Greenpeace-Aktive protestieren gegen Gazprom-Ölförderung
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Vor den Gazprom-Zentralen in Berlin und Moskau protestierten Greenpeace-Aktivist:innen gegen geplante Ölförderungen und für die Einrichtung eines internationalen Schutzgebiets in der Arktis. Die russische Polizei beendete die Protestaktion in Moskau bereits am Vormittag. Die zehn beteiligten Aktivist:innen - darunter auch eine Deutsche - wurden nach einem Schnellverfahren zu Zahlungen einer Geldstrafe verurteilt.
Die Forderung nach einem internationalen Schutzgebiet in der Hohen Arktis wurde von den Greenpeace-Aktivist:innen in Moskau kreativ aufgegriffen. Sie errichteten eine Miniatur-Ausgabe einer solchen Schutzzone - direkt auf einem Zufahrtsweg zur Gazprom-Zentrale. Währenddessen war in Berlin ein gewichtiges Element der Aktion das drei Meter hohe Modell eines Ölförderturms, aus dessen Spitze (natürlich biologisch abbaubares) Symbol-Öl sprudelte.
An der Aktion in Moskau hatte auch die deutsche Aktivistin Ulrike Beck aus Tübingen teilgenommen. Wie auch neun weitere Aktivist:innen wurde sie nach der Festnahmen durch ein Gericht zur Zahlung einer Strafe von umgerechnet 250 Euro verurteilt - wegen Störung der öffentlichen Ordnung. Es ist ein Unding, dass Ölkonzerne den von ihnen mitverursachten Klimawandel ausnutzen, um in der Arktis nach Öl zu bohren. "Mir war es wichtig, nach Russland zu kommen und gegen die Zerstörung der Arktis durch Gazprom zu protestieren - dafür nehme ich Risiken in Kauf", begründet Beck ihre Teilnahme an der Protestaktion.
Gazprom, eines der größten Unternehmen der Welt, will in bisher unberührten Gebieten der Arktis Öl fördern. Der Konzern gefährdet mit seinen Ölplänen das sensible Ökosystem der Arktis. Eine der letzten unberührten Regionen dieser Erde muss vor der Ölindustrie geschützt werden, sagt Jörg Feddern, Ölexperte von Greenpeace.
Am Rande der Aktion in Berlin sammeln Greenpeace-Aktive Unterschriften von Passanten, die mit ihrer Unterschrift einen Beitrag zum Schutz der Arktis leisten können. Seit Juni dieses Jahres haben auf der Webseite savethearctic.org mehr als eineinhalb Millionen Menschen für den Schutz der Arktis unterzeichnet.
Notfallplan für Ölunfall nicht ausreichend
Der russische Konzern Gazprom will auf seiner Ölplattform Prirazlomnaya in der Petschorasee im kommenden Jahr mit der Förderung beginnen und hat dafür die letzten Vorbereitungen fast abgeschlossen. Auf der Petschorasee herrschen für technisch anspruchsvolle Ölförderungen die denkbar schlechtesten Bedingungen: Die Bohrstelle ist während neun Monaten im Jahr mit Eis bedeckt, die Temperaturen können bis auf minus 50 Grad Celsius absinken. Heftige Stürme fegen über das Eis und in den Wintermonaten kommt es zu langen Dunkelphasen. Gazproms Notfallplan für eventuelle Ölunfälle ist in Anbetracht dieser Herausforderungen völlig unzureichend: Beispielsweise lagert der Konzern Notfall-Material im tausend Kilometer entfernten Murmansk. Die Frage ist nicht ob, sondern wann es zu einem Ölunfall in der Arktis kommen wird, sagt Jörg Feddern. Mit jeder Bohrung steigt das Risiko.
Bereits Ende August protestierten Greenpeace-Aktivsten, darunter auch der Geschäftsführer von Greenpeace International, Kumi Naidoo, an der Ölplattform in der Petschorasee. Gazprom und Shell sind die ersten großen internationalen Ölkonzerne, die die Ausbeutung der Arktis in den Fokus ihrer Geschäftsinteressen stellen. Experten vermuten etwa 90 Milliarden Barrel (ein Barrel= 159 Liter) Öl in der Arktis.