Erfolg für Greenpeace-Kampagne
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Der Weg zur neuen Verordnung war lang. Greenpeace und PAN konnten immer wieder belegen, dass die bisherigen Vorgaben für erlaubte Pestizid-Rückstände in Europa viel zu lasch waren. In einem Kilo Tafeltrauben waren beispielsweise bis zu 5 Milligramm des hormonell wirksamen Fungizids Procymidon gestattet, obwohl die Grenze für ein gesundheitlich akzeptables Risiko damit 30 Mal überschritten wurde. Mit der neuen Verordnung werden nun anstatt 5 Milligramm nur noch 0,02 Milligramm Procymidon-Rückstand in einem Kilo Obst erlaubt sein.
Wir begrüßen die Absenkung der Höchstmengen, sagt Manfred Santen, Pestizid-Experte von Greenpeace: Dies ist aber lediglich ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Verordnung berücksichtigt nur einen kleinen Teil der zu beanstandenden Regelungen. Ein zusätzliches Problem sind mögliche Kombinationswirkungen zwischen Pestizid-Wirkstoffen, die bei der Festlegung von Höchstmengen nicht berücksichtigt werden. Greenpeace fordert, dass auch bei Pestizid-Cocktails zum Schutz der Verbraucher nachgebessert wird.
Ein weiteres Problem im Umgang mit Pestizid-Rückständen sind Importe aus dem EU-Ausland. Bei Bohnen, Gurken, Basilikum, Okra, Chili und Koriander sind die geltenden EU-Höchstmengen bereits um das bis zu 5900-fache überschritten worden. Die Risiko-Lebensmittel wurden 2009 bei Kontrollen am Frankfurter Flughafen entdeckt. Nach Angaben des hessischen Verbraucherministeriums fanden sich in jeder fünften Probe Pestizid-Rückstände. Besonders häufig fiel Obst und Gemüse aus Vietnam, Indien, der Türkei, der Dominikanischen Republik, Jordanien und Thailand negativ auf.
Zwanzig Prozent Höchstmengen-Überschreitungen sind nicht hinnehmbar, sagt Santen. Besonders auffällig waren mit dem Insektizid Triazophos stark belastete Okra-Schoten. Das Nervengift ist in der EU verboten. Ein weiteres Nervengift, Methiocarb, wurde in sehr hoher Konzentration in Bohnen und Gurken gefunden.
Der massenhafte Einsatz von Agrargiften schädigt die Gesundheit von Landwirten und Arbeitern in den Anbauländern und der Verbraucher in Europa. Greenpeace fordert deutlich stärkere Importkontrollen, Vorführverpflichtungen und Sanktionsmaßnahmen an Flug- und Seehäfen. Gemeinsam mit PAN arbeitet Greenpeace Vorschläge für Maßnahmen aus, die zur landwirtschaftlichen Pestizidreduktion auch außerhalb Europas beitragen können. Dazu zählen Vorerntekontrollen in den Herkunftsländern sowie die Förderung des dortigen Bioanbaus und dessen Vermarktung. Die Umweltschutzorganisationen fordern zudem Partnerprogramme zur Etablierung höherer Produktionsstandards in Nicht-EU-Ländern (zum Beispiel mit Unterstützung der GTZ oder des PIP-Programms der EU).