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Der Fischkutter Phyllis Cormack war das erste Greenpeace-Schiff.
Rex Weyler/Greenpeace

Phyllis Cormack - Schiff der ersten Stunde

Gründungsreise von Greenpeace

Der Kern des 1970/71 gegründeten "Don't Make A Wave Committee", aus dem Greenpeace hervorging: Paul Côté, Jurastudent und kanadischer Olympiamedaillengewinner im Segeln; Jim Bohlen, Forstwissenschaftler und Ingenieur; Irving Stowe, Rechtsanwalt.   Stowe und Bohlen waren langjährige Friedensaktivisten. Stowe, ein Quäker, brachte die Idee des Zeugnisgebens in die Organisation ein. Bohlen, Veteran des Zweiten Weltkriegs, hatte einst an der Entwicklung von Spartan-Raketen für das US-Militär gearbeitet. Später g

Gründungsmitglieder des 1970/71 gegründeten "Don't Make A Wave Committee": Paul Côté, Jurastudent und kanadischer Olympiamedaillengewinner im Segeln; Jim Bohlen, Forstwissenschaftler und Raketen-Ingenieur; Irving Stowe, Rechtsanwalt und Quäker, der die Idee des Zeugnisgebens in die Organisation einbrachte. Stowe und Bohlen waren langjährige Friedensaktivisten. Bohlen, Veteran des Zweiten Weltkriegs, hatte Spartan-Raketen für das US-Militär mitentwickelt. Er gründete später die Green Party of Canada und war Direktor von Greenpeace Canada.

Am 15. September 1971 sticht ein alter klappriger Fischkutter „Phyllis Cormack“ im Hafen von Vancouver in See. Ziel ist die Aleuten-Insel Amchitka, wo die US-Regierung einen unterirdischen Atombombenversuch plant. Die Besatzung will direkt ins Sperrgebiet fahren und die Tests so verhindern. 

Don´t Make A Wave Committee

Der Plan ist mutig, aber das Don't Make a Wave Committee hat weder Boot noch Geld. Abhilfe schafft in letzter Minute ein Benefizkonzert mit Joni Mitchell und James Taylor und viele kleine Spenden von Privatpersonen und befreundeten Umweltschutzorganisationen. Am Ende kommen rund 17.000 Dollar zusammen.

13 Monate sucht das Komitee – schließlich findet es die Phyllis Cormack, ein 30 Jahre altes, 24-Meter-Holzschiff, das sein Eigner, John Cormack, nach seiner Frau genannt hatte. Der betagte Kutter soll für sechs Wochen für 15.000 Dollar gechartert werden. Das Ziel ist die Insel Amchitka, sie liegt am nördlichen Ende des Inselbogens der Aleuten (Nordpazifik).

Die technische Ausstattung der Cormack ist desaströs. Das Echolot muss mit einem Faustschlag in Gang gebracht werden, die Ankerwinde ist abgewirtschaftet, die Dieseltanks von Rost zerfressen. Aber noch ist das Holzschiff seetüchtig und erreicht eine Reisegeschwindigkeit von 9 Knoten.

Mit dem „schwimmenden Bauernhaus“ wollen die Umweltschützer:innen in das Sperrgebiet um Amchitka segeln und so Atombombentests stoppen. Mit Feuereifer bringt das Committee und eine Handvoll Helfer das Schiff auf Vordermann. Auf der Brücke bringen sie den neuen Zweitnamen „Greenpeace“ an...

Die Crew der Phyllis Cormack (in "Greenpeace" umgenannt) an Bord. Im Uhrzeigersinn von oben links: Hunter, Moore, Cummings, Metcalfe, Birmingham, Cormack, Darnell, Simmons, Bohlen, Thurston, Fineberg.

Die Crew auf der Gründungsreise von Greenpeace.

