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Torf aus der Cuvette Centrale im Kongobecken
Simon Lewis / University of Leeds

Riesiges Torfmoor im Kongo wird erforscht

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Die Entsprechung von drei Jahren fossilen CO2-Emissionen - weltweit - lagert unter der Erde im Kongo. „Cuvette Centrale“ schützt so das Klima - doch die politische Lage bereitet Sorgen.

Torfmoore schützen das Klima: einfach indem sie Kohlenstoff binden, das sonst als CO2 in die Atmosphäre gelangen würde. Darum ist die Entdeckung eines gigantischen intakten Kohlenstoffreservoirs im Kongobecken erst einmal eine gute Nachricht. Etwa 30 Milliarden Tonnen Kohlenstoff ruhen hier als Torf unter der Erde – in Kohlenstoffdioxid umgewandelt, entspräche das den weltweiten Emissionen von fossilen Energieträgern von drei Jahren – oder denen der USA in zwei Jahrzehnten. Gleichzeitig ist das eine besorgniserregende Nachricht: Nur wenn das Gebiet im Urwald unter Schutz gestellt wird, ist gewährleistet, dass der gespeicherte Kohlenstoff nicht in die Atmosphäre gelangt.

Das Torfmoor, genannt Cuvette Centrale (französisch für „zentrales Becken“), wurde schon vor fünf Jahren entdeckt. Es liegt im Kongobecken und in zwei afrikanischen Staaten: in der Republik Kongo und der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Nach weiterer Erforschung veröffentlichten Wissenschaftler der Universität Leeds und London nun neue Daten im Wissenschaftsmagazin Nature.

Geballter Kohlenstoff

Für die Wissenschaftler überraschend: Das Gebiet ist mit rund 145.500 Quadratkilometern 16-mal größer als bisher angenommen – mehr als doppelt so groß wie Bayern. Zwar macht es lediglich vier Prozent der Waldfläche im Kongobecken aus, doch die haben es buchstäblich in sich. Unter der Erde lagert dort genauso viel Kohlenstoff wie oberirdisch in den Wäldern der restlichen 96 Prozent. Das Torfmoor ist ein Kohlenstoffspeicher, der sich seit über 11.000 Jahren durch Totholz und absterbende Biomasse aufgebaut hat.

„Torfmoore sind nur dann eine Ressource im Kampf gegen den Klimawandel, wenn sie erhalten bleiben“, sagt  Dr. Simon Lewis von der Universität Leeds, der die aktuelle Studie mitverfasst hat. Der Koautor der Studie, Dr. Ifo Suspense von der Université Marien Ngouabi in Brazzaville, hofft, dass die Umweltschutzrichtlinien in den Ländern des Kongobecken nachgebessert werden, wenn das Moor weiter erforscht wird: “Die Instandhaltung und der Schutz von diesen Torfmooren, neben dem Schutz unser Wälder, könnte Zentralafrikas große Beteiligung an den internationalen Klimaschutzbemühungen sein.“

200 Millionen Euro für den Waldschutz

Das hoffen auch die Entwicklungspolitiker im Bundesministerium für internationale Zusammenarbeit (BMZ) in Bonn. Sie unterstützen die Central African Forest Initiative der Kongoländer, kurz CAFI, beim Schutz ihrer Wälder. Im Oktober 2016 wurden 40 Millionen Euro, Teil eines 200-Millionen-Euro-Programms, für den Schutz der Wälder an die Demokratische Republik Kongo freigegeben.

Doch ob die Mittel gut angelegt sind, ist derzeit völlig unklar. Die Behörden in der DRC können zurzeit kaum garantieren, dass das 2002 verhandelte Einschlagsmoratorium zum Schutz der Wälder auch eingehalten wird. Greenpeace hatte im letzten Juli aufgedeckt, dass der ehemalige Umweltminister Bienvenu Liyota Ndjoli Einschlagskonzessionen von 650.000 Hektar Größe vergeben hatte – ein klarer Bruch des Moratoriums. Ein weiterer Skandal wurde erst vor kurzem bekannt.

Illegale Forstkonzessionen für die Regierung

Denn der Nachfolger im Amt des Umweltministers machte offenbar in derselben Tradition weiter: Im September letzten Jahres, also einige Wochen vor der Zahlung von 40 Millionen Euro an die DRC-Regierung zum Schutz der Urwälder, vergab der damalige Umweltminister Robert Bopolo Mbongeza Parlamentsmitgliedern – darunter einem Berater des Präsidenten Joseph Kabila – die Erlaubnis in verschiedenen Waldgebieten Holz zu schlagen, auf einer Fläche von insgesamt 4000 Quadratkilometern. Regierungsmitglieder des DRC brechen demnach wissentlich ihr eigenes Moratorium.

„Deutschland und das  BMZ müssen mit den Partnern in der Central African Forest Initiative eine unabhängige Ermittlung dieser skandalösen Umstände einfordern“, sagt Jannes Stoppel, Greenpeace-Experte für Wald und Klima. „Solange dies nicht gewährleistet ist, sollten vorerst keine weiteren Gelder des CAFI-Programms an die DRC ausgeschüttet werden.“ Die strikte Umsetzung des Moratoriums muss die Grundlage für eine internationale Unterstützung des Waldschutzes in der DRC sein.

Wie die internationale Entwicklungszusammenarbeit für Klimaschutz im Wald noch verbessert werden kann, hat Greenpeace zusammen mit der Universität Freiburg 2015 untersucht. Es ist eine Mammut-Aufgabe für alle Beteiligten – aber ohne Alternative, da die Urwälder des Kongobeckens und das Cuvette Centrale nur mit internationaler Hilfe geschützt werden können.

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