Jetzt spenden

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Im Vorfeld der Bürgerbefragung hatten verschiedene Umweltschutzgruppen sich zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen. Mit dabei auch die Greenpeace-Gruppe Saar. Der Erfolg für den Klimaschutz geht nicht zuletzt auf ihr Engagement zurück.

Die rund 20 Greenpeace-Ehrenamtlichen starteten Ende 2006 durch. Innerhalb eines Jahres stellten sie zahlreiche Infostände auf die Beine - vor Ort und in vielen Kreisstädten des Saarlandes. Sie protestierten mit einer Dia-Projektion am schon bestehenden alten Kohlekraftwerk Ensdorf; gaben mit dem Aktionsbündnis gemeinsam die Infobroschüre Klima-Express heraus; legten eine Aktionspostkarte an den saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller auf, um Unterschriften gegen den Kraftwerksneubau und für erneuerbare Energien zu sammeln.

Die Aktivitäten fielen auf fruchtbaren Boden. Die Ensdorfer Bürger haben Weitblick bewiesen. Der Klimawandel ist keine Hypothese mehr, er findet bereits statt, sagt Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace. Wer heute noch klimaschädigende Kohlekraftwerke baut, belastet künftige Generationen mit einer schweren Hypothek. Eine Politik, die das zulässt, missachtet ihre Verantwortung.

In Deutschland sind derzeit 71 Kohlekraftwerke in Betrieb. Insgesamt stoßen sie Jahr für Jahr 330 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus. Bis 2020 soll die Kapazität durch Neubauten um mindestens 14 Prozent erhöht werden. Mit Ensdorf wären das 140 weitere Millionen Tonnen CO2 gewesen. Ohne das gestoppte Kraftwerk sind es immer noch 130 zusätzliche Millionen Tonnen CO2 im Jahr.

{image_r}Gleichzeitig hat sich Deutschland zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß bis 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu reduzieren. Reduzierung der Emissionen und Ausbau der Kohleverbrennung - das sind Maßnahmen, die nicht zusammenpassen. Greenpeace fordert deshalb, sämtliche Neubauvorhaben sofort zu stoppen - auch die bereits im Bau befindlichen.

Das Zusammenspiel von Energiewirtschaft und Politik sorgt hierzulande zunehmend für Irritation. Dass der Chef eines führenden Energiekonzerns und Kohleverstromers, der Vattenfall-Chef Lars Göran Josefsson, persönlicher Klimaberater der Bundeskanzlerin werden konnte, mutet seltsam an. Dass die geplante CO2-Schleuder Hamburg-Moorburg bei einem gemeinsamen Mittagessen Josefssons mit Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole von Beust durchgewunken wurde, ist genauso unverdaulich.

Auch international stößt die deutsche Klimapolitik auf Kritik. Yvo de Boer, der Leiter des UN-Klimasekretariats, forderte die Bundesregierung auf, von den Neubauplänen Abstand zu nehmen.

Wenige Tage vor Beginn der großen UN-Klimakonferenz in Bali machen sich die bundesdeutschen Kohle-Ausbaupläne besonders schlecht. Die Konferenz soll den Weg für ein Kyoto-Anschlussprotokoll ebnen, Schwellen- und Entwicklungsländer mit ins Boot holen. Die Industriestaaten sind gefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen. Das fordert auch der Weltklimarat in seinem kürzlich veröffentlichten vollständigen Bericht. Als gutes Beispiel eignen sich 130 Millionen Tonnen zusätzlicher CO2-Emissionen wahrlich nicht.

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/eu-verbot-fossile-energien

Offener Brief: Neue fossile Energieprojekte in Europa verbieten

Wir alle müssen jetzt den klimatischen und ökologischen Notstand als die existenzielle Krise behandeln, die er ist. Unser Leben hängt davon ab. Deshalb fordern wir die EU-Institutionen dazu auf: Stoppt neue Öl- und Gasprojekte!

Jetzt unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Datum
Protesters holding yellow banner that says "defend the climate - not fussil fuels"

Mehr zum Thema

Protest at CCS trade fair in Hamburg
  • 13.11.2024

CO2 unter dem Meer verstecken ist der Plan der Regierung. Doch "Carbon Capture and Storage" ist eine Scheinlösung – sie bremst die Energiewende und ermöglicht der fossilen Industrie ein ‚Weiter so‘.

mehr erfahren
Martin Kaiser auf der Demo in Lützerath
  • 18.01.2023

Das Dorf Lützerath ist nun dem Erdboden gleichgemacht. Wie geht es jetzt weiter mit dem Klimaschutz, der Klimapolitik und der Klimabewegung? Fragen an Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

mehr erfahren
35.000 Menschen demonstrieren gegen die Räumung von Lützerath
  • 16.01.2023

Trotz des Protests zehntausender Menschen, trotz tagelanger mutiger Aktionen ist Lützerath nun geräumt. Der Abriss schreitet schnell voran. Doch fürs 1,5 Gradziel darf die Kohle nicht verheizt werden.

mehr erfahren
Auszug aus den NRE-Papieren
  • 22.09.2022

Interne Papiere des NRW-Bauministeriums verstärken den Verdacht auf Zweckentfremdung von Fördermitteln. Laut Greenpeace-Recherche sollen belastete Industrieflächen mit Steuergeldern saniert werden.

mehr erfahren
Mit einer roten Linie zwischen Lützerath und dem Braunkohletagebau Garzweiler  protestieren Greenpeace-Aktivist:innen gegen die Zerstörung des Dorfes durch den Kohlekonzern RWE. Auf  einer Feuerlinie steht "1,5°C LIMIT", auf Bannern ist zu lesen "1,5°C bedeutet: Lützerath bleibt".
  • 20.12.2021

Ganz Deutschland macht Weihnachtsferien. Ganz Deutschland? Nein! Ein kleines Dorf am Rande des Tagesbaus Garzweiler hört nicht auf, der Kohle-Lobby Widerstand zu leisten. Ein Bericht aus Lützerath.

mehr erfahren
  • 10.11.2021

Zum Endspurt der Koalitionsverhandlungen demonstrieren Greenpeace-Aktive mit Katastrophen-Schutt für eine stärkere Rolle der SPD im Klimaschutz

mehr erfahren