Glyphosat verbieten
- mitwirkende Expert:innen Christiane Huxdorff
- Hintergrund
Nach langem Ringen hat die EU das umstrittene Pestizid Glyphosat Ende 2023 für weitere zehn Jahre zugelassen. Glyphosat nimmt Insekten die Lebensgrundlage und steht im Verdacht, für Menschen gesundheitsschädigend zu sein. Wie Deutschland den Einsatz trotz EU-Zulassung begrenzen kann, zeigen Aktivist:innen zum Tag der Artenvielfalt vor dem Landwirtschaftsministerium.
Glyphosat vernichtet jegliches Grün. Auf den gespritzten Äckern stirbt erstmal alles ab: Klee, Mohn, Kornblume. Mit den Kräutern schwindet aber auch die Artenvielfalt – und die Nahrung für Bienen und andere Insekten. Zudem steht das Mittel im Verdacht, für Menschen gesundheitsschädigend zu sein. Die EU hat über ein mögliches Verbot debattiert, die Mitgliedstaaten konnten sich aber in zwei Abstimmungsrunden nicht einigen. In solchen Fällen trifft die EU-Kommission die Entscheidung: Im November 2023 stimmte sie dafür, die Zulassung um weitere zehn Jahre zu verlängern. Daraufhin zog Deutschland das im Koalitionsvertrag vereinbarte Glyphosatverbot ab 2024 wieder zurück.
Im Vorfeld des Internationalen Tages der Artenvielfalt demonstrieren am 21. Mai 2024 Aktivist:innen von BUND und Greenpeace für einen besseren Schutz der Umwelt vor Pestiziden. Sie stellen dem Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) einen über zwei Meter großen Glyphosatkanister vor die Tür – und übergeben Staatssekretärin Silvia Bender eine juristische Stellungnahme. Denn trotz EU-Zulassung ist ein nationales Glyphosatverbot möglich und hätte vom BMEL nicht zurückgezogen werden müssen.
Verordnung zur Änderung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung - eine Stellungnahme
Anzahl Seiten: 10
Dateigröße: 839.65 KB
Herunterladen“Art. 36 Abs. 3 der Pflanzenschutz-VO ermöglicht ein Verbot von glyphosathaltigen Produkten in Deutschland”, erläutert Rechtsanwältin Dr. Michéle John, “auch wenn der Wirkstoff Glyphosat auf europäischer Ebene weiter zugelassen ist.” Der Gesetzgeber solle rechtliche Spielräume nutzen, um entsprechend des Vorsorgeprinzips und mit Blick auf Art. 20a des Grundgesetzes den umstrittenen Einsatz von Glyphosat zu verbieten – jedenfalls aber die Anwendungsmöglichkeiten in der Pflanzenschutzverordnung erheblich einschränken.
So muss der Gesetzgeber den im Grundgesetz verankerten Auftrag beachten, die natürlichen Lebensgrundlagen für die künftigen Generationen zu schützen. Und dazu gehört der Erhalt der biologischen Vielfalt. So verbessern Regenwürmer die Bodenqualität und Bienen bestäuben unzählige Pflanzen wie Apfelbäume, Raps oder Erdbeeren – und sorgen so für unser Wohlergehen.
“Nur wenn der Einsatz von Glyphosat endlich beendet wird, ist der lange überfällige Wandel hin zu einer Landwirtschaft möglich, die Menschen, Tiere und Umwelt schützt”, sagt Christiane Huxdorff, Expertin für Landwirtschaft bei Greenpeace. Glyphosatanwendungen müssten einem grundsätzlichen Genehmigungsvorbehalt unterliegen. Wenn nicht-chemische Alternativen vorhanden seien, dürfe die Anwendung von Glyphosat nicht erlaubt werden.
Alternativen zum Glyphosateinsatz sind im Ökolandbau seit langem erprobt. Breite Fruchtfolgen und mechanische Bearbeitung ersetzen das für Insekten gefährliche Totalherbizid. Huxdorff fordert, Bäuer:innen bei der Anwendung von Alternativen finanziell und beratend zu unterstützen: “Wie bei der Tierhaltung, so auch auf dem Acker: Wir dürfen die Landwirtschaft beim notwendigen Umbau nicht allein lassen. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die die Politik mit entsprechender Förderung von Landwirt:innen unterstützen muss. Ein Weiter wie bisher in der Landwirtschaft befeuert Klima- und Artenkrise – das kommt uns teuer zu stehen.”
