Gen-Futter: Supermärkte uneins
- mitwirkende Expert:innen Stephanie Töwe
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Einigen deutschen Lebensmittelproduzenten und -händlern ist offensichtlich egal, unter welchen Bedingungen Eier, Fleisch und Milch für die eigenen Marken produziert werden.
Nachdem im Februar die großen deutschen Geflügelmäster Wiesenhof und Rothkötter nach 14 Jahren erklärt hatten, wieder gentechnisch veränderte Soja im Tierfutter einzusetzen, und kurze Zeit später auch der Fast-Food-Riese Mc Donald’s folgte, schieben sich die unterschiedlichen Akteure nun gegenseitig die Verantwortung dafür in die Schuhe.
Rewe, Penny und tegut wollen bei Eiern und Hähnchen gentechnikfrei bleiben. Auch Kaufland hat inzwischen eingelenkt und setzt bei Eiern weiterhin auf gentechnikfreies Futter. Im Geflügelbereich – wenn auch nicht unter den Eigenmarken – bietet Kaufland nun immerhin gentechnikfrei konventionelle Geflügelprodukte als Alternativen an.
Edeka will langfristig auf heimische Futtermittel setzen und auf Gen-Soja im kompletten Eigenmarken-Sortiment verzichten. Ein konkreter Zeitplan für eine schrittweise Umstellung fehlt allerdings immer noch. Dem Verbraucher hilft das erst einmal wenig. Denn ohne Kennzeichnung tappt er bei den meisten tierischen Produkten weiterhin im Dunkeln, wenn es um den Einsatz von Gen-Pflanzen im Futter geht.
„Teile des Einzelhandels haben erkannt, dass sie um das Thema Futtermittel, Gentechnik, Gifte auf dem Acker und schlechte Tierhaltung nicht herumkommen und arbeiten konstruktiv an Lösungen“, sagt Stephanie Töwe, Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin. „Anderen ist das ein Dorn im Auge und sie behaupten, massive Verunreinigungen mit Gentechnik könne niemand ausschließen. Gentechnik im Tierfutter ist aber kein unabänderliches Schicksal, sondern eine Frage der Sorgfalt. Und mit der haben es einige offensichtlich bewusst nicht so genau genommen.“
Wer Wert auf gentechnikfreies Tierfutter legt, das zudem nicht aus Regenwaldzerstörung kommt, muss dafür einen Aufpreis zahlen. Im Endprodukt handelt es sich dabei nur um wenige Cent: Ein Hähnchen würde 8 Cent mehr kosten, der Liter Milch 1 Cent und das Ei liegt sogar weit darunter.
Es gibt Lebensmittelproduzenten, die bereits seit einigen Jahren vormachen wie es geht. Dabei handelt es sich keineswegs nur um Nischenprodukte. Landliebe-Milch, Zottarella von Zott und viele andere – sowie alle, die ökologisch produzieren und daher grundsätzlich auf Gen-Futter verzichten - haben Systeme etabliert, um Gen-Soja oder Soja komplett aus dem Tierfutter zu verbannen. In Österreich und der Schweiz ist dies bei Eier, Fleisch und Milch auf dem gesamten Markt Standard.
„Aldi, Lidl oder McDonald’s halten in Deutschland leider an ihrer Devise ‚Hauptsache billig‘ fest. Anstatt sich gegenseitig zu behindern, kann und muss der Handel gemeinsam gesellschaftliche und ökologische Verantwortung übernehmen und die fahrlässige Billigfleischproduktion dauerhaft ändern. Ein erster Schritt ist, die Gentechnik endgültig aus dem Tierfutter zu verbannen.“
Grafik: Greenpeace-Abfrage zum Einsatz von Gen-Soja beim Lebensmitteleinzelhandel
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