Dürre im Amazonasbecken
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Im Amazonasgebiet herrscht eine historische Dürre. Und das im Gebiet eines Regenwaldes! Greenpeace Brasilien versucht zu helfen.
Wer an den Amazonas-Regenwald denkt, hat vielleicht tropische Landschaften vor Augen, in denen es von Leben wimmelt und die von einem Netz majestätischer Flüsse durchzogen sind. Doch eine historische Dürre in der Region bedroht das Leben von Hunderttausenden von Menschen, insbesondere von indigenen und traditionellen Gemeinschaften.
Das Leben im Amazonasgebiet ist durch das Steigen und Fallen des Wasserspiegels der Flüsse bestimmt, was von Natur aus in regelmäßigen Zyklen geschieht. In der Trockenzeit zwischen Juli und Oktober sinkt der Pegel der Flüsse aufgrund der geringeren Niederschläge. In diesem Jahr ist es möglich, dass viele Flüsse im Amazonasgebiet einen der niedrigsten Pegelstände in der Geschichte erreichen werden.
Die Flüsse sind Lebensgrundlage der Menschen in der Region. Über sie gelangen Lebensmittel, Medikamente und andere Güter in Städte, Gemeinden und Gemeinschaften. Aufgrund der starken Dürre ist der Wasserstand vieler Flüsse jedoch so niedrig, dass die Boote nicht mehr fahren können, was teilweise den Zugang zur Grundversorgung unmöglich macht. Darüber hinaus sind die Flüsse auch die Hauptnahrungsquelle in einer Region, die stark von Fischfang abhängig ist. Doch nun sind einige Gewässer vollständig ausgetrocknet und eine trostlose Landschaft mit Tausenden aufgrund von Wasser- oder Sauerstoffmangel verendeten Tieren ist entstanden. Fotos von toten rosa Delfinen gingen in den vergangenen Wochen viral. Trinkwasservorräte sind verunreinigt oder knapp.
Eine Ursache für die verschärften Dürren ist die Klimakrise, in diesem Jahr sorgt zusätzlich das Wetterphänomen El Niño für nochmal heißeres Wetter. In Brasilien und überall auf der Welt trifft die Klimakrise bereits Millionen von Menschen, insbesondere ohnehin schon gefährdete Bevölkerungsgruppen.
Für 49 % der brasilianischen Treibhausgasemissionen sind Brände und Waldvernichtung verantwortlich, das heißt, Brasilien ist hier gleichzeitig Verursacher und leidtragend. Obwohl die Abholzung im Amazonasgebiet in diesem Jahr deutlich zurückgegangen ist, gibt es immer noch eine hohe Zahl von Bränden, vor allem in den Gebieten, in denen die Trockenheit am stärksten ist. Diese Brände haben neben ihrem Beitrag zur Klimakrise direkte Auswirkungen auf die Gesundheit der lokalen Bevölkerung, die mit einer Kombination aus hohen Temperaturen, Dürre und Luftverschmutzung zu kämpfen hat. Der Stopp der Waldzerstörung ist somit der größte Beitrag, den Brasilien leisten kann, um die Auswirkungen der Klimakrise abzumildern und die Zunahmegeschwindigkeit und Intensität der aktuellen und zukünftigen extremen Wetterereignisse im Land zu verlangsamen.
Wie Greenpeace Brasilien bei der aktuellen Dürre im Amazonasgebiet hilft
Alle Maßnahmen gegen die Abholzung wirken nicht sofort, doch die Menschen brauchen dringend jetzt Unterstützung. Aus diesem Grund hat Greenpeace Brasilien eine Task Force namens Wings of Emergency organisiert, die per Flugzeug Lebensmittel, Wasser und andere grundlegende Ressourcen an die betroffenen Gemeinden im Amazonasgebiet liefert. In der ersten Oktoberwoche hat die Task Force zum Beispiel drei Tonnen Lebensmittel und Ressourcen an die Bevölkerung in der Region geliefert.
Wings of Emergency unterstützt auch die lokale Organisation Mamirauá Institute logistisch, die in einer Task Force mit anderen Partnerorganisationen wie dem WWF und ICMBio eine weitere Katastrophe für die biologische Vielfalt in der Region verhindern will. Expert:innen analysieren das Ausmaß der Situation und helfen lebendig gefundenen Tieren. Greenpeace Brasilien unterstützt hierbei logistisch.
Deutschlands Verantwortung bei Brasiliens Dürre
Die Klimakrise hat Auswirkungen auf Millionen von Menschen und die biologische Vielfalt auf der ganzen Welt. Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren. Die politischen Entscheidungsträger:innen der Welt müssen Maßnahmen ergreifen, um noch gefährlichere extreme Wetterereignisse zu verhindern.
Auch Deutschland hat mehr mit der Zerstörung und der Dürre in Amazonien zu tun als es scheint. Denn viele Produkte, für die Natur zerstört wird, landen auch hier in unseren Supermarkt Regalen oder werden von der Industrie verarbeitet: Rindfleisch, Futtersoja, Eisenerz, Gold.
Zwar hat die Bundesregierung die finanzielle Unterstützung für mehr Waldschutz in Amazonien wieder aufgenommen (unter Bolsonaro wurden die Gelder gestoppt), doch gleichzeitig treibt sie ein Handelsabkommmen voran, welches die Zerstörung befeuern würde: Das geplante EU-Mercosur-Abkommen ist ein naturfeindliches, veraltetes und neokoloniales Abkommen. Es fördert Produkte und Industrien, die das Klima anheizen und die Natur zerstören. Profitieren würden auch große deutsche Unternehmen, darunter Pestizidhersteller wie Bayer und BASF und Autokonzerne wie Volkswagen, sowie die Agrarindustrie in Südamerika. Auf der Seite der Verlierer stehen bei dem Abkommen die Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks, Klima und Natur.