Plastik in Kosmetik
- Hintergrund
Es ist nicht lange her, da gaukelte uns die Werbung vor, Mikroperlen in Zahnpasta seien besonders gute Schleifmittel – und unverzichtbar für die Mundhygiene. Heute steckt hierzulande zwar kein Hersteller mehr Mikrokügelchen aus Plastik in die Zahnpasta. Aber was ist mit anderen Produkten wie Peeling, Duschgel, Bodylotion, Make-up oder auch Reiniger, die übers Abwasser in die Umwelt gelangen? Und welche Kunststoffe kommen darin eigentlich sonst noch vor?
Als Verkaufsargument haben die Mikroperlen sicherlich ausgedient. Aber wer einen genauen Blick in die Liste der Inhaltsstoffe wirft und über ein solides Chemiewissen verfügt, erlebt eine böse Überraschung. Kunststoffe (inklusive Silikone) – in fester, flüssiger, gel- oder wachsartiger Form – verstecken sich im schwer lesbaren Kleingedruckten hinter Zungenbrechern wie Acrylates/C10-30, Alkyl Acrylate Crosspolymer, PEG/PPG-17/18-Dimethicone, Cyclopentasiloxane oder Polyquaternium-68.
Viele solcher künstlichen Polymere sollen den Glanz verbessern, die Streichfähigkeit anpassen, Oberflächen abschmirgeln, eine sanfte Filmschicht bilden oder den Schutz vor Sonnenstrahlen erhöhen. Die Reste von Gesichtscremes, Make-up, Lippenstiften oder Lidschatten schminken wir vielleicht noch mit dem Wattepad ab und entsorgen sie im Mülleimer. Doch bei Peelings, Duschgels, Bodylotions oder Deodorants gelangen die Kunststoffe direkt über Dusche und Waschbecken ins Abwasser – und so in unsere Flüsse und Meere. Dort können sie sich in der Nahrungskette anreichern und letztlich sogar auf unserem Teller landen.
Das Kleingedruckte landet im Meer
Festes Plastik ist normalerweise nicht biologisch abbaubar. Einmal in der Meeresumwelt, zerfällt es in immer kleinere Teile, bis das menschliche Auge es nicht mehr sehen kann. Je kleiner, desto problematischer, denn umso mehr Lebewesen können das winzige Plastik potenziell aufnehmen – und es als Beutetier in der Nahrungskette an Fressfeinde weitergeben. Doch auch Kunststoffe in flüssiger, gel- oder wachsartiger Form sind oftmals langlebig und nicht selten umweltschädlich. Feste und flüssige Kunststoffe verstecken sich in den meisten konventionellen Kosmetikprodukten.
Sie können sich zudem in Geweben anreichern, wie beispielsweise Silikone in Kabeljau. Für die meisten dieser Kunststoffe gibt es jedoch keine oder nur sehr lückenhafte Kenntnisse über ihre Umweltverträglichkeit. Die Hersteller sind gesetzlich nicht verpflichtet, das zu testen – trotz der breiten Anwendung dieser Kunststoffe in ihren Produkten.
Alternativen – gehen Sie auf Nummer sicher
Garantiert frei von künstlichen Inhaltsstoffen ist zertifizierte Naturkosmetik. Gängige Siegel sind das Naturkosmetiksiegel des BDIH. Daneben gibt es zum Beispiel das Siegel von NaTrue, EcoCert und Demeter. Wer etwas Zeit und Lust darauf hat, kann sich seine eigene plastikfreie Kosmetik leicht selbst herstellen. Im Internet werden Sie schnell fündig – auch Greenpeace hat einige Anregungen zusammengestellt.
Wie die Industrie trickst
Einige Hersteller behaupten, sie seien bereits aus der Verwendung von Mikroplastik ausgestiegen. Sie berufen sich dabei auf eine sehr eingeschränkte, von ihnen individuell gewählte Definition. Kurz: Jeder macht, was ihm am besten passt.
Der Industrieverband „Cosmetics Europe“ und sogar das Umweltministerium sprechen von einem freiwilligen Ausstieg aus Mikroplastik bis zum Jahr 2020. Aber: Die Kosmetikindustrie zielt lediglich auf einen Teilausstieg ab – in dem sich der Begriff Mikroplastik nur auf feste Plastikpartikel in solchen Produkten bezieht, die sofort während der Anwendung wieder abgewaschen werden. Flüssige, gel- oder wachsartige Kunststoffe hingegen sind in der freiwilligen Selbstverpflichtung genauso wenig inbegriffen wie Produkte, die vorerst auf Haut oder Haaren verbleiben und erst später abgewaschen werden. Das Umweltministerium sieht deswegen trotzdem keinen Grund, etwas zu ändern.