Braunkohle: Vattenfall-Käufer reduziert Rückstellungen
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Eines ist klar: Braunkohle hat keine Zukunft mehr. Die ehrgeizigen Klimaziele, die im Dezember 2015 auf der Pariser Weltklimakonferenz festgelegt wurden, sehen einen drastisch sinkenden CO2-Ausstoß vor. Erreichen lässt sich dieser nur mit einem raschen Kohleausstieg. Das aber heißt: Die Milliarden für die Rekultivierung der riesigen Braunkohlegruben werden weit früher anfallen als bislang gedacht. Kein Wunder also, dass der schwedische Energiekonzern Vattenfall in diesem Geschäftsfeld keine Gewinnmöglichkeiten mehr sieht.
Ein Käufer steht dennoch bereit: der tschechische Energieversorger EPH. Warum nur sieht EPH in der Braunkohle ein Geschäft, während Vattenfall die Sparte so schnell wie möglich loszuwerden versucht? Eine Erklärung liefert ein genauerer Blick in die bisherigen deutschen Geschäfte von EPH bei der Mitteldeutschen Braunkohle AG (Mibrag).
Rückstellungen rasch aufgelöst
Als EPH die Mibrag im Jahr 2009 übernahm, lagen die Rückstellungen für die Umweltfolgen der Tagebaue bei gut 230 Millionen Euro. Ein Jahr später schon war davon nicht mal mehr die Hälfte übriggeblieben. EPH hat den Posten um knapp 130 Millionen Euro reduziert. Dabei haben Erfahrungen in der Lausitz gezeigt, dass der Rückbau von Kohlegruben eher teurer als billiger wird. Will EPH vielleicht schnell Kasse machen, ohne dabei ausreichend für die Abdeckung der Folgekosten zu sorgen? Dieser Eindruck lässt sich mit dem Blick in die Bücher gewinnen.
Dem Wirtschaftsjournalisten Stefan Schröter zufolge stehen hinter EPH mehrere osteuropäische Finanzinvestoren, die ihre Beteiligungen über ein schwer durchschaubares tschechisch-zypriotisch-luxemburgisches Firmengeflecht verwalten: PPF Investments Ltd. (PPF-I). Der Name weist auf Verbindungen zur PPF Group N.V. (PPF-G) hin, der niederländischen Holding des tschechischen Milliardärs Petr Kellner.
Gewinne abschöpfen, Folgekosten auslagern
Klimaschutz und gesellschaftliche Verantwortung finden in dieser Art Geschäftspolitik nicht statt. Dem schwedischen Staat, dem Vattenfall gehört, sollte das nicht egal sein. Er sollte nicht zulassen, dass ein Konzern wie EPH eine hochspekulative Wette auf eine Zukunft der Braunkohle abschließt.