Während der Vorbereitung kommen ihnen jedoch mehrmals Zweifel, ob es wirklich vertretbar ist, mit dem alten Kutter Tausende von Meilen auf rauer See zu wagen. Zu dieser Zeit des Jahres kommt es über dem Golf von Alaska und der Beringsee häufig zu starken Stürmen mit plötzlichen Orkanböen. Eine andere Befürchtung der Besatzung ist, dass die Crew durch die radioaktive Strahlung der unterirdischen Explosion kontaminiert werden könnte, oder dass die Amerikaner sie direkt in die Luft sprengen…

Am 15. September 1971, einem wunderschönen Spätsommertag, nach fast zweijähriger Planung ist es so weit: Die Besatzung hisst ein grünes Dreieckssegel mit Friedenssymbolen und legt mit dem polternden Schiff ab - 14 Tage bevor der Amchitka-Test anberaumt ist. 

An Bord befindet sich eine zwölfköpfige Crew, darunter der Kapitän John Cormack, der Journalist Bob Hunter, Ben Metcalfe, Jim Bohlen, Patrick Moore und Terry A. Simmons. Nicht viele haben Seeerfahrung. 

Bob Hunter (links) am Ruder der Phyllis Cormack zusammen mit Ben Metcalfe. Unterwegs nach Amchitka.

Für die Medien zuständig: Robert Hunter (links) von der in Vancouver erscheinenden Sun und Ben Metcalfe von der CBC auf der Schiffsbrücke der Phyllis Cormack unterwegs nach Amchitka.

Öffentlicher Druck

Immerhin stehen die Umweltaktivist:innen unter dem Schutz des Gesetzes. Die US-Regierung hat es mit kanadischen Bürgern zu tun. Die Journalisten und ein Kameramann an Bord wollen alles in Wort und Bild dokumentieren. Ein ständiger Funkverkehr mit der Küste soll den Kontakt zu den Medien in der Heimat gewährleisten.

Der Journalist Bob Hunter hat ein kleines Bändchen indianischer Mythen und Träume mit auf die Reise genommen: „Warriors oft the Rainbow“ (William Willoya, Vinson Brown). Der Name wird zur Mission von Greenpeace.

Die Phyllis Cormack ist 42 Tage unterwegs und kämpft sich durch stürmische See und meterhohe Wellen. Bis auf den Kapitän wird jedes Crewmitglied erbärmlich seekrank. Trotz tapfersten Einsatz erreichte die Cormack die Insel nicht. Sie wird beschlagnahmt.

Dennoch lohnen sich die Strapazen. Von sieben geplanten Atomtests finden tatsächlich nur drei statt. Die US-Regierung gibt zu, dass die Tests aufgrund des öffentlichen Drucks eingestellt wurden. Die Atomwaffentests der westlichen Industriemächte werden nach und nach eingestellt, aber Staaten, die später zu Atommächten werden, testen bis 2017 z.B. Nord Korea. Weltweit wurden 2.058 Atomtests durchgeführt. Die Belastung durch die frei gesetzten Strahlung wird noch lange Auswirkungen auf uns und den Planeten haben. 

  • Kapitän John Cormack (links) und Bob Hunter bringen den Greenpeace-Namen auf der Phyllis Cormack an.

    Kapitän John Cormack (links) und Bob Hunter bringen den Greenpeace-Namen auf der Phyllis Cormack an.

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  • Einige der Crewmitglieder am Bug der Phyllis Cormack auf der Reise von Vancouver nach Amchitka 1971.

    Einige der Crewmitglieder am Bug der Phyllis Cormack auf der Reise von Vancouver nach Amchitka 1971.

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  • Lyle Thurston, Schiffsarzt an Bord der Phyllis Cormack, steht an Deck und raucht eine Zigarette.

    Lyle Thurston, Schiffsarzt an Deck der Phyllis Cormack auf der allerersten Greenpeace-Reise 1971, von Vancouver nach Amchitka, um amerikanische Atombombentests zu verhindern.

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  • Die Greenpeace-Crew beobachtet Finnwale von der Takelage der Phyllis Cormack aus. Nordpazifik, Küste von Kanada (06/01/1975).

    Die erste Anti-Walfang-Kampagne von Greenpeace im Sommer 1975 im Nordpazifik, Küste von Kanada: Die Greenpeace-Crew beobachtet Finnwale von der Takelage der Phyllis Cormack aus. (06/01/1975).

