Gefahren der Atomkraft
- Hintergrund
Atomkraft birgt zahlreiche Risiken: vor nach und beim Betrieb. Auch entsteht dabei der gefährlichste Müll der Menschheit: hochradioaktiver Atommüll.
Es gibt mehr als genug ungelöste Probleme, die gegen die Atomkraft sprechen: Reaktorunfälle, gefährliche Transporte, wachsende strahlende Müllberge, die Weiterverbreitung der Atombombentechnologie sowie die Gefahr terroristischer Anschläge.
Technisch und wirtschaftlich ist die Atomenergie weltweit ein Auslaufmodell, Uran ein begrenzter Rohstoff wie Öl und Gas. Wenn heute von einer Renaissance der Atomkraft in einigen Ländern die Rede ist, wird gern verschwiegen, dass das nur mit staatlicher Unterstützung in Märkten, in denen kaum Wettbewerb herrscht, oder mit Dumpingpreisen funktioniert.
Risiko ohne Grenzen
Weltweit erzeugen über 430 Reaktoren Strom. Atomenergie hat einen Anteil am weltweiten Primärenergieverbrauch von etwa sechs Prozent, Tendenz sinkend. Allein in den deutschen Reaktoren gab es in der Zeit ihres Laufens jedes Jahr etwa 140 meldepflichtige Ereignisse. Einige davon gravierender, wie etwa ein explodiertes Rohr im Atomkraftwerk Brunsbüttel im Dezember 2001, ausgelaufenes radioaktiv kontaminiertes Wasser im Atomkraftwerk Philippsburg im April 2004, Notstromausfall im Atomkraftwerk Biblis im Februar 2004. Nur drei Beispiele, bei denen es kritisch wurde.
Weltweit ereignen sich täglich Zwischenfälle in Atomreaktoren - Zwischenfälle, die in jedem Kraftwerk ärgerlich wären, bei einem Atomkraftwerk aber potenziell unabsehbare Folgen haben können. Ein tragisches Beispiel dafür ist die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986, die sich in einem Reaktortyp ereignete, der zuvor (auch in der internationalen Fachpresse) als besonders sicher bezeichnet wurde.
Die stille Verseuchung
Viele Freisetzungen von Radioaktivität sind verhältnismäßig still vonstatten gegangen. Sei es durch Unfälle oder einfach nur durch den täglichen Betrieb von Atomkomplexen (wie Hanford in den USA oder Majak und Tomsk-7 in Russland). Oder durch die Wiederaufarbeitungsanlagen für abgebrannte Brennelemente (Sellafield in England oder La Hague in Frankreich).
Neben der nicht zu gewährleistenden Sicherheit der Atomtechnik und der kaum kontrollierbaren Verbreitung von atomwaffenfähigem Material steht das dritte große Problem der Atomenergie: der Atommüll, der zwangsläufig beim Betrieb eines Atomkraftwerks entsteht. Hätten die ersten Menschen auf dem europäischen Kontinent Atomkraftwerke gehabt, wir müssten ihren Müll heute immer noch sicher von der Umwelt abschirmen. Wie sie uns das wohl mitgeteilt hätten?
Atomkraft hilft nicht gegen die Klimakrise
Wie steht es um das klimarettende Potenzial der Atomenergie? Hauptverursacher des Klimawandels ist Kohlendioxid. Wann immer fossile Energieträger verbrannt werden, wird CO2 in die Erdatmosphäre freigesetzt. Etwa 80 Prozent der zurzeit eingesetzten Primärenergie sind fossiler Natur (Erdöl, Kohle, Erdgas). Uran, in Atomkraftwerken eingesetzt, hat einen Primärenergieanteil von sechs Prozent. Und es ist, wie fossile Energieträger auch, endlich. Allein beim Weiterbetrieb der aktuell laufenden Meiler reicht Uran nur noch etwa 65 Jahre (Basis: Zahlen der OECD).
Auf Wunsch der CDU/CSU ließ die Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages schon 2002 ein nationales nukleares Klimaschutz-Szenario durchrechnen. Ergebnis: Bis 2050 hätten in Deutschland etwa 60 neue Atomkraftwerke gebaut werden müssen. Das wäre nicht nur unbezahlbar (die französische Regierung veranschlagt für den Neubau eines Atomkraftwerks mit 1,5 Gigawatt Leistung zurzeit rund 3,5 Milliarden Euro), sondern auch praktisch nicht machbar gewesen. Amory Lovins, amerikanischer Energieexperte und Träger des Alternativen Nobelpreises, stellt heraus, dass Atomtechnologie nur noch in Ländern mit einer staatlichen Wirtschaftsplanung geordert werde. Privates Risikokapital scheue die hohen Kosten und Risiken.
Die Alternativen: Effizienz und Nachhaltigkeit
Die klimaschonendste Energiequelle ist die Vermeidung von Energieverschwendung, sprich: die Energieeffizienz. Riesige Einsparpotenziale, die sich aus Verlusten bei der Energieerzeugung und -übertragung ergeben, liegen zurzeit brach. Im Gegensatz zu nuklear und fossil befeuerten Großkraftwerken können beispielsweise Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen den eingesetzten Brennstoff fast vollständig in Nutzenergie umsetzen. Erneuerbare Energien (wie Geothermie, Wind, Sonne, Wasser und Biomasse) haben fast keine Treibhausgasemissionen, sie sind unerschöpflich und auf lange Sicht die einzige Option.
Risiko Atomkraft. Warum der Ausstieg aus der Atomkraft der einzig richtige Weg ist
Anzahl Seiten: 25
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