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Wie die Zeiten sich ändern. Noch in den neunziger Jahren hat Bundesaußenminister Joschka Fischer, damals hessischer Umweltminister, jahrelang den Weiterbetrieb der Plutoniumfabrik in Hanau verhindert. Die Plutoniumwirtschaft, hieß es damals, sei ein Risiko für die internationale Sicherheit. Das ist sie auch heute noch. Trotzdem soll Fischer dem Export bereits zugestimmt haben.
Die Hanauer Fabrik gehört zu den zentralen Elementen der so genannten zivilen Plutoniumwirtschaft. Abgebrannte Brennelemente aus Atomkraftwerken enthalten rund ein Prozent Plutonium. In Wiederaufarbeitungsanlagen werden dieses Plutonium sowie Uran und Spaltprodukte chemisch getrennnt. In speziellen Fabriken - wie der Hanauer - wird das Plutonium dann mit Uran zu Mischoxid verarbeitet: den so genannten MOX-Brennelementen.
MOX-Brennstäbe werden vor allem in Schnellen Brütern eingesetzt. Dort kann aus den Elementen weiteres waffenfähiges Plutonium gewonnen werden. Von ziviler Plutoniumwirtschaft zu sprechen, ist also irreführend.
Tatsächlich wird waffenfähiges Plutonium in großen Mengen verarbeitet und transportiert. Eine lückenlose Überwachung ist nicht möglich. Das heißt: Die "zivile" Plutoniumwirtschaft öffnet dem Missbrauch für militärische Zwecke - etwa dem Bau einer Atombombe - Tür und Tor.
Die Hanauer Fabrik scheint nicht der einzige Fall deutscher Pro-Atom-Politik im Ausland zu bleiben: Medienberichten zufolge hat die Bundesregierung bereits entschieden, den Neubau eines Atomkraftwerkes durch Siemens in Finnland mit einer Millionenbürgschaft zu unterstützen.
Das ist Energiepolitik à la Jekyll & Hyde, kritisiert Stefan Schurig, Leiter des Energie- und Klimabereichs bei Greenpeace. Zuhause schreibt sich die Regierung den Ausstieg aus der Atomwirtschaft auf die Fahnen - im Ausland will sie diese offenbar im großen Stil fördern. (sit)
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