Jetzt spenden
Unterseeboot am Haken vor einem Eisberg
Christian Åslund / Greenpeace

Erste Unterwasserbilder aus dem geplanten Antarktis-Schutzgebiet

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Es klingt wie Science Fiction, und trotzdem ist es wahr: Auf ihrer Expedition in die Antarktis dringt die Besatzung der Arctic Sunrise in Unterwasserwelten vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Dazu braucht es keine Überlichtgeschwindigkeit, sondern bloß ein Unterseeboot. Von ihren ersten Tauchgängen brachten die Meeresbiologen John Hocevar und Susanne J. Lockhart erstaunliche Bilder zurück an die Wasseroberfläche. In unserer Fotogalerie können Sie selbst auf den Grund des antarktischen Meeres abtauchen.

Zu Beginn des Jahres fuhr das Greenpeace-Schiff Arctic Sunrise von Chile aus Richtung Südpol, wo es drei Monate bleibt – aus dem deutschen Greenpeace-Büro ist Meeresbiologin Dr. Sandra Schöttner dabei. Die Forscher und Aktivisten wollen selbst erleben, was in der Antarktis auf dem Spiel steht. Dafür gibt es einen aktuellen Grund: Im Oktober dieses Jahres wird die internationale Antarktis-Kommission CCAMLR über das größte Meeresschutzgebiet der Welt entscheiden. Im Weddellmeer, auf einer Fläche rund fünfmal so groß wie Deutschland, wäre damit industrielle Großfischerei verboten. Die Expedition der Arctic Sunrise soll den Stimmberechtigten bei ihrer historischen Entscheidung helfen: Die Aufnahmen dokumentieren, welche Artenvielfalt im vermeintlich lebensfeindlichen Eis gedeiht.

„Wir haben so viel Leben gesehen.“

John Hocevar aus dem US-amerikanischen Greenpeace-Büro steuerte das Unterseeboot auf den ersten Tauchgängen. „Ich wusste wirklich nicht, was uns dort erwartet“, sagt der Wissenschaftler und Pilot. Doch falls es Zweifel gab, ob die Wissenschaftler am Meeresgrund überhaupt etwas zu erforschen fänden, zerstreuten sie sich schnell. „Wir haben so viel Leben gesehen: Schwämme, Korallen, Seesterne. Sogar Eisfische!“

„Eine der von uns untersuchten Stellen finde ich besonders spannend“, sagt Dr. Susanne Lockhart, die mit im U-Boot saß. „Sie ist zu hundert Prozent von Organismen bedeckt und hat eine faszinierende dreidimensionale Struktur. Das erlaubt anderen Lebewesen, sich dort ebenfalls anzusiedeln, und ergibt eine sehr interessante Artenzusammensetzung.“ Betörend schön – aber auch sehr empfindlich sei das, fügt die Meeresbiologin hinzu: „Für ein so Ökosystem wäre es sehr schwierig, sich nach einer Störung wieder zu erholen – etwa nach einem Fischzug mit Grundschleppnetzen.“ Davor müsse das Weddellmeer geschützt werden.

Die Erforschung steht noch am Anfang

Das Weddellmeer gilt zwar als besonders artenreich, seine Erforschung steht aber noch am Anfang. Die Bilder der Arctic-Sunrise-Besatzung bestätigen allerdings die Vermutung, dass es hier vor Leben wimmelt. „Unsere Dokumentation zeigt eindrucksvoll, warum wir diese einzigartigen Lebensräume schützen müssen“, sagt Greenpeace-Expertin Sandra Schöttner. „Die Antarktis-Kommission muss das Weddellmeer vor der Fischereiindustrie bewahren.”

Dass diese bislang unberührten Gebiete überhaupt von der Fischerei bedroht sind, liegt an der Erderhitzung. Ihretwegen sind in den Sommermonaten Teile des antarktischen Meeres für Fischtrawler befahrbar, dort, wo noch vor wenigen Jahren eine undurchdringliche Eisdecke war. In der Antarktis wird vor allem nach Krill gefischt: Kleinen garnelenartigen Tieren, die zu Fischfutter und – äußerst verzichtbaren – Nahrungsergänzungsmitteln verarbeitet werden, in der Antarktis aber Grundlage des Lebens sind. Denn Krill ist für das Überleben von Pinguinen, Walen und Robben unerlässlich.