Glyphosat: Wo wird es eingesetzt – und nachgewiesen?
Doch wieso hält sich das umstrittene Gift so lange auf dem Markt? Der Pestizidwirkstoff Glyphosat wird weltweit eingesetzt. Als sogenanntes Totalherbizid vernichtet Glyphosat sämtliche Pflanzen – es sei denn, sie sind durch eine gentechnische Manipulation resistent gegen das Pflanzengift. Die Landwirtschaft nutzt das relativ kostengünstige Mittel, um schnell und einfach jegliches Grünzeug auf den Äckern zu beseitigen und dann das „geräumte“ Feld neu zu bestellen.
Eingesetzt wird Glyphosat für den Anbau von mehr als 100 Kulturpflanzen in über 130 Ländern. Das Mittel landet nicht nur auf dem Acker. Mit Glyphosat lassen sich auch Flächen wie Autobahnrandstreifen und Wege freihalten. Es ist das am häufigsten und intensivsten verwendete Herbizid. Auf den Markt brachte es im Jahr 1974 unter dem Handelsnamen Roundup der US-Agrochemie-Riese Monsanto – den sich 2018 der Chemiekonzern Bayer einverleibte.
Eine wesentliche Grundlage für den Siegeszug von Roundup war die von Anfang an propagierte Unbedenklichkeit für die menschliche Gesundheit und Umwelt. In den vergangenen Jahren mehrten sich jedoch Hinweise aus wissenschaftlichen Studien, die dies grundsätzlich infrage stellen. Dabei ist das Gift weit verbreitet – auch jenseits der Ackergrenze. Spuren finden sich vielerorts, das bestätigen auch offizielle Stellen. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart fand bei seinen Untersuchungen von konventionell und ökologisch erzeugten Lebensmitteln zwischen 2010 und 2019 Rückstände in Tee, Hülsenfrüchten, Getreide und Obst. Wie es zu den Belastungen kam, bleibt oftmals ungeklärt, denn im Ökolandbau ist Glyphosat verboten. Ein möglicher Weg wäre über die Luft von benachbarten behandelten Feldern.
Das Umweltinstitut München wies Glyphosat im Jahr 2016 in Bier nach, Greenpeace in Traubensaft und Wein, Rückstände fanden Labore auch in Staub – und im Urin. Im Jahr 2015 stufte die International Agency for Research on Cancer (IARC), eine Einrichtung der WHO, das Mittel als wahrscheinlich krebserregend ein.
Ringen um Glyphosat-Verbot
Seitdem läuft die Debatte über ein Verbot: Über eine Million Europäer:innen sprachen sich 2017 für ein Glyphosat-Verbot aus. Verschiedene Bundesländer verboten den Einsatz auf öffentlichen Flächen und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) schränkte die Anwendungen in der Landwirtschaft ein. Dennoch ließ die EU unter Mitwirkung des damaligen CDU-Landwirtschaftsministers Christian Schmidt das Herbizid für weitere fünf Jahre zu. In Deutschland wurden 2021 etwa 4097 Tonnen Glyphosat ausgebracht. Der überwiegende Teil in der Landwirtschaft.
Mitte Dezember 2023 lief die Zulassung für Glyphosat aus, die EU musste entscheiden, ob sie das Herbizid endgültig verbietet – oder auf Drängen der Agrarindustrie weiter zulässt. Weder bei einer Abstimmung am 13. Oktober 2023 noch im Berufungsausschuss am 16. November konnten die Mitgliedstaaten eine qualifizierte Mehrheit für eine weitere Zulassung zustande bringen. Damit war die EU-Kommission verpflichtet, vor Ablauf der Genehmigungsfrist über eine weitere Zulassung zu entscheiden. Sie hatte bereits im Vorfeld angekündigt, das Mittel weitere zehn Jahre erlauben zu wollen, mit Einschränkungen für die Vorerntebehandlung und einem Schutz für Nicht-Ziel-Organismen.
Während Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) gegen eine weitere Zulassung votieren wollte, stützte die FDP im Oktober den Vorschlag der Kommission. Deutschland enthielt sich deshalb bei beiden Abstimmungen. Dabei hatten die Ampelparteien laut Koalitionsvertrag beschlossen, Glyphosat ab 2024 in Deutschland vom Markt zu nehmen.
Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff sieht die wirtschaftlichen Interessen der Chemieindustrie vor den dringend nötigen Schutz von Umwelt und Artenvielfalt gestellt: “Eigentlich möchte die EU bis 2030 den Einsatz von Pestiziden halbieren. Mit der Entscheidung, die Zulassung zu verlängern, opfert sie jedoch den Schutz von Mensch, Umwelt und Artenvielfalt den wirtschaftlichen Interessen von Agrarkonzernen wie Bayer. Ein EU-weites Verbot hätte weltweit Signalwirkung gehabt. Ein Uralt-Gift wie Glyphosat hat einfach keinen Platz in einer modernen, nachhaltigen Landwirtschaft.”
Mehr erfahren über Glyphosat
Warum Greenpeace sich für ein Verbot einsetzt, welche Gefahren von dem Mittel ausgehen und welche Alternativen es gibt, beantworten unsere Fragen und Antworten?
Wieso gefährdet Glyphosat Insekten wie Bienen und die Artenvielfalt?
Glyphosat gefährdet die Artenvielfalt in der Land- und Forstwirtschaft auf zweierlei Art:
- Zum einen reduziert eine langjährige Anwendung die Menge und Zahl der Arten von Beikräutern auf Äckern und in deren Nähe. Und das geschieht so: Ein mit Glyphosat behandeltes Feld ist nahezu braun. Was dort sproß wie Kräuter, Gräser oder einzelne, erneut keimende Kulturpflanzen aus dem vergangenen Jahr, ist durch das Gift abgestorben und vertrocknet. Nicht erwünschte Pflanzen werden damit vom Acker geholt. Anschließend säen Landwirte:innen neu aus, etwa Mais. Für Insekten reduziert sich damit das Nahrungsangebot dramatisch. Auf dem Feld finden sie nur noch Pollen zur Maisblüte, davor und danach gibt es nichts. Die Insekten verhungern – wodurch wiederum den Vögeln das Futter fehlt. Würden Mohn, Ringelblumen, Sonnenblumen oder Klee mit ihren unterschiedlichen Blühzeiten kleinere Felder säumen, wäre die Versorgung gesichert. Das Insektensterben hat vielfältige Gründe, einer aber ist sicherlich der massive Einsatz von Pestiziden in einer zunehmend von großflächigen Monokulturen beherrschten Landwirtschaft.
- Zum anderen wirkt das Gift aber auch direkt auf Organismen. So kam die Europäische Chemikalien Agentur (ECHA) zu dem Schluss, dass Glyphosat schädliche Einflüsse auf Wasserorganismen hat.
Ist das Pestizid auch in Nahrungsmitteln nachweisbar?
Menschen, Pflanzen und Tiere können über mehrere Wege mit Glyphosat belastet werden. Direkt betroffen sind zunächst diejenigen, die es verwenden. Durch Abdrift wie Wind gelangt das Pestizid aber auch auf angrenzende Gebiete. Dies gilt insbesondere bei der in Teilen von Amerika verbreiteten Ausbringung mit dem Flugzeug.
In den Böden der landwirtschaftlichen Flächen kann Glyphosat sowohl an Partikel gebunden, als auch in das Grundwasser ausgewaschen werden. Oberflächlich gelangt das Gift durch abfließendes Wasser oder Drainagen in Gewässer. Eine im Jahr 2017 veröffentlichte Studie zeigt, dass 50 Prozent der Böden in Europa bereits mit dem Herbizid kontaminiert sind. Auch in Gewässern und im Grundwasser wurde der Stoff nachgewiesen.
Der BUND zeigte im Jahr 2013, dass sich bei sieben von zehn Großstadtbewohner:innen in Deutschland Glyphosat im Urin nachweisen lässt. Öko-Test wurde im gleichen Jahr in 14 von 20 Getreideprodukten fündig. Ein von Greenpeace beauftragtes Labor wies im Jahr 2016 Glyphosat-Rückstände in sieben von elf untersuchten Wein- und Traubensaftproben nach. Glyphosat ist in der Umwelt derart verbreitet, dass praktisch niemand dem Gift völlig aus dem Weg gehen kann.
Welche Gesundheitsgefahren gehen von Glyphosat aus?
Anfang 2015 sorgte ein Bericht der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO für Aufsehen. In ihrer Bewertung des Wirkstoffs stuften die Wissenschaftler:innen Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen“ ein – nachdem andere Stellen zuvor stets zu anderen Einschätzungen gekommen waren. So auch das deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR), das die Risikobewertung des Wirkstoffs für das Zulassungsverfahren in der EU vornimmt. Eine neue Stellungnahme aufgrund der WHO-Einschätzung, lehnte das BfR ab.
