Supermarktcheck: Kleine Schritte auf dem Weg zu mehr Tierwohl
- mitwirkende Expert:innen Christiane Huxdorff
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Supermärkte haben mehr Tierwohl angekündigt, doch wie kommt die Umstellung des Fleischsortiments voran? Greenpeace hat beim Handel nachgefragt, Aktivist:innen prüfen die Kennzeichnung.
Schluss mit Billigfleisch und mehr Transparenz für Verbraucher:innen: Dafür sind Ehrenamtliche von Greenpeace jahrelang vor und in die Supermärkte wie Lidl oder Edeka gezogen. Sie hatten Erfolg: Im Jahr 2019 kündigten alle großen Handelsketten an, in Ermangelung einer staatlichen Kennzeichnung ihre Eigenmarken an der Frischfleischtheke freiwillig zu kennzeichnen. Von der schlechtesten Haltungsform 1 bis zu Haltungsform 4 sollen Markierungen auf Verpackungen zeigen, welche Tierhaltung hinter den Produkten steckt. Einige Jahre später kam das Bekenntnis des Handels, zunächst die Haltungsform 1 und bis 2030 auch die Haltungsform 2 auszulisten.
Was ist aus den Versprechungen geworden? Seit 2020 Jahren beobachtet Greenpeace die Umstellung des Fleischsortiments der Supermärkte und befragt sie regelmäßig: Wie sieht das aktuelle Frischfleischsortiment aus? Welche Pläne gibt es für die Zukunft, Billigfleisch aus den Kühlregalen und den Frischetheken zu nehmen? Greenpeace verlässt sich aber nicht ausschließlich auf die Zahlen von Edeka und Co: Immer wieder gehen Aktivist:innen bundesweit in Supermarkt-Filialen und überprüfen stichprobenartig die gemachten Angaben. Denn gerade an den renommierten Fleischtheken ist es mit der versprochenen Transparenz oft vorbei, wenn es um die Kennzeichnung des Fleischs aus schlechter Haltung geht.
Eine Chronologie in Schneckentempo.
2024: Es schleicht voran mit dem Tierwohl, Bedientheke bleibt intransparent
Kleine Fortschritte auf dem Weg zu mehr Tierwohl, Transparenz an der Bedientheke weiterhin oft Fehlanzeige: So lassen sich die Ergebnisse der bereits sechsten Abfrage bei den großen Lebensmitteleinzelhändlern zusammenfassen. Die Supermärkte haben den Anteil an Billigfleisch in ihrem Sortiment schneller als im Vorjahr reduziert. Dennoch macht Fleisch aus den schlechtesten Haltungsformen 1 und 2 trotz des von den Supermärkten angekündigten Ausstiegs bis 2030 immer noch gut 82 Prozent aus (2023: 87 Prozent; 2022: 88 Prozent).
Immerhin: Im Selbstbedienungsbereich zeichnen die Lebensmittelhändler laut Selbstauskunft ihr Frischfleisch inzwischen fast flächendeckend mit der Haltungsform aus. An den Bedientheken hingegen ist jedoch nur ein Drittel der unverarbeiteten Fleischprodukte gekennzeichnet, wie die aktuellen Greenpeace-Checks zeigen. Bei den Vor-Ort-Recherchen schneidet besonders Edeka schlecht ab: Nur etwa zehn Prozent der Ware war als gekennzeichnet sichtbar. Auch wenn es sich um jährliche Stichproben handelt, spiegeln sie wider, was Verbraucher:innen in den Läden vorfinden. „An den renommierten Fleischtheken ist für Kund:innen auch Jahre nach Einführung der Haltungsform kaum ersichtlich, wie die Tiere gehalten wurden, deren Fleisch sie kaufen”, sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace. „Das grenzt an Verbrauchertäuschung.“
2024: Supermarktcheck VI
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HerunterladenWas ist Billigfleisch?
Woran Verbraucher:innen billig produziertes Fleisch erkennen können
Der Preisdruck auf die Landwirtschaft ist enorm. Der Handel will billig einkaufen und anbieten. Um günstig Fleisch produzieren zu können, halten Mastbetriebe viele Tiere auf engem Raum. Die Tiere verbringen ihr kurzes, qualvolles Leben ohne Auslauf, Frischluft oder Möglichkeiten, ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen zu können. Seit 2019 zeigen vier Zahlen in vielen großen Supermarktketten, welche Tierhaltung hinter den Frischfleischprodukten steckt. Die Ziffer 1 der sogenannten Haltungsform steht für den gesetzlichen Mindeststandard, also für Stallhaltung auf engstem Raum ohne Auslauf. Die Haltungsform 4 hingegen steht für eine annähernd artgerechte Tierhaltung. Dazu zählen etwa Fleisch aus der Neuland-Haltung oder ökologisch produziertes Fleisch. Greenpeace stuft die Produktion von Fleisch der Haltungsform 1 und 2 als tierschutzwidrig ein und fordert daher vom gesamten Handel den Ausstieg aus dieser Art der Tierhaltung.
