für den Meeresschutz begeistern. Auch wenn das manchmal über den Umweg läuft, sie zunächst einmal mit Ausbeutung und Meeresverschmutzung zu konfrontieren. Zwischen Aquarien mit Fischen, die sich auch im Stralsunder Hafenbecken bewegen, und größeren Raubfischen der Nord- und Ostsee, findet sich deshalb ein Müllstrudel hinter Glas, in dem Plastikflaschen und Kunststofftüten kreiseln.
Starthilfe von Greenpeace
Das Ozeaneum kann Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch deswegen so selbstbewusst einfordern, weil das Gebäude selbst hohe ökologische Ansprüche erfüllt: Der Strom wird durch umweltfreundliche Wasserkraft erzeugt, sämtliches Holz stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft, die Wasserkühlanlagen kommen ohne klimaschädliche Fluorkohlenwasserstoffe aus. In Wänden, Böden und Decken steckt kein PVC, weil der beim Bau beliebte Kunststoff giftige Substanzen enthält und dabei außerordentlich energieaufwändig hergestellt wird.
Grundsätzlich gibt es im Ozeaneum keine vom Aussterben bedrohten Tierarten zu sehen. Die zahlreichen Aquarien zeigen Lebewesen aus der Nord- und Ostsee sowie dem Nordatlantik, die alle artgerecht gehalten werden – in einer Umgebung, die ihrem natürlichen Lebensraum möglichst genau nachempfunden ist. Auf im Meer lebende Säugetiere wie Robben oder Kleinwale wird in der Schau ganz bewusst verzichtet. Das sind sämtlich Kriterien, die Greenpeace mitbestimmt hat – schließlich war in der Ausstellung von vorneherein ein Raum für die Umweltorganisation reserviert. Und der hat buchstäblich Riesiges in sich.
Bereits kurz nach der Eröffnung begann die Planung für eine Multivisionsshow, die Besuchern des Ozeaneums die Schönheit und Größe der gewaltigsten Meeressäuger der Welt vorführt. Seit 2009 entlässt das audiovisuelle Greenpeace-Projekt „1:1 Riesen der Meere“ nun die Gäste aus der Ausstellung – nach einer beeindruckenden Lehrstunde auf dem Meeresgrund. Von Liegen aus richtet sich der Blick staunender Kinder und Erwachsener mehrere Stockwerke aufwärts, wo lebensgroße Modelle eines Orcas, eines Pottwals im Kampf mit einem Riesenkalmar oder eines Buckelwals zu schweben scheinen. Dank einer ausgeklügelten Lichtdramaturgie tauchen die Zuschauer ab in eine fantasievoll konstruierte Unterwasserwelt, die ihnen aus Lautsprechern anschaulich erklärt wird.
Zehn Jahre Zusammenarbeit
„Die Kooperation zwischen Greenpeace und dem Ozeaneum ist ein großer Schatz“, sagt Sweelin Heuss, Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland, anlässlich des Geburtstags. Dieser Schatz wird gehegt und gepflegt: Regelmäßig finden Aktionstage und Expertenvorträge im Ozeaneum statt, an denen Greenpeace-Ehrenamtliche Besucher über die aktuelle Greenpeace-Arbeit zu den Meeren informieren. Derzeit ist der Schutz der Antarktis Thema. Am Infostand im Ozeaneum bemalen Kinder Stoffbeutel mit Pinguin-Schablonen, großer Renner bei den Erwachsenen sind die Greenpeace-Regenbogen-Buttons. Mit einer Unterschrift werden aus Besuchern Meeresschützer – mittlerweile hat Greenpeace an seinen Informationsständen im Ozeaneum rund 17.000 Förderer für den Umweltschutz gewonnen. Seit 2010 führen außerdem ehrenamtliche Guides von Greenpeace durch die „Riesen der Meere“-Ausstellung. Greenpeace war von Anfang an Teil des Ozeaneums – und ist es seitdem geblieben.
Die Bilanz aus zehn Jahren kann sich sehen lassen: Mit über sechs Millionen Besuchern seit Eröffnung ist das Ozeaneum das beliebteste Museum Norddeutschlands, bereits 2010 wurde es als Europas Museum des Jahres ausgezeichnet. Eine Erfolgsgeschichte nach Plan: Im Deutschlandfunk erklärte Museumsleiter Benke, dass das Ozeaneum aus einer Notwendigkeit entstand. Das bis dato gut geführte und erfolgreiche Meeresmuseum in der Altstadt musste expandieren, um nicht zur rein regionalen Attraktion zu werden, ergab ein Gutachten. Dafür war aber am alten Standort kein Platz – so entstand das ehrgeizige Vorhaben des Ozeaneums am Hafen. Ein 2,6 Millionen Liter fassendes Riesenaquarium, Humboldt-Pinguine auf der Dachterrasse und die „Riesen der Meere“ sind ein Jahrzehnt später gute Argumente für einen Besuch in Stralsund – nicht bloß um zum Geburtstag zu gratulieren.