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Die neue Greenpeace-Studie belegt neben den Tiefseebohrungen zudem eine dramatische Zunahme von schmutzigen und riskanten Fördertechnologien, wie Teersandabbau und Bohrungen in den Polarregionen.
Sämtliche große Ölfirmen können ihre Reserven nur noch auf dem erforderlichen Niveau halten, indem sie Ölquellen erschließen, die bis vor kurzem noch als zu teuer oder zu riskant eingestuft wurden.
Neue Ölfelder werden überwiegend in den Weltmeeren entdeckt und ausgebeutet. Das bedeutet aber auch, dass damit das Risiko eines Desaster wie wir es im vergangenen Jahr bei der Deepwater Horizon erlebt haben, deutlich zunimmt, erklärt Jörg Feddern, Ölexperte bei Greenpeace.
Der Plan des britischen Ölmultis BP, in der Arktis zu bohren, ist für diese Entwicklung symptomatisch. Und bei Exxon Mobil oder ConocoPhillips etwa macht Öl aus der riskanten Teersandaufbereitung mittlerweile mehr als die Hälfte des Öl-Nachschubs aus.
Falsche Bilanz
Die Studie wurde von Greenpeace und zwei anderen Organisationen beauftragt und von der britischen Organisation Oil Change International verfasst. Zentrales Thema ist die Reserve Replacement Ratio (RRR) der großen internationalen Ölunternehmen. Das ist die Kennzahl für den Versorgungsgrad einer Ölfirma mit Öl und setzt sich zusammen aus den hinzugekommenen Reserven einerseits und der Jahresproduktion andererseits.
Diese Kennzahl zeigt, ob die Bilanz zwischen neuen Ölfeldern und verkauftem Öl stimmt. Die vorliegende Studie belegt, dass genau dies nicht der Fall ist. Wie sich zeigte, können die Ölfirmen die Bilanz schon seit Jahren nur noch mittels Bohrungen in den Polarregionen, Teersandaufbereitung oder Tiefseebohrungen ausgewogen halten. Der Unfall im Golf von Mexiko hat gezeigt, dass die Ölindustrie die Grenzen des technisch Beherrschbaren erreicht hat, warnt Feddern. Deswegen fordern wir beispielsweise ein Moratorium für Tiefseebohrungen ab einer Wassertiefe von 200 Metern.
Teersand und Tiefsee - teuer und risikoreich
BP setzt derweil auf Ölbohrungen in der Arktis - ein risikoreicheres Vorgehen ist kaum denkbar. Durch das Eis kann nur wenige Monate im Jahr gearbeitet werden. Kommt es zu einem Unfall wie auf der Deepwater Horizon, dann besteht möglicherweise monatelang nicht einmal die Chance etwas zu unternehmen. Das Ökosystem ist zudem um ein vielfaches empfindlicher als in anderen Regionen und das Öl wird nur sehr langsam abgebaut.
Die Zeit des billigen Öls ist offensichtlich vorbei. Nur zum Spaß bohrt keine Firma am Nordpol nach Öl. Alles weist darauf hin, dass wir auf das Ende des Ölzeitalters zugehen.
Quelle: Greenpeace Österreich