Stars an Bord

Mit den Bildern aus dem Südpolarmeer hat Greenpeace eine starke Argumentationshilfe für ein Schutzgebiet im Wedellmeer geliefert. Prominente Schützenhilfe ist ebenfalls an Bord: Der spanische Filmstar Javier Bardem („James Bond 007 – Skyfall“) wird mit seinem Bruder die Tour in den kommenden Tagen begleiten. Ein weiterer Hollywoodstar hat sich bereits angekündigt. Nachdem David Harbour, der in der erfolgreichen Netflix-Serie „Stranger Things“ spielt, auf Twitter 200.000 Retweets einsammelte für seinen Wunsch, auf der Arctic Sunrise mitzureisen, „um mit Pinguinen zu tanzen“, lud Greenpeace ihn auf das Schiff ein. Der gute Rat von Bord, ebenfalls per Twitter: „Pack Thermo-Unterwäsche ein.“

  • Unterwasseraufnahmen in der Antarktis

    Am Boden ist Leben

    Überspringe die Bildergalerie
  • Unterwasseraufnahmen in der Antarktis

    Landschaft unter dem Meer

    Überspringe die Bildergalerie
  • Eisfisch

    Leben im eisigen Wasser

    Überspringe die Bildergalerie
  • Unterwasserboden in der Antarktis

    Ein schutzbedürftiger Lebensraum

    Überspringe die Bildergalerie
  • Qualle

    Noch ein Meeresbewohner

    Überspringe die Bildergalerie
  • Haarstern

    Fund in 300 Metern Tiefe

    Überspringe die Bildergalerie
  • Seeigel

    Ein antarktischer Seeigel

    Überspringe die Bildergalerie
  • Weichkoralle

    Fannyella, eine Weichkoralle

    Überspringe die Bildergalerie
  • Susan Lockhart im U-Boot an Deck der Arctic Sunrise

    Letzte Anweisungen bevor es hinabgeht

    Überspringe die Bildergalerie
  • Auf Kurs

    Überspringe die Bildergalerie
  • Sandra Schöttner an Bord der Arctic Sunrise

    Forschung an Bord der Arctic Sunrise

    Überspringe die Bildergalerie
  • Javier Bardem mit Pinguin

    Prominenz trifft Pinguin

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/protestmail-sos-aus-der-arktis

SOS aus der Arktis: Stoppt den Tiefseebergbau!

Die norwegische Regierung will in der Arktis als erstes Land der Welt mit dem Tiefseebergbau starten. Damit gefährdet sie das Wohlergehen der Meere und der Lebewesen, die dort leben. Wir müssen die Zerstörung der Tiefsee zur Ausbeutung des Meeresbodens verhindern, bevor es zu spät ist.

Protestmail senden
Datum
Walroß auf Eisscholle in der Arktis

Mehr zum Thema

Sampling and Analysing Sea Foam for PFAS on Sylt

Erhöhte PFAS-Werte im Meeresschaum

Der Meeresschaum an deutschen Stränden ist stark mit PFAS belastet. Das zeigen Greenpeace-Messungen. Deutschland muss den Umgang mit diesen gesundheitsgefährlichen Chemikalien besser regulieren.

mehr erfahren über Erhöhte PFAS-Werte im Meeresschaum
Beach on the island of Borkum

Meerespolitik 2025: Eine Zukunft für Meer und Mensch

Internationale Abkommen fordern den Schutz der Meere und der Biodiversität. Deutschland trägt Verantwortung für Umwelt, Gerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft für alle.

mehr erfahren über Meerespolitik 2025: Eine Zukunft für Meer und Mensch
Ein Hai wird von der Besatzung eines unter iranischer Flagge fahrenden Schiffes, das im nördlichen Indischen Ozean Thunfisch fängt, als Beifang an Bord geholt.

Der stille Raub an unseren Ozeanen

Die Tiefseefischerei zerstört mit riesigen Schleppnetzen Fischbestände, Korallenriffe und ganze Ökosysteme. Sie bedroht die Artenvielfalt, hinterlässt bleibende Schäden und bleibt oft unsichtbar – 10 Fakten dazu.

mehr erfahren über Der stille Raub an unseren Ozeanen
The Marine Biodiversity of Batu Rufus Dive Site, Raja Ampat

Korallen – Ein tropisches Farbenparadies stirbt

Die prächtige Welt der Korallenriffe ist bedroht: Durch die Erderhitzung kollabieren die empfindlichen Riffe. Mit ihnen verschwindet ein unverzichtbares Ökosystem.

mehr erfahren über Korallen – Ein tropisches Farbenparadies stirbt
Greenpeace projiziert Botschaften von Menschen aus aller Welt auf den Svea-Gletscher in Spitzbergen. Mit Videos fordern Prominente wie der schwedische Schauspieler Gustaf Skarsgård und die südafrikanische Schauspielerin Amanda du-Pont den norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre auf, die Pläne für den Tiefseebergbau in den arktischen Gewässern Norwegens zu stoppen.

Tiefseebergbau in der Arktis?

Norwegen legt Tiefseepläne auf Eis – doch die Bedrohung ist noch nicht vorbei

mehr erfahren über Tiefseebergbau in der Arktis?
Night confrontation with a deep-sea mining ship in the at-risk Pacific region

Erfolg: Klage erneut zurückgewiesen

Im November 2023 protestierten Greenpeace-Aktive gegen den Tiefseebergbau. Eine Klage dagegen ist nun abgewiesen worden.

mehr erfahren über Erfolg: Klage erneut zurückgewiesen