Erfolg im Kampf gegen illegalen Goldabbau
Illegale Goldgräber zerstören immer mehr Regenwald und damit die Lebensgrundlage indigener Gemeinschaften. Auf Druck von Greenpeace liefert Hyundai nun keine Bagger mehr.
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Illegale Goldgräber graben sich - vor allem mit den Baggern des koreanischen Herstellers Hyundai Construction Equipment (HCE) - immer weiter durch den Regenwald und zerstören so die natürliche Lebensgrundlage indigener Gemeinschaften. Wer profitiert vom illegalen Goldabbau im Amazonasgebiet? Es sind nur wenige, doch viele Menschen vor Ort leiden darunter.
Die Folgen für Mensch und Natur sind vernichtend. HCE trägt durch den Verkauf dieser Großmaschinen dazu bei, dass der Abbau seit Jahren dramatisch steigt. Besonders betroffene indigene Gemeinschaften, die Kayapó, Munduruku und Yanomami versuchen dies gemeinsam mit Greenpeace zu stoppen. Zusammen haben sie Druck auf den Konzern ausgeübt und dafür gesorgt, dass Hyundai den Verkauf von Baggern an die illegalen Goldgräber einstellt. Waldexpertin Gesche Jürgens hat in den letzten Monaten die Arbeit der brasilianischen Kolleg:innen unterstützt und die Kampagne koordiniert. Sie erzählt von dem Erfolg, den illegalen Goldabbau einzudämmen.
Greenpeace: Warum habt ihr euch gerade mit den Baggern beschäftigt?
Gesche Jürgens: Vor Nutzung der Maschinen benötigten drei Personen 40 Tage für die zerstörerische Arbeit, die nun ein Mensch mit einem Bagger in 24 Stunden erledigen kann. Die Maschinen ermöglichen also eine dramatische Beschleunigung der Zerstörung.
Greenpeace: Wie hat Hyundai HCE dazu beigetragen, dass der illegale Goldabbau im Amazonasgebiet zunahm?
Gesche Jürgens: Wir haben uns genauer angesehen, was das überhaupt für Maschinen sind, die da zum Einsatz kommen. Die Recherche-Kolleg:innen von Greenpeace Brasilien und Greenpeace Ostasien haben zwischen 2021 und 2023 176 Hydraulikbagger in den indigenen Gebieten Kayapó, Munduruku und Yanomami dokumentiert. In diesen drei Gebieten findet fast der gesamte illegale Bergbau im brasilianischen Amazonasgebiet statt. Und die südkoreanische Firma Hyundai Construction Equipment hat 43 Prozent der dokumentierten Maschinen hergestellt. Damit ist die Marke bei den illegalen Bergleuten am beliebtesten und das offenbar nicht zufällig: Unsere Recherche hat ergeben, dass die Vertragshändler von HCE gezielt Niederlassungen in der Nähe der indigenen Gebiete errichtet haben, die am stärksten vom illegalen Goldabbau betroffen sind. In einem lokalen Fernsehinterview sagte ein Vertreter eines HCE-Vertragshändlers, er habe "die Koreaner überzeugt, in eine Region zu investieren, die für ihren informellen oder illegalen Goldabbau bekannt ist".
Greenpeace: Welche Folgen hat der illegale Goldabbau für die Umwelt und die Menschen vor Ort?
Gesche Jürgens: Ein Teil des illegalen Goldabbaus im brasilianischen Amazonasgebiet findet direkt in Flüssen, genauer gesagt, in den Sedimenten des Flussbettes statt - aber zunehmend auch in Waldgebieten. In Gegenden, in denen die Menschen Gold vermuten, holzen sie den Wald ab und graben mit den Maschinen Löcher. Das allein schafft bereits eine enorme Zerstörung. Aber zudem setzen sie, um das Gold zu binden, Quecksilber ein. Dies gelangt in die Umwelt und ist enorm schädlich für Tiere und Menschen. Ein Beispiel: Fische im Fluss nehmen Quecksilber auf und werden wiederum von Menschen gefangen und gegessen. Und so gelangt Quecksilber sogar bis in die Muttermilch stillender Frauen und kann die Gesundheit ungeborener Kinder erheblich beeinträchtigen. Am 24. Januar 2023 rief die brasilianische Regierung den medizinischen Notstand im Gebiet der Yanomani aus, nachdem hunderte indigene Kinder an Unterernährung starben. Das ist einfach nur fürchterlich. Erneut sehen wir, dass viele Menschen für Gewinne weniger Menschen leiden.
