Greenpeace-Aktivisten steigen Kohlelobby aufs Dach
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Polens Regierung schließt die Augen vor den katastrophalen Folgen des Klimawandels. Sie muss endlich den Willen des Volkes vertreten, statt die wirtschaftlichen Interessen der Kohle- und Ölindustrie zu schützen, fordert Martin Kaiser, Leiter der Greenpeace-Delegation bei der Klimakonferenz in Warschau.
Derzeit verhandeln 194 Nationen in Warschau darüber, wie sie den Klimawandel aufhalten können. Parallel dazu richtet der polnische Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak eine internationale Konferenz für die Kohleindustrie aus. Die Arctic 30 sitzen noch immer in kalten russischen Gefängniszellen, weil sie friedlich für den Schutz der Arktis und des Klimas eingetreten sind. Aber ausgerechnet während der Klimakonferenz bereitet das Gastgeberland den Bossen der schmutzigen Kohleindustrie ein warmes Willkommen, kritisiert Kaiser.
Polen muss seiner Gastgeberrolle gerecht werden
Eine vergangene Woche veröffentlichte repräsentative Meinungsumfrage im Auftrag von Greenpeace zeigt, dass sich 89 Prozent der Polen einen Ausbau der Erneuerbaren Energien wünschen. Das Land deckt derzeit 90 Prozent seines Energiebedarfs mit Kohle. Auf der internationalen Bühne behauptet Polens Regierung gerne, klimafreundlich zu sein, aber im eigenen Land hält die Regierung stur an der schmutzigen Kohle fest. Polen sollte seiner Gastgeberrolle gerecht werden und jetzt das Fundament für einen wirksamen Klimaschutzvertrag legen. Im eigenen Land muss Tusk damit beginnen, die polnische Energiepolitik zu modernisieren, so Kaiser. Greenpeace hat unlängst in einer Studie gezeigt, wie Polen bis zum Jahr 2030 seinen Kohleverbrauch um die Hälfte senken und 100.000 neue Jobs durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien schaffen kann.
Auch in Deutschland zeigt sich der Einfluss der Kohleindustrie in den laufenden Koalitionsverhandlungen. Das dort bisher angestrebte EU-Klimaschutzziel von 40 Prozent CO2-Reduktion bis zum Jahr 2030 ist viel zu niedrig, um Investitionen weg von Kohle und hin zu Erneuerbaren Energien zu lenken. Der Klimagipfel ist bislang eine herbe Enttäuschung, besonders für die Menschen auf den Philippinen, die von dem Taifun Haiyan betroffen sind. Frau Merkel und Herr Gabriel müssen jetzt ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. Sie müssen sich für ein ehrgeizigeres CO2-Ziel der EU von 55 Prozent einsetzen und endlich die Reparatur des Emissonshandels vorantreiben, fordert Kaiser.
In Russland sitzen 28 Greenpeace-Aktivisten und zwei Journalisten seit dem 19. September in Untersuchungshaft, weil sie taten, was so viele Politiker versäumen - sich friedlich für den Schutz des Klimas und der Arktis einzusetzen. Über zwei Millionen Menschen weltweit haben bereits eine Protestmail an den russischen Botschafter geschickt.