Greenpeace auf der 26. Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow
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Ab heute treffen sich Delegierte aus rund 200 Ländern zur 26. Weltklimakonferenz. Ist die Staatengemeinschaft bereit, alles dafür zu tun, die Erderhitzung bei 1,5°C zu stoppen?
Up-Date vom 13. November 2021: Die diesjährige Klimaschutzkonferenz ist zu Ende, die Abschlußerklärung liegt vor. Den Erwartungen, und dem, was klimapoltisch geboten wäre, um die Not zu wenden, wird sie nicht gerecht. Es kommentiert Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland, unter Vorbehalt der Annahme des Textpaketes:
„Die Weltgemeinschaft hat die Ernsthaftigkeit der Klimakrise und die Notwendigkeit für Sofortmaßnahmen hier in Glasgow zum ersten Mal klar benannt. Das Ende der fossilen Energieträger kommt näher, das Ende der weltweiten Kohleverbrennung ist eingeleitet. Doch auf Druck der Öl-, Gas- und Kohleindustrien vermissen die Beschlüsse nach wie vor Klarheit und Geschwindigkeit. Doch eines zeigt sich deutlich:
Die Hoffnung, die globale Temperatur noch unter 1,5 Grad stabilisieren zu können, hängt nun also an denjenigen Ländern, die ihre Verantwortung wahrnehmen wollen. Für Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Robert Habeck und Christian Lindner ist das Ergebnis von Glasgow ein klarer Auftrag, diese Verantwortung zu übernehmen. Bereits im ersten Regierungsjahr sind Sofortmaßnahmen in der Klimapolitik dringend zu ergreifen. So ist der Kohleausstieg bis 2030 zwingend notwendig. Ab heute dürfen unsere Steuergelder nicht mehr für Kohle, Öl und Gas eingesetzt werden.
Auch wenn in Glasgow viele Fragen offen blieben, so steht eines fest: Die weltweite Klimabewegung wird nicht nachlassen, Druck auf die Regierenden auszuüben, um das 1,5-Grad-Limit einzuhalten.”
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Up-Date vom 11. November 2021: USA und China haben angekündigt, beim Klimaschutz enger zusammenzuarbeiten. Dazu meint die Chefin von Greenpeace International, Jennifer Morgan: "Wenn man an die geopolitische Situation gerade denkt und was da zwischen diesen beiden Staaten passiert, dann ist das extrem wichtig, dass sie zusammenarbeiten um die Klimakrise zu bekämpfen. So gesehen ist das ein wichtiger Schritt. Aber es wird nur ein wirklich bedeutender, wenn er wirklich zu mehr Klimaschutz führt."
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Up-Date vom 10. November 2021: –Eine Allianz aus elf Autokonzernen und mehr als zwanzig Ländern bekennt sich in einer heute auf der UN-Klimakonferenz veröffentlichten Deklaration dazu, ab dem Jahr 2040 weltweit keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zu verkaufen oder zuzulassen. In wichtigen Märkten soll dies ab dem Jahr 2035 gelten. Während Mercedes-Benz zu den Unterzeichnenden gehört, sind weder Deutschland noch Volkswagen und BMW Teil der Allianz. Dazu sagt Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace, der auf der Klimakofrenez in Glasgow dabei ist:
„Mehr Klimaschutz im Verkehr ist lange überfällig. Doch diese Ankündigung wird nicht reichen, um den enormen Rückstand aufzuholen. Um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, dürfen schon 2030 weltweit keine weiteren Autos mit Verbrennungsmotor zugelassen werden.
Die Tatsache, dass Volkswagen und BMW nicht einmal eine solche schwache Deklaration unterschreiben, entlarvt dass sie den Schutz des Klimas und die Rechte junger Menschen nicht ernst nehmen. Bitter ist auch, dass Deutschlands ausgehende Regierung auf der Liste der Unterzeichnenden bislang fehlt. Für den Schutz des Klimas, aber auch für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autoindustrie muss die kommende Bundesregierung für Deutschland einen Ausstieg aus dem Verbrenner deutlich vor dem Jahr 2030 vereinbaren.“
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Artikel vom 31. Oktober 2021
Ab heute treffen sich Delegierte aus rund 200 Ländern zur 26. Weltklimakonferenz. Ist die Staatengemeinschaft bereit, alles dafür zu tun, die Erderhitzung bei 1,5°C zu stoppen?
Es wird die wichtigste Weltklimakonferenz seit 2015, als das Pariser Klimaabkommen verabschiedet wurde. Zum ersten Mal müssen alle Staaten ihre nationalen Klimapläne überarbeiten und jeweils ihren nachgebesserten nationalen Beitrag (abgekürzt NDC) beim Klimasekretariat einreichen. Anhand des NDC teilt jeder Staat mit, was er dazu beiträgt, um das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen: nämlich die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Für den Fall, dass die nationalen Pläne nicht ausreichen, müssen sie entsprechend angepasst werden.