Andere Studien legen den Verdacht nahe, dass Glyphosat die Entstehung neurologischer Erkrankungen wie beispielsweise Parkinson fördert und das Hormonsystem sowie die Fruchtbarkeit schädigen kann.
Ist Glyphosat für Böden und Pflanzen schädlich?
Das Herbizid wird flächig auf Äcker gespritzt und wirkt dadurch nicht nur auf sogenannte Unkräuter, die es abtöten soll, sondern auch auf Böden und Kulturpflanzen – insbesondere in der direkten Umgebung der Wurzeln. So kann das Mittel Mikroorganismen in der Erde beeinflussen: Sind etwa Bodenorganismen besonders anfällig für den Wirkstoff, sterben sie ab – dadurch verschiebt sich das Populationsgleichgewicht im Boden. Bestimmte anfällige Arten werden also weniger, wodurch andere Überhand nehmen können – weil etwa natürliche Fressfeinde fehlen.
Das Zusammenspiel zwischen Glyphosat, Mikroorganismen und Mikronährstoffen hat Folgen für die Nährstoffversorgung der Pflanzen: So wird etwa die Verfügbarkeit von Mangan und Zink reduziert, die wichtige Co-Faktoren von Enzymen und von Bedeutung für die Photosynthese sind. Auch die Symbiose von Leguminosen wie etwa Soja mit stickstofffixierenden Bodenbakterien ist empfindlich gestört. Durch die fehlenden Nährstoffe wird eine deutlich intensivere mineralische Düngung erforderlich, welche jeglichem Nachhaltigkeitsgedanken entgegensteht.
Die Störung chemischer und biologischer Prozesse durch Glyphosat hat auch Folgen für die Krankheitsanfälligkeit der Pflanzen. So begünstigt der Glyphosateinsatz das Auftreten von etwa Schwarzbeinigkeit bei Getreide oder Wurzelfäule und plötzliches Absterben von Sojapflanzen. Auch durch Fusarien hervorgerufene Krankheiten treten verstärkt auf.
Wo darf Glyphosat in Deutschland eingesetzt werden?
In Deutschland wurde der Glyphosateinsatz im Jahr 2021 nochmals eingeschränkt. So gilt ein Anwendungsverbot in Wasser- und Naturschutzgebieten. Hintergrund für dieses Verbot sind der vorbeugende Gesundheitsschutz und der Schutz der Biodiversität in besonders sensiblen Gebieten.
Außerdem darf Glyphosat nicht mehr für die sogenannte Sikkation (Austrocknung) eingesetzt werden: Dabei spritzen Landwirt:innen das Mittel auf bereits angebaute Kulturen, um vorhandenes Grünzeug absterben zu lassen. Die abgestorbenen Pflanzenteile vertrocknen, dadurch wird die Reife beschleunigt, Staunässe bei anhaltendem Regen vermieden und die Ernte erleichtert.
Zahlreiche Glyphosatprodukte waren jahrzehntelang für den Haus- und Kleingartenbereich sowie für kommunale Flächen zugelassen – unter anderem auch Roundup-Präparate. Seit 2021 ist die Anwendung des Wirkstoffs im Haus- und Kleingartenbereich verboten sowie auf Flächen, die von der Allgemeinheit genutzt werden, wie öffentliche Parks und Gärten, Sport- und Freizeitplätze, Schulgelände und Kinderspielplätze. Ausgenommen sind einzelne Produkte, deren Zulassung noch läuft.
Welche nachhaltigen Alternativen gibt es zu Glyphosat?
Dass es auch ohne Glyphosat und chemisch-synthetische Pestizide geht, zeigt die biologische Landwirtschaft.
Über geeignete Fruchtfolgen, wendende Bodenbearbeitung und klassische mechanische Bekämpfungsmethoden können Unkräuter gut reguliert werden. Durch das drohende Anwendungsverbot hat es aber auch enorme Entwicklungen in der Landtechnik gegeben. So stehen für die konventionelle Landwirtschaft inzwischen eine Reihe moderner Geräte zur Verfügung, mit denen Unkräuter sehr gut und relativ kostengünstig bekämpft werden können.
Wie wirkt Glyphosat?
