Ein Konzern setzt auf Gentechnik und ignoriert Konsumentenpost
- Nachricht
Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert
Die Molkerei Weihenstephan hat endlich den Briefkasten, der ihr gebührt: Gen-Milch Molkerei Weihenstephan stand am Donnerstagmorgen auf dem Firmenschild. Weihenstephan weigert sich seit Mai, die Protestbriefe von Verbraucher:innen gegen Gen-Milch anzunehmen. Nun hatten Greenpeace-Aktive die Initiative ergriffen und einen zweieinhalb Meter hohen Briefkasten samt Inhalt vor der Firmenzentrale in Freising einbetoniert.
Anstatt die Post zu entnehmen, ließ Weihenstephan den Briefkasten jedoch mit Hilfe der Feuerwehr abbauen. Diese hat den Postkasten dann auch samt Inhalt mitgenommen. Wo die Briefe jetzt sind? Keiner weiß es. Von Weihenstephan war bisher niemand zu einer Stellungnahme bereit. Auch die neuen Firmenschilder mit der Aufschrift Gen-Milch Molkerei Weihenstephan wurden entfernt.
In den unerwünschten Briefen äußern viele Konsument:innen ihre Meinung. Sie wollen keine Verfütterung von Gen-Pflanzen an Milchkühe. Und sie sind bereit, dafür tiefer in die Tasche zu greifen: Jedem Umschlag liegt ein Cent bei. Diese minimale Summe entspricht der preislichen Differenz, die ein Liter Milch teurer würde, wenn die Kühe mit gentechnikfreiem Futter versorgt werden.
Im Mai hatten Greenpeace-Aktive bereits versucht, der Molkerei 4.000 Protestschreiben zu übergeben. Auch damals zeigte die Firma kein Interesse an der Meinung von Verbraucher:innen. Noch besser: In einem offenen Brief behauptete Weihenstephan sogar, die Absender seien keine Verbraucher:innen. Schon vor dieser ersten versuchten Briefübergabe hatten mehrere zehntausend Verbraucher mit Emails, Postkarten und Briefen für eine gentechnikfreie Fütterung protestiert. Laut einer Greenpeace-Umfrage sind 80 Prozent der Verbraucher:innen bereit, den zusätzlichen Cent zu zahlen, den die gentechnikfreie Fütterung pro Liter kosten würde.
Die Konkurrenz schläft nicht. Campinas Marke Landliebe bewirbt ihre H- und Frischmilch mit der Kennzeichnung "Ohne Gentechnik". So konnten bei Campina die Verkaufszahlen in den ersten vier Monaten dieses Jahres um 10 bzw. 3,9 Prozent gesteigert werden. Und das, obwohl der Markt derzeit rückläufig ist. Gentechnikfreie Fütterung der Milchkühe ist also nicht nur machbar, sie lohnt sich auch wirtschaftlich.
Gen-Soja: Eine große Gefahr
Die Genmanipulation von Pflanzen ist mit hohem Risiko verbunden. Mit dem Eingriff in die Pflanze können unerwünschte Stoffe mit schwierigen Nebenwirkungen entstehen.
Außerdem lassen sich die großen Agrarkonzerne die Gen-Soja sogar patentieren. Dadurch vergrößern sie die Abhängigkeit der südamerikanischen Bauern. Diese können nicht einfach mit dem Ertrag des einen Jahres im nächsten Jahr wieder aussäen. Da sie ja nur die Rechte am Samen für eine einzige Aussaat gekauft haben. Davon abgesehen sind die Folgen, die aus gentechnisch verändertem Saatgut entstehen, unabsehbar: Oft ist es nicht möglich, vorauszusehen wie sich die genmanipulierte Soja weiterentwickelt.
Gen-Soja wird stärker gespritzt als herkömmliche Soja. Zudem trägt die Pflanze wesentlich zur Urwaldzerstörung bei. Riesige Flächen wurden gerodet, um Platz für ihren Anbau zu schaffen. Dabei gefährden die giftigen Spritzmittel die im Urwald beheimateten Menschen. Die Chemikalien verunreinigen ihr Trinkwasser und bedrohen die Pflanzenvielfalt.
Eine Molkerei wie Weihenstphan, die Gen-Futter bei ihren Lieferanten duldet, nimmt solche Nebenwirkungen auf Mensch und Natur billigend in Kauf. Gleichzeitig scheint sie an möglichen Nachwirkungen des Einsatzes genmanipulierter Pflanzen im Tierfutter auf unsere Gesundheit kein Interesse zu haben - ebenso wie sie gerne Verbraucherwünsche ignoriert.