Widerspruch gegen Gen-Raps
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Ausgerechnet Raps: Keine andere Pflanze verbreitet sich so leicht. Die Pollen der leuchtend gelben Ölpflanze können kilometerweit fliegen und sich mit anderen Kulturpflanzen und Wildkräutern kreuzen.
Rapssamen überdauern bis zu zehn Jahre im Boden. So auch ein gentechnisch veränderter Clearfield-Raps der Firma Cibus, die mit BASF kooperiert. Clearfield bedeutet: Ein von störendem Unkraut gesäubertes Feld. Chemieduschen mit einem BASF-Herbizid sorgen für solch vermeintlich saubere Felder – das übersteht nur der Gen-Raps.
Nach dem Willen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) soll dieser Raps auch in Deutschland aufs Feld – er wäre nicht eindeutig gentechnisch verändert, so das Amt. Gemeinsam mit anderen Verbänden, Organisationen und Unternehmen hat Greenpeace beim BVL Widerspruch gegen diese Bewertung des Gen-Rapses eingelegt.
Ohne Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung auf den Acker
„Gen-Raps ist aus der Umwelt nicht rückholbar“, sagt Dirk Zimmermann, Greenpeace-Experte für Gentechnik. „Die Freisetzung des Cibus-Rapses wäre eine Bedrohung für die gentechnikfreie, konventionelle wie biologische Land- und Lebensmittelwirtschaft.“
Bisher stuft das BVL den Raps „nicht als Gentechnik im Sinne des Gentechnikgesetzes“ ein. Mit diesem Freifahrtschein könnte der Herbizid resistente Raps ohne Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung angebaut werden. Der Raps ist ein Präzedenzfall für das neue sogenannte „Genome Editing“: Bei der Oligonukleotid-gerichteten Mutagenese (ODM-Technik) werden kurze Abschnitte der Erbsubstanz (DNA) synthetisch im Labor nachgebaut und mit zusätzlichen Eigenschaften versehen – zum Beispiel einer Herbizid-Resistenz. Die synthetischen DNA-Abschnitte (Oligonukleotide) werden in die Zellen eingeschleust und verändern das Erbgut.
„Die Oligonukleotid-Züchtungstechnik wird angewandt, bevor eine systematische Sicherheits- und Risikobewertung stattgefunden hat“, sagt Zimmermann. „Pflanzen, die mit neuen Gentechnikverfahren entwickelt wurden, dürfen deshalb nicht auf den Acker.“
Freisetzung von Gen-Raps stoppen
Nach Einschätzung der am Widerspruch beteiligten Verbände überschreitet das BVL mit seiner Einschätzung nicht nur seine Kompetenzen, sondern droht auch einen gefährlichen Präzedenzfall zu schaffen. Sie appellieren an Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), die Freisetzung zu stoppen und veröffentlichen heute ein gemeinsames Forderungspapier. Zu neuen gentechnischen Züchtungsmethoden haben sich die Verbände bereits im vergangenen Jahr positioniert.
Eine zentrale Forderung der Landwirtschaftskampagne von Greenpeace ist das weltweite Anbauverbot für Herbizid resistente Gen-Pflanzen. Studien unabhängiger Wissenschaftler zeigen, dass ihr Anbau zur Bildung resistenter Unkräuter und einem vermehrten Pestizideinsatz führt. Der Einsatz von Agrochemikalien wie Glyphosat bedroht zudem die Artenvielfalt. Mit immer mehr Gift versuchen Landwirte, die resistenten „Superunkräuter“ in den Griff zu bekommen. Auch bei Clearfield-Pflanzen ist mit dieser Entwicklung zu rechnen: Schon heute haben zahlreiche Unkräuter Resistenzen gegen die verwendeten Herbizide.