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  • Crew on Phyllis Cormack

    Gegen russische Walfänger im Nordpazifik: Patrick Moore, Fred Eastan und Ron Precious auf der Phyllis Cormack. Das Segel des Greenpeace-Schiffs Phyllis Cormack zeigt ein Bild eines Kwakiutl-Orkawals. (06/01/1975)

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  • Die "Phyllis Cormack" vor einem russischen Walfänger

    Die "Phyllis Cormack" steuert auf eine russische Walfangflotte zu (1975).

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  • Blutspur eines getöteten Wals am Heck des Walfängers.

    Blutspur eines getöteten Wals am Heck des russischen Fabrikschlachtschiff Dalniy Vostok. Nordpazifik, Mendocino-Rücken, 50 Meilen westlich der kalifornischen Küste (06/1975).

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  • Paul Watson auf einem getöteten Walkalb im Vordergrund, das Grenepace Schiff Phyllis Cormack im Hintergrund.

    Zu jung zum Sterben: Paul Watson kniet auf einem toten Walkalb, das von einem russischen Fangschiff mit der Harpunenkanone getötet worden ist. Am 26. Juni 1975 wird Greenpeace zum ersten Mal mit sowjetischen Walfängern konfrontiert. (Erste Anti-Walfang-Kampagne, Schiff Phyllis Cormack)

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  • Ein Greenpeace-Schlauchboot blockiert ein russisches Harpunenschiff während der Waljagd;

    Ein Greenpeace-Schlauchboot blockiert ein russisches Harpunenschiff während der Waljagd; George Korotva und Bob Hunter sitzen in diesem Schlauchboot zwischen dem Harpunenboot und einer Gruppe von Pottwalen. Der russisches Harpunier schießt eine Harpune über ihre Köpfe hinweg und tötet ein Pottwalweibchen. (Nordpazifik, Mendocino-Rücken, 50 Meilen westlich der kalifornischen Küste, 06/26/1975)

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  • Bearing Witness unter Lebensgefahr: Greenpeace-Aktivist:innen im Schlauchboot am Heck des riesigen russischen Fabrikschiff Dalniy Vostok.

    Bearing Witness unter Lebensgefahr: Greenpeace-Aktivist:innen im Schlauchboot am Heck des riesigen russischen Fabrikschlachtschiff Dalniy Vostok.

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  • Bob Hunter tippt am Küchentisch Medienmitteilungen, während sich die Phyllis Cormack während der Walfangkampagne 1975 San Francisco nähert. Nordpazifik, Küste von Kalifornien.

    Bob Hunter tippt am Küchentisch Pressemitteilungen, während sich die Phyllis Cormack San Francisco, Küste Kaliforniens, nähert. (Walfangkampagne 1975, Nordpazifik)

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  • Das Greenpeace-Schiff Phyllis Cormack bei einer Wende.

    Das Greenpeace-Schiff Phyllis Cormack bei einer Wende. 1976, ein Jahr später nach der ersten Anti-Walfang-Kampagne kommt die Phyllis Cormack zusammen mit der James Bay zurück, um die Wale zu verteidigen.(06/01/1976)

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In den Jahren 1975 und 1976 ist die Phyllis Cormack an den ersten Aktionen gegen den Walfang beteiligt, wo sie russischen und isländische Walfangflotten auf hoher See kreuzt, um sie bei der Arbeit zu stören. Die New York Times berichtet, dass "zum ersten Mal in der Geschichte des Walfangs Menschen ihr Leben für Wale aufs Spiel gesetzt haben".

"Bearing Witness" - Zeugnis ablegen und die direkte Aktion bleiben das Herz von Greenpeace.

Nach ihrer Greenpeace-Zeit ist die Phyllis Cormack noch viele Jahre als Fischkutter im Einsatz. Im Jahr 2000 sinkt sie.

 

TECHNISCHE DATEN:

Heimathafen: Kanada

Im Einsatz: 1970-77

Baujahr: 1941

Erbauer: Marine View Boat Works, Tacoma, Washington

Schiffstyp: Fischkutter, Holz

Geschwindigkeit: 9 Knoten

Länge: 24 Meter

Höhe: über 9,1 m

Verdrängung: 99 Tonnen

Antrieb: Dieselmotor

Segelplan: ein Segel

Besatzung: max. 12 Personen

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