COP26: es muss nachgebessert werden
Bislang zeigen die nachgebesserten nationalen Beiträge jedoch: Die Weltgemeinschaft ist noch lange nicht auf 1,5°C-Kurs. Die weltweiten Emissionen steigen weiterhin an, obwohl die Weltgemeinschaft bereits 25 Mal auf einer Klimakonferenz getagt hat, und wir heute mehr denn je über das Klima diskutieren. Wir haben die Kehrtwende noch nicht geschafft!
Eine aktuelle Auswertung der UN-Klimaagentur, der sogenannte NDC-Synthesebericht, kommt zu folgendem Ergebnis: Mit den nationalen Klimaplänen der einzelnen Länder – vorausgesetzt, sie werden tatsächlich umgesetzt – steigt der Ausstoß klimaschädlicher Gase bis 2030 um weitere 16 Prozent im Vergleich zu 2010. Damit steuern wir aktuell in eine Welt, deren globale Mitteltemperatur 2,7°C Grad wärmer sein wird als in der vorindustriellen Zeit. Um die Erderhitzung auf die kritischen 1,5°C Grad zu begrenzen, müssten die Emissionen bis 2030 um mindestens 45 Prozent sinken (im Vergleich zu 2010).
Neben der Gretchenfrage, ob die Staatengemeinschaft sich noch immer dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens verpflichtet sieht, stehen weitere Themen auf der Verhandlungsagenda: Klimafinanzierung, klimabedingte Schäden und Verluste sowie die letzten offenen Aspekte des Pariser Regelwerks. Der größte Knackpunkt hierbei ist Artikel 6, der sich mit der internationalen Kooperation zum Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens befasst.
Bilanztricks statt echtem Klimaschutz
Greenpeace widerspricht der Lesart vieler Länder (und fossiler Konzerne), dass es in Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens um den Aufbau globaler Kohlenstoffmärkte geht. Im Gegenteil: In Artikel 6 geht es um internationale Zusammenarbeit, beziehungsweise kooperative Ansätze wie Klimafinanzierung, Technologietransfer und Capacity Building.
“Ein weltweiter Markt für CO2-Kompensationen wäre eine Ausrede fürs Nichtstun”, kritisiert Lisa Göldner, Greenpeace-Expertin für Klima. “Kompensationen bedeuten nämlich nichts anderes, als dass große Verschmutzer dafür bezahlen, dass jemand anderes Kohlenstoff reduziert oder aus der Atmosphäre entfernt, während sie selber weiterhin Kohlenstoff in die Atmosphäre pusten. Das sind Bilanztricks, mit denen sich große Verschmutzer aus der Verantwortung stehlen wollen.”
Ein globaler Markt für CO2-Kompensationen steht im Widerspruch zu den Zielen und dem Zweck des Pariser Klimaabkommens: die Klimaschutzbemühungen zu verstärken und den Ausstoß klimaschädlicher Gase auf null zu reduzieren. Die Folge wäre, dass der dringend notwendige Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas und der klimafreundliche Umbau der Wirtschaft weiter aufgeschoben werden.
“Damit die Weltklimakonferenz in Glasgow ein Erfolg wird, müssen sich die Staats- und Regierungschef:innen klar zum 1,5-Grad-Ziel bekennen und ihre nationalen Anstrengungen erhöhen”, fährt Lisa Göldner fort. “Und sie müssen verbindlich zusagen, aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas auszusteigen.”
Die 1,5-Grad-Grenze verläuft durch Lützerath
Während in Glasgow über die Zukunft des 1,5-Grad-Limits gerungen wird, verhandeln in Berlin SPD, Grüne und FDP über eine mögliche Ampel-Koalition. Das ist die Chance für Deutschland, in der Klimapolitik endlich auf 1,5-Grad-Kurs zu kommen und wirksame Maßnahmen einzuleiten. Zugleich ist das kleine Dorf Lützerath am Rande des Tagebaus Garzweiler in Nordrhein-Westfalen weiterhin vom Abriss durch den Kohlekonzern RWE bedroht. Doch genau dort verläuft die 1,5-Grad-Grenze, hat eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) berechnet. Die Kohle muss im Boden bleiben, sonst kann Deutschland seinen Beitrag zum Pariser Klimaziel nicht einhalten.
“Wenn Deutschland seine Glaubwürdigkeit auf der internationalen Bühne nicht vollends verspielen will, muss die nächste Bundesregierung sofort konsequente Maßnahmen beim Klimaschutz ergreifen”, sagt Lisa Göldner. “Das heißt als erstes: Den Kohleausstieg verbindlich auf 2030 vorziehen und Lützerath und die anderen Dörfer am Tagebau erhalten. Die Kohle muss im Boden bleiben, damit Deutschland seinen Beitrag zur Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad leistet.”
Die Klimaexpertin Lisa Göldner und der geschäftsführende Vorstand Martin Kaiser werden gemeinsam mit Greenpeace-Kolleg:innen aus aller Welt an den Klimaverhandlungen in Glasgow teilnehmen.