Jetzt spenden
Giftschlammlawine nach Unfall in ungarischer Aluminiumfabrik im Oktober 2010
Waltraud Holzfeind / Greenpeace

Greenpeace zieht Halbjahresbilanz

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Seit der ungarischen Umweltkatastrophe am 4. Oktober 2010 kommt Greenpeace regelmäßig in die Unglücksregion, um die Situation zu bewerten. Sechs Monate sind vergangen, doch die Spuren der Rotschlammlawine sind noch unübersehbar.

Im Februar dieses Jahres hatte das Unternehmen noch ungeklärte, giftige Abwässer aus der laufenden Produktion in den Fluss geleitet. Greenpeace schlug Alarm - mit Erfolg: "Mittlerweile hat MAL die Produktionstechnologie etwas verbessert. Der Rotschlamm wird nun bereits im Werk entwässert, sodass weniger Schlamm und Abwässer anfallen", so Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster, er bemängelt jedoch das unverantwortliche Versäumnis: "Diese Maßnahme hätte schon vor Jahren umgesetzt werden können, die Technologie dafür ist schon lange vorhanden."

Trotz allem sind die Folgen der Katastrophe nach wie vor allgegenwärtig. Vor allem in Kolontar sieht man noch deutlich, welches Ausmaß die Schlammlawine hatte. Im Ort selbst, dort, wo die meisten Häuser abgerissen werden mussten, klafft eine riesige Lücke. "Die Natur ist beeinträchtigt - das Dorf wird nie wieder so sein wie es einmal war", berichtet Greenpeace-Aktivist Bernd Schaudinnus nach seinem letzten Lokalaugenschein.

Nach wie vor ist für Greenpeace unklar, wie groß die tatsächliche Belastung für Böden und Ökosysteme ist, da verlässliche Daten noch ausständig sind. Von den meisten Feldern wurde der Schlamm notdürftig entfernt oder eingeackert. "Eine endgültige Beurteilung der Auswirkungen auf die Landwirtschaft ist erst dann möglich, wenn im Herbst die Ernte in den Labors analysiert werden kann", so Schuster.

Vor genau sechs Monaten war es im westungarischen Ajka zu einer der größten Umweltkatastrophen Mitteleuropas in den letzten 20 Jahren gekommen. Nach einem Dammbruch sind mehr als 700.000 Kubikmeter giftiger Rotschlamm in die Umwelt gelangt und haben zwei Orte und rund 2000 Hektar Land unter sich begraben. Auch die Flussläufe wurden auf einer Länge von mehr als 100 Kilometer stark verunreinigt.

Quelle: www.greenpeace.at

UPDATE 29.1.2016: Obwohl die Katastrophe von 2010 offensichtlich auf menschliches Versagen zurückzuführen ist, wird vorerst niemand der Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen. Gestern sprach ein ungarisches Gericht in erster Instanz fünfzehn Angeklagte vom Vorwurf der Fahrlässigkeit frei, darunter die gesamte Führungsriege des Aluminiumoxidherstellers MAL. Die Firma hatte Sicherheitschecks versäumt, durch die der folgenreiche Dammbruch vermutlich hätte verhindert werden können. Bei dem Unglück kamen zehn Menschen ums Leben, zahlreiche Dörfer wurden überschwemmt.

Giftige Schlammflut in Ungarn

  • Giftschlammlawine nach Unfall in ungarischer Aluminiumfabrik im Oktober 2010

    Aktivistin entnimmt Proben

    Überspringe die Bildergalerie
  • Toxic Hungarian Sludge Flood

    Rotschlamm wird in einen Graben neben den Reservoirs des Aluminiumoxidwerks MAL zwischen Aika und Kolontár gekippt. Der Graben brach und verursachte am 4. Oktober eine giftige Rotschlammflut, bei der 10 Menschen starben und Dutzende verletzt wurden.

    Überspringe die Bildergalerie
  • Air Dust Sampling in Hungary

    Die Greenpeace-Aktivist:innen Szabina Mozes (links) und Jurrien Westernhof nehmen Staubproben aus der Luft in der Nähe der Stadt Kolontár. Im Hintergrund ist die Straßensperrung zur Stadt zu sehen.

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Zum Weiterlesen

Die Flutkatastrophe in Mittel- und Osteuropa
  • 17.09.2024

Seit dem 14. September 2024 kommt es in Mittel- und Osteuropa zu Jahrhunderthochwassern. Dieses Bildungsmaterial am Klasse 7 ordnet ein.

mehr erfahren

Noch immer exportieren deutsche Agrarchemiekonzerne hochgefährliche Pestizide, die in der EU verboten sind. Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung die Doppelstandards beendet.

mehr erfahren
Datum
Müllhalde mit Kühen in Ghana

Mehr zum Thema

Robert Heigl im Gespräch vor einem Kasten mit NICHTS
  • 20.11.2024

Im November locken Black Friday und Cyber Monday mit Schnäppchen. Doch wie wäre es, sich NICHTS zu gönnen? Interview mit dem Künstler Robert Heigl über einen ungewöhnlichen Verkaufsraum.

mehr erfahren
Zwei Jugendliche halten ein Pappschild "Say no to plastic, save the ocean" .
  • 08.11.2024

Eine historische Chance: Die Vereinten Nationen verhandeln über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung.

mehr erfahren
Organic Vegetables at Market in Hamburg
  • 25.10.2024

Entdecken Sie sieben kreative Halloween-Ideen, die gruselig und nachhaltig zugleich sind. Von umweltfreundlicher Deko bis hin zu regionalen Snacks – feiern Sie Halloween ohne Kompromisse für die Umwelt!

mehr erfahren
Julios Kontchou untersucht Wasserproben
  • 18.09.2024

Wer verschmutzt den Rhein mit Mikroplastik? Erneut weist Greenpeace in Wasserproben Plastik nach – die Verschmutzung hat sogar zugenommen.

mehr erfahren
Das Bild einer mit Plastikmüll bedeckten Weltkugel, projiziert von Greenpeace Andino im Rahmen der Kampagne "Chile sin Plastics" (Chile ohne Plastik).
  • 01.08.2024

Am Erdüberlastungstag hat der Mensch sämtliche Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr nachhaltig produzieren kann. Wie schaffen wir es wieder aus den Miesen?

mehr erfahren
Detox Gruppenaktionstag zu Zara in Berlin im November 2012
  • 09.07.2024

Fast Fashion, also schnelle Mode, was ist das? Wer steckt dahinter und warum ist sie problematisch? Hier gibt es Antworten – auch zu den Alternativen.

mehr erfahren