Jetzt spenden

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Die Experten der IAEO standen schon bereit, den Irak zu verlassen, als die Nachricht sie erreichte. Ihr bisheriges durch die USA beschränktes Mandat war erfüllt. Lediglich eine begrenzte Bestandsaufnahme der noch in Tuwaitha gelagerten radioaktiven Stoffe war ihnen erlaubt worden. Noch ist offen, ob sie jetzt die Genehmigung der Besatzungsmächte für die dringend notwendigen weiteren Arbeiten erhalten werden.

Wir begrüßen die Stellungnahme des US-Militärs vor Ort. Nun müssen schnell Taten folgen, forderte darum Stefan Schurig, Leiter des Greenpeace-Energiebereichs in Deutschland. Unser Team findet täglich weitere Orte, wo die Strahlenbelastung tausendfach höher liegt als der Normalwert. Ein nukleares Desaster kann nur verhindert werden, wenn das Gebiet sofort unter die Kontrolle der Atomenergiebehörde gestellt wird.

Unterstützt wird diese Forderung von Oberstleutnant Mark Melanson, der als Arzt und Strahlenexperte das US Army Center for Health Promotion and Preventive Medicine leitet. Das Greenpeace-Team hatte ihn am Dienstag mit der verheerenden Situation in der Region konfrontiert: Auf einem nahe gelegenen Feld hatten die Aktivisten einen großen Behälter für radioaktives Urangemisch aufgelesen und mit einem Kran zur Anlage in Tuwaitha zurückgebracht. Außerdem hatten die Greenpeacer Angehörige der US-Armee zu einem Wohnhaus geführt, in dem zuvor zehntausendfach erhöhte Werte gemessen worden waren.

Melanson sagte hinterher wörtlich: Ich empfehle der IAEO und der WHO (Weltgesundheitsorganisation), sich einzumischen und eine Beurteilung der Lage abzugeben. (...) Je schneller dies geschieht, desto besser.

Die Menschen in der Region um Tuwaitha sind sehr arm. Nach dem Ende der Kriegshandlungen im April drangen sie in die 50 Quadratkilometer große ungesicherte Atomanlage ein, um sich dort mit dringend benötigtem Baumaterial oder Behältern für Trinkwasser und Lebensmittel zu versorgen. Die Gefahren, die von dem Material ausgehen, waren ihnen unbekannt oder wussten sie nicht einzuschätzen. Die US-Armee sah wochenlang tatenlos zu.

Ärzte sind besorgt über die Folgen. Symptome wie Blutungen und Erbrechen deuten darauf hin, dass inzwischen etliche Menschen an der Strahlenkrankheit leiden. Mit weiteren Fällen ist zu rechnen, denn die Gegend ist durch das überall verstreute radioaktive Material hochgradig verseucht. Dekontaminierungsmaßnahmen müssen sofort eingeleitet werden. (sit)

Zum Weiterlesen: Tuwaitha - geplünderte Atomanlage im Irak

Auf der Internetseite von Greenpeace International finden Sie weitere Fotos aus dem Umfeld von Tuwaitha.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Projektion zum Atomausstieg am AKW Isar 2
  • 16.08.2024

Atomkraft ist nicht nur riskant, sondern auch keine Lösung für die Energiekrise. Am 15. April 2023 wurden die deutschen Atomkraftwerke darum endgültig abgeschaltet, nun wurden Kühltürme gesprengt.

mehr erfahren
Atommeiler in Cattenom
  • 19.06.2024

Atomenergie ist ein volkswirtschaftliches Risiko, so eine aktuelle Greenpeace-Studie. Die Rechnung für unkontrollierte Kostensteigerungen und massive Verzögerungen begleichen die Steuerzahlenden.

mehr erfahren
Nuclear Action at EnBW in Germany
  • 24.05.2024

Tausende von Jahren sollte das „Versuchsendlager“ im ehemaligen Salzbergwerk Asse II sicher sein. Knapp vier Jahrzehnte später säuft es durch Wassereinbrüche ab, die Schachtanlage droht einzustürzen.

mehr erfahren
In einem Kindergarten liegen die Spielsachen so, wie sie nach der Katastrophe zurückgelassen wurden. Die Gasmaske eines Kindes neben einer Puppe ist nur ein weiteres grausames Paradoxon: Eine Woche vor dem Atomunfall wurden die Kinder darin geschult, die Sicherheitsausrüstung gegen die atomare Gefahr zu benutzen. Doch am Tag des Unfalls wurde auf Anweisung der Parteiführung keine einzige Gasmaske benutzt.
  • 26.04.2024

Am 26. April 1986 erschüttert eine Explosion das Atomkraftwerk Tschornobyl. Eine radioaktive Wolke verseucht die Region und zieht über Europa. Ursache sind menschliches Versagen und technische Mängel.

mehr erfahren
Greenpeace and BUND Naturschutz Celebrate Nuclear Phase-out in Munich
  • 12.04.2024

Vor einem Jahr ging das letzte AKW in Bayern vom Netz. Strom aus erneuerbaren Energien hat deutschlandweit Atomstrom ersetzt. Nur der Freistaat hinkt hinterher. Warum ist das so?

mehr erfahren
Projektion für den Atomausstieg am Atomkraftwerk Isar 2 bei Nacht
  • 09.04.2024

Happy Birthday, Atomausstieg! Auch wenn ein Jahr nach dem deutschen Ausstieg vielerorts eine “Renaissance der Atomkraft” herbeigeredet wird, laut einer aktuellen Studie sprechen die Fakten dagegen.

mehr erfahren