Greenpeace: Wie haben die Indigenen und Greenpeace zusammengearbeitet, um Hyundai Construction Equipment zum Handeln zu bewegen?
Gesche Jürgens: Wir konnten mit unserer Dokumentation zeigen, dass die Bagger, die sie herstellen, von illegalen Bergleuten benutzt werden, um den Wald und die Flüsse zu zerstören. Um Druck auf das Unternehmen auszuüben, sind mein Kollege Danicley von Greenpeace Brasilien sowie Doto Takak Ire, ein indigener Anführer der Kayapó-Gemeinschaft, extra nach Seoul in Südkorea gereist. Dort haben sie die Firma gemeinsam mit meinem Kollegen Daul von Greenpeace Ostasien auf einer Pressekonferenz mit den Rechercheergebnissen konfrontiert. Direkt im Anschluss haben Greenpeace-Aktive in Brasilien vor der Fabrik demonstriert, wo Hyundai Construction Equipment diese Bagger herstellt, und gefordert, dass das Unternehmen den Verkauf von Baggern an illegale Bergleute stoppen solle.
Greenpeace: Wie hast du den Protest erlebt?
Gesche Jürgens: Ich bin gerade für ein paar Monate an das brasilianische Büro ausgeliehen, weil ich viel internationale Kampagnenerfahrung habe und portugiesisch spreche. Und so habe ich dann die Koordination der Kampagne sowohl in Brasilien als auch die internationale Abstimmung mit den Kolleg:innen von Greenpeace Ostasien übernommen und dafür gesorgt, dass alles so reibungslos wie möglich ablief. Es war echt stressig, aber auch toll zu sehen, wie alles geklappt hat, was wir uns vorgenommen haben.
Greenpeace: Was habt Ihr denn erreicht?
Gesche Jürgens: HCE hat in einer öffentlichen Erklärung anerkannt, dass die Zerstörung des Amazonasgebiets und die Verletzung der Lebensweise indigener Gemeinschaften ein ernstes Problem ist, und hat versprochen, Anstrengungen zum Schutz des Amazonasgebiets zu unternehmen. Das Unternehmen wird den Verkauf seiner Bagger und anderer schwerer Maschinen in den Bundesstaaten Amazonas, Roraima und Pará, in denen sich die indigenen Gebiete der Kayapó, Munduruku und Yanomami befinden, einstellen und auch die Wartung und Lieferung von Ersatzteilen in der Region stoppen. Darüber hinaus hat HCE den Vertrag mit dem Vertragshändler BMG gekündigt, der Geschäfte mit illegalen Bergleuten abschließt. HCE hat sich auch verpflichtet, alles Mögliche zu tun, um den Amazonas und die indigenen Gemeinschaften zu schützen. Mein Kollege Danicley wird die Umsetzung dieser Versprechen eng begleiten. Wenn die Firma ihre Ankündigungen konsequent umsetzt, ist das ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Greenpeace: Was bedeutet dieser Erfolg für die Umwelt und die Indigenen?
Gesche Jürgens: Das ist ein Meilenstein im Kampf gegen den illegalen Goldabbau und für die territoriale Souveränität der Indigenen. Es zeigt, dass öffentlicher Druck funktioniert und große Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden können. Jetzt ist es wichtig, dass auch andere Hersteller mitziehen und verhindern, dass ihre Maschinen für die Zerstörung der Umwelt und der indigenen Lebensweise eingesetzt werden. Außerdem ist die brasilianische Regierung gefordert, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um nicht nur die illegalen Bergleute aus den Gebiete Indigener umgehend zu entfernen, sondern auch umweltverträgliche Einkommensmöglichkeiten in der Amazonas-Region zu schaffen. Greenpeace wird sich, zusammen mit unseren indigenen Partner:innen, weiter gegen den illegalen Goldabbau und andere Treiber der Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes einsetzen. In diesem Sinne auch ein riesiges Dankeschön an alle Menschen, die unsere Arbeit ermöglichen!