Das polare Meereis bleibt in Gefahr - Eisschwund in Arktis und Antarktis
- mitwirkende Expert:innen Franziska Saalmann
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Für das Meereis in der Nordpolarregion ist keine Erholung in Sicht. Der Tiefstand von 2023: 4,33 Millionen Quadratkilometer.
Die mit den Jahreszeiten wechselnde Ausdehnung des arktischen Meereises nimmt mindestens seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts ab - und ist damit ein wichtiger Indikator für die Klimaerhitzung. Gleichzeitig ist das Eis wesentlich für die Strahlungsbilanz der Erde und damit für die Klimaauswirkungen. Die Schmelze des Sommers 2012 erreichte einen Negativrekord: Die Fläche des Meereises schrumpfte auf 3,27 Millionen Quadratkilometer.
Seither sank die Eisfläche in neun von elf Sommern unter die Fünf-Millionen-Marke, in zweien lag sie nur ganz knapp darüber. Das diesjährige Minimum ist das siebtniedrigste seit Beginn der Messungen. Laut Helmholtz-Institut hat eine dicke Schneedecke vermutlich das Eis vor weiterer Schrumpfung bewahrt. Im Sommer 2020 gab es die zweitkleinste je gemessene Eisfläche. Der Trend ist deutlich: Das Meereis nimmt in der Fläche um über zehn Prozent pro Jahrzehnt ab - und auch die Eisdicke wird immer geringer.
Meereisminimum in der Antarktis
Trauriger neuer Rekord: Auch die Ausdehnung des antarktischen Meereises schrumpft – am 8. Februar 2023 hatte sie mit einer Fläche von nur 2,2 Millionen Quadratkilometern einen nie erreichten Tiefpunkt erreicht, teilte das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) mit. 2024 sah es nur geringfügig besser aus: Kein absoluter Rekord, aber ein unrühmlicher Platz zwei mit 2,26 Millionen Quadratkilometern am 17. Februar. “Das neue Rekordtief führt uns vor Augen, dass die Klimakrise immer weiter eskaliert – die Antarktis scheint weit weg, aber die Auswirkungen betreffen uns alle”, so Franziska Saalmann, Meeresbiologin bei Greenpeace.
Es ist kaum fassbar, dass allen Alarmsignalen zum Trotz, jetzt die fossilen Energiequellen ausgebeutet werden sollen, die erst durch das Schmelzen des Eises zugänglich werden. Damit würde nicht nur die Klimakrise weiter angeheizt, sondern auch ein einmaliges Ökosystem in ein Industriegebiet verwandelt werden. Vor diesem Schicksal müssen wir die Arktis bewahren.
Greenpeace fordert seit Jahren, dass ein internationales Schutzgebiet rund um den Nordpol eingerichtet werden muss – auch die Bundesregierung und die EU sind gefragt, sich hierfür aktiv einzusetzen, zum Beispiel im Rahmen der OSPAR-Kommission. Nur wenn unsere Meere vor der weiteren Ausbeutung fossiler Rohstoffe geschützt werden, kann der Kampf gegen die Klimakrise gelingen.”
Arktisches Meereis ist ein möglicher Kipppunkt der Klimakrise
Das Abschmelzen des arktischen Meereises ist nicht nur eine Folge, sondern auch ein kritischer Faktor der Klimakrise. Durch seine weiße Farbe reflektiert das Eis je nach Schneebedeckung bis zu ca. 90 Prozent der Sonneneinstrahlung. Es kühlt damit die arktische Region. Das Meer, das durch das schmelzende Eis freigegeben wird, reflektiert nur bis rund zehn Prozent - nimmt also rund 90 Prozent der Sonneneinstrahlung und damit deren Wärmeenergie auf. So wärmen sich die arktischen Gewässer stärker auf und das Eis schmilzt noch schneller – der Prozess verstärkt sich selbst.
Die sogenannten Rückkopplungen können zu einer Instabilität des Klimasystems führen und beeinflussen den wetterbestimmenden Jetstream. Solche Effekte sind z.B. die zunehmenden Hitzewellen in Sibirien und die ungewöhnlichen Kaltlufteinbrüche in Nordamerika und Europa.
Eine Studie von Forschenden des Finnischen Meteorologischen Instituts zeigte, dass die Arktis sich fast viermal so schnell erwärmt, wie der globale Durchschnitt - auch aufgrund der menschengemachten Klimakrise.
Ein weiterer Grund zur Sorge: Das erwärmte Wasser des arktischen Meeres könnte sich auf den Meeresboden auswirken – denn dort sind große Mengen von Methan in fester Form gebunden. Bisher ist noch unklar, ob und wie sich die weitere Erwärmung auf dieses Methan auswirkt. Wenn es sich löst, steigt es an die Wasseroberfläche und entweicht in die Atmosphäre. Methan hat eine ca. 25-mal höhere Treibhauswirkung als CO2 - also ein deutlich verstärkender Faktor.
Die Klimakrise verläuft schneller und extremer, als bisher erwartet - und das schwindende Eis ist ein Problem - nicht nur für die Eisbären. Viele Veränderungen sind bereits jetzt nicht mehr zu stoppen, sondern können nur noch abgeschwächt werden. “Aber auch das erfordert entschiedenes politisches Handeln – und eine schnelle Umstellung auf Erneuerbare Energien”, sagt Greenpeace-Meeresexpertin Sandra Schöttner. “Es ist höchste Zeit für einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern.”
Ebenso erforderlich seien wirksame Meeresschutzgebiete zur Erhaltung des Meereslebens, denn gesunde Meere haben mehr Widerstandskraft gegen die Klimaerhitzung. “Meeresschutz ist Klimaschutz, beides kann nicht mehr warten”, so Schöttner.
Mehr über den Zusammenhang von Klimakrise und Artenkrise finden Sie hier.
Publikation zu Meereschutzgebieten
Zusammenfassung: Ein Greenpeace-Plan für Meeresschutzgebiete
Anzahl Seiten: 9
Dateigröße: 4.6 MB
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