Glyphosat setzt an einem für den pflanzlichen Stoffwechsel zentralen Enzym an, der 5- Enolpyrovylshikimat-3-Phosphat-Synthase (EPSPS). Essentiell für die Funktion von EPSPS ist Mangan. Mangan wird jedoch durch Glyphosat gebunden. In der Folge stehen der Pflanze wichtige Stoffwechselprodukte nicht mehr zur Verfügung und es kommt zum Absterben. Glyphosat alleine wäre nicht allzu effektiv in seiner Wirkung: Damit der Wirkstoff in die Pflanze gelangen und sich in ihr verteilen kann, werden in den Formulierungen Netzmittel eingesetzt. So gelangt Glyphosat nach dem Spritzen von den Blättern bis in die entferntesten Wurzelspitzen.
Was haben Gen-Pflanzen mit Glyphosat zu tun?
Ein Großteil der weltweit angebauten gentechnisch manipulierten Pflanzen wurde so verändert, dass sie gegen Herbizide resistent sind. Am weitesten verbreitet sind glyphosatresistente Gen-Pflanzen, von Monsanto unter dem Namen „Roundup Ready“ (RR) vermarktet. Große Bedeutung haben vor allem RRSoja, -Baumwolle und -Mais, doch wurden auch zahlreiche andere Arten entsprechend manipuliert. RR-Pflanzen widerstehen dem Pflanzengift und ermöglichen den Landwirt:innen so, die Kultur während der gesamten Anbauzeit mit Roundup zu behandeln. Der Einsatz von glyphosathaltigen Herbiziden hat daher in den Anbauländern von RR-Pflanzen stark zugenommen.
In Argentinien wird fast ausschließlich RR-Soja angebaut. In Soja ist die chemische Kontrolle von Unkräutern besonders schwierig, da die Pflanzen äußerst empfindlich auf alle bekannten Wirkstoffe reagieren. Deshalb war die von der Gentechnikindustrie versprochene einfache Lösung besonders attraktiv für Landwirt:innen. Der Rest der Welt geht sehr viel zögerlicher mit RR-Pflanzen um. In Europa findet bisher noch kein Anbau statt.
Wieso führen Gen-Pflanen in Kombination mit Glyphosat zu Resistenzen bei Unkräutern?
Es ist lange bekannt, dass Wildkräuter gegen Herbizide Resistenzen entwickeln können. Die Problematik wurde bei der Markteinführung glyphosatresistenter Gen-Pflanzen kaum berücksichtigt, obwohl die Gefahr durch die massive Anwendung des Herbizids bei Gen-Pflanzen besonders hoch ist. Auch der großflächige und über Jahre gleichbleibend intensive Einsatz begünstigt die Bildung von Resistenzen bei Unkräutern. Es verwundert daher kaum, dass sich die Zahl gegen Glyphosat resistenter Beikräuter stetig erhöht: Über 58 Arten sind gegen das Gift immun – hauptsächlich in den Hauptanbauländern von RR-Pflanzen auf dem amerikanischen Kontinent. 2013 waren in den USA 28 Millionen Hektar Ackerland betroffen, knapp die Hälfte der Farmer berichtete 2012 von glyphosatresistenten Unkräutern auf ihren Betrieben, nachdem drei Jahre zuvor nur 34 Prozent der Flächen betroffen waren. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.
Die Kontrolle der resistenten Beikräuter ist zu einem zentralen Problem geworden. Es betrifft nicht nur die Anbauenden von Gen-Pflanzen, sondern auch Landwirt:innen, die Glyphosat vor der Aussaat einsetzen.
Was fordert Greenpeace?
Greenpeace engagiert sich mit über 30 weiteren NGOs für ein Verbot des Wirkstoffes. Die wichtigsten Forderungen des Bündnisses an die EU:
- Komplettes Glyphosat-Verbot für landwirtschaftliche Flächen und alle anderen Anwendungen etwa auf Bahngleisen oder in Parkanlagen
- Nulltoleranz für Glyphosatrückstände in allen Lebensmitteln einschließlich Tierfutter
- Festlegung eines Grenzwertes für alle europäischen Gewässer: Die Belastung mit Glyphosat darf den Wert von 0,1 Mikrogramm pro Liter nicht übersteigen - unabhängig davon, ob sie als Trinkwasserquelle dienen oder nicht.
- Ausfuhrverbot von Glyphosat und Herbiziden auf Glyphosatbasis in Drittländer.
(Erstveröffentlichung im September 2023, anschließend aktualisiert)