Beiladung zur Klimaklage für 213 Personen eingereicht
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Drei Bauernfamilien verklagen die Bundesregierung, denn der Klimawandel gefährdet ihre Existenz, und die Politik tut zu wenig. Dem schließen sich jetzt 213 Beigeladene an.
Vertrocknete Maisernten, nicht genug Heu, verkümmerte Wintersaat, Hühner, die unter der Hitze leiden – der Klimawandel hat begonnen, und das bedroht Existenzen. Nicht nur auf vom Meeresanstieg betroffenen Südseeinseln oder in den sich ausweitenden Trockenzonen dieser Erde, sondern heute, jetzt und hier in Deutschland. Vor allem Landwirte, aber auch Förster, Landschaftspfleger oder Tierbetriebe – wer von und mit der Natur lebt, dessen Betrieb ist durch den Klimawandel akut gefährdet.
Drei Bauernfamilien und Greenpeace hatten deshalb im Oktober 2018 Klage eingereicht, weil die Bundesregierung ihr Klimaziel für das Jahr 2020 deutlich verfehlen wird. Eigentlich sollte der Kohlendioxidausstoß-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Das Zögern der Politik, endlich wirksam die Treibhausgase zu senken, gefährdet die Klägerinnen und Kläger in ihren Grundrechten wie etwa dem Recht auf Leben und Gesundheit, auf Schutz des Eigentums oder dem Recht, seinen Besitz vererben oder seinen Beruf frei ausüben zu können.
213 Beigeladene zur Klimaklage eingereicht
Heute hat Greenpeace die Forderung beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht, 213 weitere Menschen als Beigeladene an der Greenpeace-Klimaklage gegen die Bundesregierung teilnehmen zu lassen. Beigeladene sind Personen, die der Ausgang eines Verfahrens mitbetrifft. Ausgewählt wurden sie aus 4500 Personen, die sich bei Greenpeace gemeldet hatten, um die Klage zu unterstützen.
Juristen hatten die Fälle geprüft und Personen ausgesucht, deren Grundrechte jetzt schon vom Klimawandel bedroht sind. Sie möchten als Beigeladene an der Klimaklage teilnehmen, um zu zeigen, dass auch sie klagen könnten; dass die drei tatsächlich klagenden Familien mit ihrem Anliegen nicht allein sind. Und dass auch sie es fahrlässig finden, den Klimawandel nicht mit aller Kraft aufzuhalten. Jetzt muss das Gericht entscheiden, ob es die Beiladungen zulässt.
Ausgewählte Zitate einiger Beikläger:
Peter Wohlleben, Buchautor, Förster und Selbstversorger aus Rheinland-Pfalz:
Die Klimakrise ist längst in meinem Alltag angekommen. 2018 vernichtete die Dürre unsere komplette Maisernte. Es ist ein Skandal: die Bundesregierung tut seit einem Jahrzehnt nichts, um die Bürgerinnen und Bürger zu schützen – dabei kann kein Mensch die schädlichen Emissionen, die durch Kohle und Autos Tag für Tag weiter in die Luft strömen, zurückholen. Die Politik schiebt die Klimakrise auf die nächste Generation. Das ist unverantwortlich.
Jürgen Faust, Landschaftsgärtner aus Hirzenhain in Hessen:
Als Landschaftsgärtner bin ich nicht nur Zeuge der Klimaveränderung, sie bedroht auch meine berufliche Existenz. Neu auftretende Schadinsekten und Pilzerkrankungen, aber auch die Zunahme von Wetterextremen wie Orkanen und Trockenheit macht die Pflege und den Erhalt von vorhandenen Pflanzungen zum Teil unmöglich.
Ines Leonhardi, Legehennen-Halterin aus Bad Schmiedeberg in Sachsen-Anhalt:
Ich halte etwa 1000 Legehennen. Bei großer Hitze oder starken Temperaturschwankungen – wie sie in den letzten Jahren verstärkt auftreten – leiden meine Hennen, sie legen keine oder weniger Eier. Im Hitzesommer 2018 war ein extrem hoher Arbeits-und Kostenaufwand nötig, um keine beziehungsweise nur wenige Hennen zu verlieren. So mussten wir zum Beispiel mehrmals täglich zusätzliches Wasser in die Gehege schleppen, um den Hennen Kühlung zu verschaffen und das Futter anzufeuchten.
Joachim Weber-Amann und Michaela Amann, Bio-Bauern aus Fichtenberg-Mittelrot in Baden-Württemberg:
Aufgrund der stark schwankenden Klima-Ereignisse der letzten Jahre wird es immer schwieriger, ausreichend Futter für unsere Tiere zu erzeugen. 2018 mussten wir viel Geld ausgeben, um Heu für unsere Tiere zu kaufen, weil wir selbst nicht genug erzeugen konnten. Und trotzdem mussten wir einige Tiere schlachten, um über den Winter zu kommen. Auch in diesem Jahr sind noch die Trockenschäden unserer Grünlandflächen zu spüren, und die aktuelle Trockenheit lässt schon wieder schlimmstes befürchten.