Gemeinsam gegen skrupellose Urwaldrodung
- Ein Artikel von Sigrid Totz
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Im brasilianischen Bundesstaat Pará haben Greenpeace-Aktivisten und Gemeindevertreter am Wochenende gegen die Zerstörung eines Urwaldschutzgebiets protestiert. Sie stellten einen sechs Meter großen aufblasbaren Bullen auf dem illegal entwaldeten Land auf. Rinderzüchter hatten das Gelände gerodet, um Weideland zu gewinnen.
Das zerstörte Land gehört zum Forever Green-Urwald. Der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva ernannte dieses Waldgebiet bereits vor vier Jahren zum Sammlerreservat, setzte die Einrichtung des 1,2 Millionen Hektar großen Schutzgebietes aber nie um.
Sammlergebiete spielen im brasilianischen Schutzgebietssystem eine wichtige Rolle. Sie dienen in erster Linie dazu, die Lebensgrundlagen der indigenen Urwaldgemeinden zu schützen, ihre traditionelle, nachhaltige Bewirtschaft des Waldes und ihre kulturellen Werte.
Auf einem Treffen am 17. und 18. Januar berichteten Vertreter der um Porto de Moz ansässigen Gemeinden von etlichen Problemen, die durch die fehlende Umsetzung entstanden seien. So wurde 2006 für das Gemeindemanagement eine soziale und ökonomische Bewertung des Sammlergebiets durchgeführt, aber nie veröffentlicht.
Desweiteren sind die Grenzen des geplanten Schutzgebiets nicht markiert. Die Landbesitzfrage ist ungeklärt. Die brasilianische Behörde INCRA, zuständig für die Landreform, versprach 2005, Geld bereitzustellen. Es kam bis heute nicht. In der Stadt Porto de Moz sollte ein Verwaltungsgebäude für das Schutzgebiet entstehen. Das Gebäude ist vorhanden, es wurde von der Marine zur Verfügung gestellt. Eine Schutzgebietsverwaltung ist dort nicht zu finden.
Nicht zuletzt geht auch das illegale Treiben weiter, dem mit der Maßnahme gerade Einhalt geboten werden sollte. Der Urwald wird für Weideland gerodet. Wilderei und illegale Fischerei sind gang und gäbe. Die Eindringlinge scheren sich nicht um die Landrechte der indigenen Waldgemeinden. Die zuständigen brasilianischen Behördenvertreter lassen sich nur selten in Porto de Moz blicken.
Das Schutzgebiet hat in nur vier Jahren rund 40.000 Hektar Land durch illegale Aktivitäten verloren. Hinzu kommen neue illegal gerodete Flächen innerhalb des Reservats, die Greenpeace erst kürzlich bei einem Überflug entdeckte.
Der brasilianischen Regierung fehlt es an Verantwortungsbewusstsein, lautet das bittere Fazit von Raimundo Ribeiro da Silva, Präsident des Verbands der Gemeinden im Forever Green-Sammlerreservat. Die Menschen, die hier leben, verdienen Respekt. Das ist ein Appell. Wir fühlen uns von den Behörden verlassen. Als Präsident Lula die Wahl gewann, sagte er, Hoffnung habe über Angst gesiegt. Was jetzt passiert, ist das Gegenteil: Angst siegt über Hoffnung.
Auch Tobias Riedl, Waldexperte bei Greenpeace, appelliert an die brasilianische Regierung: Sammlereservate, wie das bei Porto de Moz, bieten den Menschen die Möglichkeit, mit und vom Wald zu leben, ohne ihn zu zerstören. Doch solange Reservate nur auf dem Papier existieren, werden sie einfach plattgemacht um Platz für Rinderweiden zu schaffen. Die brasilianische Regierung muss den Schutz des Waldes endlich ernstnehmen und Alternativen zur Zerstörung fördern und unterstützen.