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Florian Asis Schulz im Gespräch mit Sam Moko

Papua-Neuguinea: Florian A. Schulz und Sam Moko - ein Interview

Florian Asis Schulz hilft derzeit als Ehrenamtlicher bei Demarkierungsarbeiten in der Western-Provinz von Papua-Neuguinea. Auch Sam Moko ist dort im Urwaldschutzcamp vor Ort. Er ist Papua-Neuguineer und Experte für Ökoforstwirtschaft im Greenpeace-Büro in Port Moresby, der Hauptstadt Papua-Neuguineas. Hier trafen sich die beiden Mitte Februar 2006.

Florian Asis Schulz: Sam, Du bist solutions campaigner bei Greenpeace hier in Port Moresy, Papua-Neuguinea. Was bedeutet das und wie ist es dazu gekommen?

Sam Moko: Schon seit langem beschäftige ich mit Communities, Dörfern und Gemeinschaften und mit Iko-Forestri-Projekten, also Projekten zur ökologisch nachhaltigen und sozial gerechten Waldnutzung. Erst habe ich mit der (FPCD) gearbeitet, später war ich habe lange beim WWF.

Gemeinsam mit Dörfern und Gemeinschaften in ganz Papua-Neuguinea haben wir Entwicklungsprojekte angestoßen und die Gemeinden auch weiterhin beraten. Ein klares Ziel war immer die informed decision, die wohlinformierte Entscheidung durch die Bewohner selber, für oder eben gegen Logging.

Florian Asis Schulz: Warum bist du zu Greenpeace gekommen?

Sam Moko: Wir haben gute Arbeit gemacht, aber Greenpeace hatte eine lautere Stimme. Ich möchte aktive Kampagnenarbeit machen, mich laut gegen industrielle Waldnutzung und für Iko-Forestri in Papua-Neuguinea ausprechen. Greenpeace hat hier in Papua-Neuguinea bisher schon einige Erfolge gegen Großprojekte erzielen können. Ich arbeite seit Januar 2005 hier im Büro.

Florian Asis Schulz: Was kannst Du mir über das aktuelle Projekt am Murraysee sagen, über die GFRS - die Global Forest Rescue Station?

Sam Moko: Oh, das Projekt am Murraysee in der Western-Provinz ist Teil eines Langzeitprojektes. Schon seit 10 bis 15 Jahren arbeitet Greenpeace mit Gemeinschaften im Pazifik. In Papua-Neuguinea und auf den Salomoninseln wurden bereits Gemeinschaftsprojekte zur ökologischen Waldnutzung initiert und laufen jetzt selbstständig. Im Rahmen dieses Projektes wollen nun Landbesitzer vom Murraysee aus der Western-Provinz eigene Iko-Forestri-Projekte starten.

Mit Hilfe der Urwaldschutzstation will Greenpeace Iko-Forestri als machbare Alternative zur industriellen und zerstörerischen Waldnutzung vorstellen und bekannter machen. Wir wollen anderen Landbesitzern zeigen, dass es möglich ist, sich gegen industrielle Logging-Unternehmen zu wehren, den eigenen Wald zu erhalten und zu schützen und dennoch gut davon zu leben.

Insbesondere die Western-Provinz ist von Waldrodung bedroht, die Regierung hat Konzessionen für drei große Gebiete der Provinz vergeben.

Florian Asis Schulz: Was bedeutet Demarkation? Warum müssen die Gemeinschaften, Clans die Grenzen ihre Landstücke kennzeichen?

Sam Moko: Das Land gehört den Menschen und Völkern, die auf ihm leben. Das Land einer Gemeinschaft, eines Clans muss gekennzeichnet werden, um Verwirrungen und Streitigkeiten mit den benachbarten Clans zu verhindern und um ein Gemeinschaftsprojekt auf eigenem Land anmelden zu können.

In diesem Projekt sind alle benachbarten Clans zusammengekommen und werden gemeinsam ihre Grenzen markieren. Für die Clans der Gegend bleiben im Nachhinein aber trotzdem die Nutzungsrechte für das ganze Land erhalten, das heißt, sie werden dort nach wie vor jagen, siedeln und anpflanzen dürfen.

Florian Asis Schulz: Was bedeutet Iko-Forestri für die Menschen hier?

Sam Moko: Die Menschen betreiben eine kleinteilige Waldwirtschaft, fällen selber und verarbeiten die Bäume direkt vor Ort weiter. Die Projekte werden von den Menschen selber betreut und geleitet, sie erwerben weitere Fähigkeiten und nehmen Geld ein. Durch den eigenen Vertrieb bringt ein Stamm vier- bis zehnmal mehr Geld ein als bei der Vergabe der Flächen an Großwaldwirtschaftsunternehmen.

Darüber hinaus wird der Wald gepflegt und geschützt und für ihre Kinder erhalten. Für die Menschen hier ist Iko-Forestri also eine echte Alternative zur großindustriellen Waldwirtschaft. Es ist aber ein langwieriger Prozess, bis sich ein Projekt etabliert hat. Alle müssen zusammenarbeiten.

Florian Asis Schulz: Wie kam dieses Community-Projekt in der Western-Provinz zustande?

Sam Moko: Ursprünglich haben sich Landbesitzer der Region rund um den Murraysee zur Lake Murray Ressource Owners Association (LMROA) zusammengeschlossen, um sich gemeinsam vor Gericht gegen Konzessionen für Waldrodungen auf ihrem Land wehren zu können. Auf der Suche nach Alternativen schlossen sich die Landbesitzer der Western Community Conservation Coalition (WCCC) in der Western-Provinz an.

Greenpeace ist ein Mitglied dieser Koalition und hilft bei der Koordination verschiedenster NGOs und lokaler Gruppen. Zusammen mit der WCCC haben die Landeigner sich dazu entschlossen, in ihren Dörfern Projekte zur ökologisch und sozial gerechten Waldnutzung anzustoßen.

Das Projekt beinhaltet zum Beispiel verschiedene Trainings zur Waldwirtschaft und zur Ernte von Nicht-Holz-Waldprodukten. Außerdem veranstaltet die WCCC Trainings an einer wokabaut somil, einer tragbaren Sägemühle.

Florian Asis Schulz: Was können die Menschen westlicher Länder machen, um Initiativen wie diese zu unterstützen?

Sam Moko: It's not about money, but about awareness. Es geht nicht um Geld, wir wollen keine Spenden. Viel wichtiger ist, dass diesen Regionen der Welt und den Problemen der Waldzerstörung Beachtung geschenkt wird. Die Menschen sollen wissen, wo Papua-Neuguinea liegt und was hier passiert. Einge der letzten großen intakten Waldgebiete der Welt, wie zum Beispiel die Western-Provinz in Papua-Neuguinea, werden direkt von industrieller Abholzung bedroht. Und die Menschen hier wehren sich.

  • Papua-Neuguinea: Mann neben einem Urwaldriesen

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