2023: Stillstand beim Tierwohl
Stillstand statt Fortschritt: So lassen sich leider die Ergebnisse der im Juli 2023 veröffentlichten Greenpeace-Abfrage zur freiwilligen Kennzeichnung des Fleischangebots bei den großen deutschen Supermarktketten zusammenfassen. „Hinter den vollmundigen Versprechen der Supermärkte von mehr Tierwohl und klimaschonenden Lebensmitteln versteckt sich im Kühlregal noch immer fast nur Billigfleisch”, sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace. “Um den Umstieg auf besseres Fleisch in den nächsten Jahren wirklich zu erreichen, muss der Handel den Ausbau der Haltungsformen 3 und 4 konsequent verfolgen, anstatt auf die zähe politische Umsetzung der Kennzeichnung zu warten.”
Greenpeace-Supermarktcheck-V-Aktualisierung-August-2023.pdf
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Herunterladen2022: Schleppende Verbesserung
Greenpeace bleibt dran: Die vierte Abfrage zur freiwilligen Kennzeichnung des Fleischangebots der Supermärkte zeigt im Juli 2022: Die großen Lebensmittelhändler verbessern ihr Fleischsortiment nur schleppend. Schon der angekündigte Umstieg von den schlechtesten Haltungsformen 1 und 2 auf solches von besser gehaltenen Tieren kommt kaum voran. So hat sich mit 19 Prozent zwar der Anteil der mit Haltungsform 1 gekennzeichneten Frischfleischprodukte fast halbiert (2021: 34 Prozent).
Der vollständige Wechsel zur Haltungsform 2 bei Schweine- und Geflügelfrischfleisch sollte jedoch eigentlich bereits Ende letzten Jahres abgeschlossen sein - wird bei Aldi Nord, Aldi Süd, Rewe und Penny zum Teil aber wesentlich länger als geplant dauern. “Die Supermärkte locken die Kundschaft weiter mit Billigfleisch in die Läden”, sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. “Um den Umstieg auf besseres Fleisch zu beschleunigen, sollte der Lebensmittelhandel jedoch stärker auf pflanzliche Produkte setzen und den nötigen Wandel zu weniger Fleischkonsum schon jetzt entschlossen vorantreiben.”
GPD-2022-07-Agrarwende-SupermarktcheckIV.pdf
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Herunterladen2021: Edeka gibt Blockade auf
“Billigfleisch ist ein krankes System” machten Greenpeace-Aktive über Jahre unermüdlich deutlich und forderten die Supermärkte auf, kein Fleisch aus tierschutzwidriger Haltung mehr zu verkaufen. 2021 hatte Greenpeace vor allem Edeka im Blick: Denn der umsatzstärkste Lebensmitteleinzelhändler weigerte sich bisher, genaue Pläne zu nennen, ob und wann er Fleisch der Haltungsformen 1 und 2 aus dem Sortiment verbannen würde.
Doch auch die anderen Lebensmitteleinzelhändler blieben unter Beobachtung. Nachdem im Sommer Aldi und anschließend auch Rewe angekündigt hatten, bis 2030 kein Billigfleisch der Haltungsform 1 und 2 mehr zu verkaufen, fragte Greenpeace für den dritten Supermarkt-Check noch einmal bei allen großen Supermärkten nach. Von Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe wollte die Umweltschutzorganisation wissen: Wie sieht das aktuelle Frischfleischsortiment aus? Welche Pläne gibt es für die Zukunft, Billigfleisch aus den Regalen zu nehmen? Und siehe da: In der am 5.11.2021 veröffentlichten Abfrage bekennt Edeka sich dazu - und ebenso Lidl und Netto - langfristig kein Billigfleisch mehr zu verkaufen. Nur bis wann sie das Sortiment umstellen möchten – diese Antwort bleiben alle drei weiter schuldig. Kaufland hat sogar eine generelle Umstellung auf die besseren Haltungsformen 3 und 4 verneint.
Trotzdem gibt es schon jetzt positive Veränderungen im Frischfleischangebot, wie die Greenpeace-Abfrage zeigt: Innerhalb eines Jahres hat sich nach Angaben der befragten Ketten der Anteil der schlechtesten Haltungsform 1 auf 34 Prozent halbiert (Abfrage 2020: 69 Prozent). Dagegen wird mit 55 Prozent mehr als doppelt so viel Frischfleisch der etwas besseren Haltungsform 2 angeboten (2020: 23 Prozent).
(Der Artikel wurde am 5. November 2021 erstveröffentlicht, anschließend aktualisiert.)
3. Supermarkt-Abfrage zu Fleischsortiment und Kennzeichnung
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