Jetzt spenden
Menschen protestieren in Australien an der Commonwealth Bank gegen die Finanzierung von Kohleförderung am Great Barrier Reef.
350.org

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Ben van Beurden war auf dem Weg, die Reihen seiner Kollegen zu schließen, den anderen Öl-Managern Mut für die anstehenden Schlachten zu zusprechen, die Umweltschützer als blauäugige Traumtänzer lächerlich zu machen. Doch dann lief der Chef von Shell, dem weltgrößten Erdölkonzern, gegen eine Wand aus Kohledioxid-Blasen. Klimaaktivisten, verkleidet als Carbon-Bubbles, versperrten van Beurden den Weg in das Londoner Hotel, in dem gerade die International Petroleum Conference stattfindet. Es sollte ihn auf die Zukunft einstimmen.

Denn die Divestment-Bewegung wird stärker. Die Aktion in London war nur eine unter vielen, zu der am 13. und 14. Februar aufgerufen wurde. In Harvard besetzten Studenten das Büro der Uni-Präsidentin mit Sit-Ins und der Forderung, die Hochschule möge ihr Geld aus klimaschädlichen Investments in Kohle, Öl und Gas abziehen. Vor der RWE-Zentrale rufen Kohle-Gegner zu einer Foto-Demo auf. Und von Australien bis Kalifornien gehen Menschen auf die Straße, um für den Ausstieg aus fossilen Energien einzutreten.

Fossile Rohstoffe sollen "unter der Erde" bleiben

Die Idee hinter der Bewegung ist klar: Wollen wir die Erwärmung der Erdatmosphäre begrenzen, dann können wir nur noch eine begrenzte Menge Kohle, Öl und Gas verbrennen. Und diese Menge ist deutlich kleiner, als die der bekannten Vorkommen. Das bestreiten inzwischen nicht mal mehr Finanzinstitute wie die Deutsche Bank: „Wenn die heute beschlossenen Klimaschutzziele mit hinreichender Wahrscheinlichkeit erreicht werden sollen, dann müssen mehr als die Hälfte der bekannten fossilen Rohstoffreserven bleiben wo sie sind: „unter der Erde“, heißt es im Magazin „Konzept“ der Bank. Orientieren wir uns am 2-Grad-Ziel, dann liegt die Menge der bekannten fossilen Rohstoffreserven sogar fünfmal höher als die Menge dessen, was wir vernünftigerweise noch verbrennen dürfen.

Daraus wiederum folgt die Carbon-Bubble-Logik, mit der der Divestment-Gedanke argumentiert: In den Bilanzen von Energiekonzernen wie Shell, BP oder RWE stehen heute riesige Werte für ihre jeweiligen Rohstoffreserven. Doch von diesen Reserven wird künftig nur noch ein kleiner Teil verbrannt werden dürfen, um den Klimawandel zu bremsen. Wenn etwa auf der Klimakonferenz in Paris Ende des Jahres, oder auch in den folgenden Jahren ein Klimavertrag beschlossen wird, der eine CO2-Obergrenze beschließt, verlieren große Teile der bilanzierten Rohstoffe ihren Wert. Mindestens wegen dieser Gefahr, sollten Investoren ihre Beteiligungen an Unternehmen beenden, die in fossile Energie involviert sind.

Divestment-Bewegung auch in Deutschland erfolgreich

Auf Basis dieser Argumentation hat die Bewegung Erfolg: Schneller als bei früheren Divestment-Kampagnen, etwa gegen die Tabakindustrie, ziehen Investoren ihr Geld ab. Universitäten in Städten wie Stanford, Glasgow oder Göteborg haben bereits versprochen, ihre Investitionen umzuschichten, ebenso Städte wie San Francisco, Seattle oder Paolo Alto. Sogar der Rockefeller Brothers Fund, gegründet mit dem Vermögen einer Öl-Dynastie, hat ein Divestment-Versprechen veröffentlicht.

Inzwischen fasst die Divestment-Bewegung endlich auch in Deutschland Fuß. Berlins Finanzsenator wurde zuletzt vermehrt und energisch aufgefordert, die Finanzanlagen der Stadt in Unternehmen, die Geschäfte mit fossilen Energien machen, abzuziehen. Im Ruhrgebiet touren Divestment-Aktivisten durch Kommunen mit RWE Beteiligung und fordern die Kämmerer zum Ausstieg auf. In Münster muss keine Überzeugungsarbeit mehr geleistet werden. Die Stadt hat gerade angekündigt, seine RWE-Aktien zu verkaufen. 

  • Protestler demonstrieren als "Carbon-Bubbles" verkleidet gegen Investitionen gegen Fossile Brennstoffe.

    Protest der "Carbon-Bubbles"

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Protest at CCS trade fair in Hamburg
  • 13.11.2024

CO2 unter dem Meer verstecken ist der Plan der Regierung. Doch "Carbon Capture and Storage" ist eine Scheinlösung – sie bremst die Energiewende und ermöglicht der fossilen Industrie ein ‚Weiter so‘.

mehr erfahren
Martin Kaiser auf der Demo in Lützerath
  • 18.01.2023

Das Dorf Lützerath ist nun dem Erdboden gleichgemacht. Wie geht es jetzt weiter mit dem Klimaschutz, der Klimapolitik und der Klimabewegung? Fragen an Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

mehr erfahren
35.000 Menschen demonstrieren gegen die Räumung von Lützerath
  • 16.01.2023

Trotz des Protests zehntausender Menschen, trotz tagelanger mutiger Aktionen ist Lützerath nun geräumt. Der Abriss schreitet schnell voran. Doch fürs 1,5 Gradziel darf die Kohle nicht verheizt werden.

mehr erfahren
Auszug aus den NRE-Papieren
  • 22.09.2022

Interne Papiere des NRW-Bauministeriums verstärken den Verdacht auf Zweckentfremdung von Fördermitteln. Laut Greenpeace-Recherche sollen belastete Industrieflächen mit Steuergeldern saniert werden.

mehr erfahren
Mit einer roten Linie zwischen Lützerath und dem Braunkohletagebau Garzweiler  protestieren Greenpeace-Aktivist:innen gegen die Zerstörung des Dorfes durch den Kohlekonzern RWE. Auf  einer Feuerlinie steht "1,5°C LIMIT", auf Bannern ist zu lesen "1,5°C bedeutet: Lützerath bleibt".
  • 20.12.2021

Ganz Deutschland macht Weihnachtsferien. Ganz Deutschland? Nein! Ein kleines Dorf am Rande des Tagesbaus Garzweiler hört nicht auf, der Kohle-Lobby Widerstand zu leisten. Ein Bericht aus Lützerath.

mehr erfahren
  • 10.11.2021

Zum Endspurt der Koalitionsverhandlungen demonstrieren Greenpeace-Aktive mit Katastrophen-Schutt für eine stärkere Rolle der SPD im Klimaschutz

mehr erfahren